metadata: dcterms:identifier ECHO:DNBVYAV4.xml dcterms:creator (GND:118627252) Vitruvius dcterms:title (de) Des grossen und weltberühmten Vitruvii Architectura dcterms:date 1757 dcterms:language deu text (de) free unknown: log: pbsync ok http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/ECHOdocuView?mode=imagepath&url=/mpiwg/online/permanent/library/DNBVYAV4/pageimg&viewMode=images replacements: {bet} = {$s} parameters:  [0001] [0002] [0003] [0004] [0005] [0006] Palladis Arbe Omnis Arma tura Fortium [0007] Des gro$$en und meltberühmten VITRUVII ARCHITECTURA, in das kurge verfa$$t, Durch Herrn Perrault, Mitglied der Rönigl. Academie der Wi$$en $chafften zu Paris, Run aber nach de$$en lezten Edition und Rupfern für die Hochfür$tl. Würzburgi$che Ingenieurs und Architectur Academie aus dem Franzö$i$chen in das Teut$che über$etzt von M. Müuer,

Ingenieur Obri$t Lieutenant.

Nürnberg, Mürzburg und Prag, zu finden ben Paul Lochner und Meyer. 1757.

[0008] [0009] Borbericht.

Man hat vor vielen Zeiten den Vitruvium in einem kurzen Begriff heraus gegeben, es i$t aber dem De$$ein, $o Phili- bert de l'Orme in $einem dritten Buch angegeben, mie es damit $olle gehalten mer- den, biβher noch keiner gleich gekommen. Er begehret nemlich von dem gro$$en Werk Vi- truvii nur einen kurzen Auszug, al$o daβ alle Dinge in die Ordnung, (melche der Autor confus, bald da, bald dort, und $o, mie ihme die Sachen in Sinn gekommen, tractirt o@@ abgehandelt hat) ge$etzt merden möchten. Was aber alle, der Zeit hero mit einander nicht haben thun mögen, i$t hier ins Rurze verfaβt morden, in der Ab$icht, damit alle Sachen, $o in die$em Tractat abgehandelt morden, leicht erlernet und behalten merden fönnten. Man $ahe darinn vornemlich da- rauf, nichts benzu$etzen, $o nicht aus dem Vi- truvio genommen morden, oder aus dem$el- ben bemehret merden könnte, melches auch an den Orten in Margine bemerket murde. An dem andern Margine hat man durch ein Zeichen beyge$etzt, mas nicht von dem Tert [0010] i$t; und i$t darum ge$chehen, damit der Di- $curs de$to klärer merde. Ohneracht aber aller Precaution hat man danuoch nicht alles in völlige Delltlichkeit $etzen können; Der Le$er aber kan $ich aus dem Franzö$i- $chen Vitruvio meiters erholen, $o das vori- ge Iahr im Truck ausgangen, und aus die- $em, i$t auch gegenmärtiges Werk ausgezogen morden; mie man in den Roten oder Anmerkungen, und in den Figuren, mie auch in der be$onders daben befindlichen Expli- cation, alle Erläuterung finden mird. Im übrigen i$t die$er kleine Tractat nicht allein denenienigen nüβlich, $o das Studium der Architectur anfangen, $ondern er i$t auch eine gro$$e Benhülfe für diejenigen, $o darinn läng$t Mei$ter $ind. Denn es i$t bekannt, da{bet} Vitruvius $elb$t, ein $o gro$$er Mann er auch mar, megen der Antiquität, $o in $einen Schriften enthalten, von den Anfängern nicht $o leicht ver$tanden merden können; meβmegen die guten Marimen und mahre Regel der Architectur daraus genommen, und damit in die$er $o vornehmen Wi$- $en$chaft ein guter Anfang gemachet morden.

