Die Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie 1919 macht Schlagzeilen. Einstein wird in der Berliner Illustrirten zur "neuen Größe der Weltgeschichte" ausgerufen. Was fasziniert die Massen am Schöpfer der Relativitätstheorie?
In einer Zeit ökonomischer, politischer und weltanschaulicher Verunsicherung nach dem Ersten Weltkrieg wird die Relativitätstheorie mystifiziert - "alles ist relativ" wird zum Schlagwort. Einsteins Kollege Ernest Rutherford bezeichnet die Relativitätstheorie Anfang der dreißiger Jahre als "großartiges Kunstwerk". Aber auch Einstein selbst wird bereits zu Lebzeiten zum Kunstobjekt und zum Mythos, zu einer Kultfigur des öffentlichen Lebens. Er wird fotografiert, gezeichnet und gemalt. Seine Porträts werden zu Ikonen der Popkultur, sein Gesicht erscheint weltweit auf Briefmarken und Münzen. Einsteins Person wird zur Rolle in Spielfilmen, seine Theorien speisen Vokabular und Denkmodelle der Science Fiction. Zugleich wirft sein Werk immer wieder die Frage auf\: Was ist eigentlich Wissenschaft?
Während Albert Einstein seine Entdeckungen macht, formieren sich auf dem europäischen Kontinent neue Stile der bildenden Kunst. Sie setzen sich mit den Themen Raum, Zeit, Bewegung und Geschwindigkeit auseinander. Die Sprache der Avantgarde-Kunst ist eine andere als die Sprache der Physik. Zwischen den Themen, die Physik und Kunst behandeln, sind jedoch Parallelen auszumachen. Einstein bricht mit den traditionellen Vorstellungen der Physik. Die Kunst der Avantgarde bricht mit den Darstellungstraditionen des 19. Jahrhunderts. Ihre Entwürfe stoßen an die Grenze des Darstellbaren, wie Einsteins Theorien an die Grenze des Vorstellbaren.