# #Mon Aug 09 11:57:49 CEST 2010 Text__igtbcKOcEd-WfYQ0GneCwQ_title=Georg Friedrich Nicolai (1874\u20131964) Text__igtbcKOcEd-WfYQ0GneCwQ_text=

Der Mediziner Georg Friedrich Nicolai entstammt einer j\u00FCdischen Berliner B\u00FCrgerfamilie, wurde aber evangelisch getauft. Er studiert in K\u00F6nigsberg, Berlin, Paris und Heidelberg und promoviert 1901 in Leipzig. Danach arbeitet er ein Jahr als Schiffsarzt, ist dann physiologischer Assistent in Halle, Berlin, Leiden und St. Petersburg, habilitiert sich 1907 und ist seit 1909 Titularprofessor und Oberarzt an der II. Medizinischen Klinik der Berliner Charit\u00E9. Mit seinem Chef Friedrich Kraus publiziert er 1910 ein grundlegendes Lehrbuch zur Elektrokardiographie. Er geh\u00F6rt auch zum \u00C4rztekreis der Kaiserin. Seit Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitet er in einem Lazarett.

Nicolai verurteilt den Krieg und bekennt sich zu einer europ\u00E4ischen Kulturgemeinschaft. Als Antwort auf das Pamphlet An die Kulturwelt\! verfasst er im Oktober 1914 den Aufruf an die Europ\u00E4er, gewinnt aber zur Unterzeichnung neben Einstein nur noch den Astronomen Wilhelm Foerster und den Privatgelehrten Otto Buek. In Vorlesungen tritt er als Kriegsgegner hervor, 1917 erscheint sein Anti-Kriegsbuch Die Biologie des Krieges; diese Aktivit\u00E4ten bringen ihm einen Kriegsgerichtsprozess und die Degradierung ein.

Nach dem Kriege wird er an der Wiederaufnahme seiner Lehrt\u00E4tigkeit an der Charit\u00E9 gehindert; die Universit\u00E4t erkennt ihm noch 1920 die venia legendi ab. Er wandert deshalb 1922 nach Argentinien aus, wo er als gro\u00DFer Europ\u00E4er empfangen wird. 1936 wird er Professor f\u00FCr Physiologie an der Tier\u00E4rztlichen Hochschule in Santiago de Chile.