[0011] )o( Regi$ter der Capitel. Borrede. # Er$ter Artitel. Bon Den Meriten Vitruvii und $eines Werts # pag.I Zmeyter Artitel. Die Oeconomie Des ganzen Werts mit Den # $ummari$chen Gründen jedes Buchs # 8

Er$te Abtheilung Des ganjen Werts, in 3. Theile. # Als I. Die Con$truction Der Gebäuden. 2. Die # Gnomonica oder Sonnen-Uhren. 3. Die # Mechanic. Zmente Abtheilung in 3. Theil, # als I. Die Solidität oder Dauer. 2. Die Com- # modität. 3. Die Zierde. Das Summarium # Vitruvii der IO. Bücher, als Das er$te, zmen- # te, zc. # 9 Er$ter Theil. Enthält Die Architectur, $o uns mit Den Alten # gemein i$t # 15

[0012] )o( Cr$tes Capitel. Bon Der Architectur insgemein # 15 Er$ter Artikel. Bon Dem Ur$prung Der Architectur # ibid. Die er$te Gelegenheit an Der Architectur ju arbei- # ten, Die er$ten Modellen, Denen die Architectur # ge$olgct, maren natürlich oder $ün$tlich. Die er # $ten Er$inder maren I. Die Baumei$ter Des Kö # nigs Dori. 2. Des Prinzen oder Für$ten Jons. # 3. Callimachus. 4. Hermogenes # 16 Zmeyter Artitel. Was Die Architectur $ene # 20 Auslegung Der Architectur # ibid. Ben Der Architectur $olle man eilf Stücte mi$$en, # als I. Die Schri$t 2.Das Zeichnen. 3. Die # Geometrie. 4. Die Arithmetique. 5. Die Hi$to. # rie. 6. Die Moral-Philo$ophie. 7. Die Natural- # Philo$ophie. 8. Die Medicin. 9.Das Jus oder # Die Rechte. 10. Die A$tronomie. II.Die Mu- # $ic # 21 Dritter Artitel. Wie dielerlen Theil Der Architectur $ind # 24 Die Architectur hat 8. Theil, I. die Solidität oder # Dauer. 2. Die Commodität oder Bequemlich # keit. 3. Die Zierde. 4. Die Drdnung. 5. Die # Di$po$ition oder Austheilung. 6. Die Propor- # tion. 7. Das mohlan$tändige, melches mill Da{$s} [0013] )o( # man dren Dinge ermege, als I. Die Stätte. 2. # Die Gemohnheit. 3. Die Natur Des # Oeconomie. # 24. $q. Zmentes Capitel. Bon der Solidität oder Dauer der Gebäude 29 Er$ter Artikel. Die Materialien zu ermählen # 15 Vitruvius $chreibet von fünfferlen Materialien, als # I. von den Steinen. 2. Bon Bact$teinen. 3. # Bon Nolz, melch es vielerlen. Als Dannen # oder Fichten, die Weiden, Erlen, Buche, Eiche, # Pappelnholz, Ulmen, zarir, Enpre$$en, der # Wachholder. Das Cederholz. Der Oelbaum. # 4. Vom Kalch. 5. Vom Sand, $o fünfferlen, # nemlich I. der $o aus der Erde oder aus dem Bo # den gegraben miro. 2. Der Flu{$s}$ano. 3. Der # Kie{$s}. 4. Meer$ano. 5. Pojjolon. # Zmeyter Artitel. Wie die Materialien anzumenden # 34 I. Wie die Steine. 2. Wie das Holz. 3. Wie die # Bact$tein. 4. Wie der Kalch, und 5. mie der # Sand ju gebrauchen. Dritter Artitel. Von den Fundamenten # 40 Ben dem Fundament $ino vren Dinge ju beob, # achten, als I. das Erden ausgraben. 2. Die # Bebe$tigung der Erden. 3. Das Mauermert. [0014] )o( Dierter Artitel. Von den Mauern # 42 Es gibt $ech$erlen Mauermerf, als nemlich I. # die gegarnte. 2. Die verbundene. 3. Die Grie # chi$che. 4. Die $o mit Quader und eine Nöhe ha # ben. 5. Mit Quader, mo das eine höher als das # andere, und ausgeglichen weroen mu{$s}. 6. Z$t # auch mit Quader, mitten aber mit ordinari Mau # ermert. 7. Die componirte, dertlammerte. Dren # Cautelen ben allen Gattungen Des Mauermerks # I. Die mit Bindern. 2. Die Blenrechte. 3. Die # abge$etzte, $o zmenerlen, als die dorge$e{$s}te mit # Stücten, durch Bögen. 2. Die $o das Erdreich # holten mu{$s}. Fünfter Artitel. Bon denen Böden (Plancher) # 47 Der Böden $ino diererlen, als nemlich I. Der $o # am Boden ganj unten, der entmeder ordinari # oder auf Griechi$che Manier gemacht mare. 2. # Die Böden Zmi$chen zmen Stocfmerten. 3. Die # Böden oben auf den Näu$ern mie en plate forme # oder Grund. 4. Der Boden an der Deck oder # Plafond, daran mirv betracht das glatte Fell uno # die Corniche oder Haupt-Ge$imms. Sech$ter Artitel. Von Dem Bemurff # 52 Der Bemurff i$t biererlen, als I. der raue Be. [0015] )o( murff. 2. Der Bemurff, morauf Die Mahler Fre$co mahlen. 3. Für die Schiedmände oder Schieomauern, dann 4. der Bemurff an feuch. ten Drten. Drittes Capitel.

