Wir m\u00FCssen lernen, anders zu denken als bisher. Wir d\u00FCrfen nicht mehr fragen\: welche Schritte m\u00FCssen wir ergreifen, um unserer Seite den milit\u00E4rischen Sieg zu sichern? Denn solche Schritte gibt es nicht mehr. Vielmehr m\u00FCssen wir und fragen\: welche Schritte f\u00FChren zur Vermeidung eines milit\u00E4rischen Konflikts, dessen Ende f\u00FCr alle Beteiligten katastrophal sein m\u00FCsste?
Die breite \u00D6ffentlichkeit und selbst die offiziellen Machthaber haben noch nicht begriffen, was ein Kernwaffenkrieg wirklich bedeuten w\u00FCrde. Im allgemeinen denkt man immer noch in alten Begriffen, wie der Zerst\u00F6rung einzelner St\u00E4dte. Man weiss, das die neuen Bomben kraftvoller sind als die fr\u00FCheren; dass, w\u00E4hrend eine Atombombe Hiroshima zerst\u00F6rte, eine Wasserstoffbombe die gr\u00F6ssten St\u00E4dte, wie zum Beispiel London, New York oder Moskau, vernichten k\u00F6nnte.
Gewiss w\u00FCrden Grosst\u00E4dte in einem Wasserstoffbombenkrieg untergehen. Aber das w\u00E4re ein verh\u00E4ltnism\u00E4ssig geringf\u00FCgiger Teil der Katastrophe. Selbst wenn alle Einwohner Londons, New Yorks und Moskaus umk\u00E4men, w\u00FCrde sich die Welt in einigen Jahrhunderten von dem Schlag erholen. Wir wissen jedoch, besonders seit dem Bikini-Test, dass Nuklear-Bomben in einem langsamen Prozess weit gr\u00F6ssere Gebiete zerst\u00F6ren k\u00F6nnen, als urspr\u00FCnglich angenommen worden war.
Text__nlB0cKOdEd-WfYQ0GneCwQ_title="Russell-Einstein-Manifest", Juli 1955 (2)