Ein vertraglich festgelegter Verzicht auf Kernwaffen, als Teil einer allgemeinen R\u00FCstungsbeschr\u00E4nkung, w\u00FCrde keine endg\u00FCltige L\u00F6sung, aber in verschiedener Beziehung einen Fortschritt bringen. Erstens\: Jedes Abkommen zwischen Ost und West ist n\u00FCtzlich, da es die bestehende Spannung zu verringern strebt. Zweitens\: W\u00FCrde jede der beiden Seiten annehmen, die andere habe das Abkommen \u00FCber die Abschaffung der thermonuklearen Waffen ehrlich erf\u00FCllt, so w\u00FCrde ein solches Abkommen die Furcht vor einem \u00DCberraschungsangriff im Stil von Pearl Harbor reduzieren \u2013 eine Furcht, die gegenw\u00E4rtig beide Seiten in nerv\u00F6ser Hochspannung h\u00E4lt. Wir sollte darum ein solches Abkommen begr\u00FCssen, wenn auch nur als ersten Schritt.
Die meisten unter uns sind innerlich nicht neutral. Aber wir m\u00FCssen verstehen, dass die Entscheidung der Streitfragen zwischen Ost und West \u2013 soll sie jedermann zufrieden stellen, sei er Kommunist oder Antikommunist, Asiate, Europ\u00E4er oder Amerikaner, schwarz oder weiss \u2013 auf dem Wege des Krieges nicht m\u00F6glich ist. M\u00F6ge man dies sowohl im Osten als auch im Westen einsehen.
Vor uns liegt, wenn wir es nur wollen, die M\u00F6glichkeit ununterbrochenen Fortschritts zu Gl\u00FCck, Wissen, Weisheit. Sollen wir statt dessen den Tod w\u00E4hlen, weil wir unsere Streitereien nicht vergessen k\u00F6nnen? Als Menschen rufen wir die Menschen auf\: denkt an euer Menschentum \u2013 und vergesst alles andere. Seid ihr dessen f\u00E4hig, ist der Weg zu einem neuen Paradies offen; bringt ihr es nicht zuwege, riskiert ihr den Tod aller.
Text__noMdMKOdEd-WfYQ0GneCwQ_title="Russell-Einstein-Manifest", Juli 1955 (5)