Von der Commodität der Gebäude.

Rr$ter Artitel.

Von der commoden Situation der Gebäude. 55

Au$ da{$s} der Pla{$s} commod $ene, $oll er $enn I. fruchtbar. 2. zeicht benjufommen. 3. De$$ent. megen $oll er nicht niedrig $eyn, mora$tig, auch nicht gegen Mittag noch Abend liegen. Wie ein Drt ju er$ennen, Da{$s} er ge$und $eye.

Zmeyter Artitel.

Von Stellung der Gebäude, oder mohin $ie $e hen $ollen # 59

Die Expo$ition oder Stellung einer Stadt de- pendirt von Der$elben Situation, mas $o mohl den Himmel als die Lufft betrifft. Die Expo$i- tion oder Stellung der Häu$er und ihrer Theio le, dependirt von jmenen Dingen, als I. von ihren Qualitäten unö Gebräuchen, nach mel- chen man die Ort ver$chiedlich $ituiren $oll, mo man Db$t oder Früchte aufhebet oder bemab- ret, die Spei{$s}, Zimmer im Winter, und die [0016] )o( Bäder, die Bibliothequen, die Spei{$s}. Säle, $o mohl für das Frühjahr als Herb$t, die Ap- partemens oder Sommer. Zimmer, die Cabinets ju denen Mahlerenen, der Mahler Wert$tatt. 2. Bon der Natur des Lanös.

Dritter Artitel.

Von der Di$o$ition oder Stellung der Ge- bäude # 60

Die Di$po$ition oder Stellung deren Gebäude be$tehet darinnen, da{$s} man diejenige ermähle $o zu den gemeinen auch eijgenthümlichen Ge bäuden $ich am be$ten $chicken, uno $ino Deren zmenerlen Gattungen, als I. die Häu$er der Stadt, entmeder für Dornehme Herren oder für Raufleute. 2. Die Landhäu$er $o jmölf Theile haben, als I. die Ruchen. 2. Die Dch. $en- Ställe. 3. Die Bäder. 4. Die Relter. 5. Der Wein. Keller. 6. Der Del - Reller. 7. Die Schä$eren. 8. Der Gei{$s}. Stall. 9. Der Pfero. Stall. IO. Die Scheuer. II. Die Schüttbö den. 12. Die Mühlen Das Tag. Zicht i$t ei nes von denen vornehm$ten Theilen $o die Commodität deren Gebäuoe befördert. Was ju thun, um genug$am damit ver$ehen ju $enn.

[0017] )o( Dierter Artitel. Von der commoden Form der Gebäude # 62

Die Commodität deren Gebäude be$tehet in der Form, I. der Stadt. Mauern. 2. Der gemei nen Plä{$s}e uno Märfte, $o ben denen Grie chen und Römern differirten. 3. Die Stiege. 4. Die Säle.

Biertes Capitel. Von der Zierde der Gebäude. Er$ter Artitel.

Worin die Schönheit der Gebäude be$tehe # 65

Es gibt zmenerlen Schönheit an den Gebäuden, als I. die po$itive, melche dependirt, I. von der Symmetrie. 2. Von der Materi. 3. Uno der Vollziehung. II. Die $o nach Belieben ge. nommen miro. Unö i$t zmenerlen, als I. die Wei{$s}heit. 2. Die Regularität, melche be$tehet indeme man alle Ge$e{$s}e, $o die gute Bernunft und die Gemohnheit Der$chreibt, mohl ob$er- virt. Die Zierde oder die Schönheit der Ge. bäude be$tehet in dren Haupt. Theilen, melche $ino die Säule, das Fronton oder die Berda. chung, die Thür= unö Fen$ter, Einfa$$ung, aus die$en Dingen ent$pringen annoch jmen, [0018] )o( als Genus & Ordo, das Ge$chlecht uno die Dronung.

Zmeyter Artitel.

Von fünf Ge$chlechten der Gebäude # 70

Die$es $ino I. der Pycno$tyl. 2. Sy$tyl. 3. Der Dia$tyl. 4. Der Areo$tyl. 5. Der Eu$tyl. Alle die$e Ge$chlechter $ollen nach denen Ordnungen accommodirt und genommen merden, indeme man dem Dori$chen den Areo$tyl, dem Ioni, $chen den Dia$tyl uno den Eu$tyl, dem Corin- thi$chen den Sy$tyl uno den Picno$tyl zueig. net.

Dritter Artitel.

Von denen fünf Drdnungen der Architectur 74

Die Di$tinction und der Unter$chieo deren Ord- nungen be$tebet in zmen Dingen, als in der Zär. tigteit, uno in der Verzierung. Vitruvius hat nur drey Dronungen einge$e{$s}t.

Dierter Artitel.

Von denenjenigen Dingen, $o Dielen Drdnun gen gemein $ino # 75

Allen Dronungen $ino $teben Dinge gemein, als I. die Treppen, in melchen man zu beobachten hat I. ihre Zahl, melche ungrao $enn $oll 2. Zhre Höhe. 3. Zhre Breite. 4. Thre Kube. [0019] )o( Plätze. II. Die Stylobaten oder Piede$tale, $o drenerlen, als, die $o gerao in einem fortgeben, 2. die mit Vor$prüngen, uud 3. die mit Leh. nen. III. Die Verringerung der Säulen, $o drenerlen i$t, als I. die Verjüngerung auf- märts. 2. Die Verjüngerung unten, $o durd die mittlere Bauchung ge$chiehet. 3. Die Ver. jüngerung der Säule, die eine gegen der an dern, als die Säule eines zmenten Droens ge gen der er$ten. Die mittlere Säule gegen der Ed$äule. IV. Die canalirte Aushöhlung, deren drenerlen, als I. die ganze Platte. 2. Die $eichte, $o nicht tief ausgegraben $ind. Und 3. Die tieffere. V. Die Frontons oder Verda chungen haben zmeen Theil, als I, Das Feld, uno 2. die Corniche oder Haupt. Ge$imms, in melchen fünf Dinge zu beobachten, als I. das le{$s}te ober$te Carni{$s} oder Hohl. Zei$ten mi$$en zu $tellen. 2. Die Proportion die$es le{$s}tern Carni{$s} oder Hohl = Zei$ten. 3. Thre zömen = Köpff. 4. Thre Zahn$chnitte. 5. Die Modillions oder Sparren. Köpff. VI. Die Po$tamentlein an denen Veroachungen. Zmen Hau pt. Regeln für alle Glieder der Archite- ctur. $o da betreffen die Einneigung uno ibre Auslaoung.

Fünfter Artitel.

Bon der To$cani$chen Drdnung. # 82

Der To$cani$che Drden be$tehet in die$en Propor- [0020] )o( tionen, I. in der Gäule, melche aus dren Theilen be$tehet, als: I. des Gchafts oder Säule. 2. Der Ba$is. 3. Des Capitäls. II. In dem Gejimms, melches I. imeen Bal. den bat, fo das Architrave ausmacben, dann 2. eine fleine mauer, fo das Fri$e bor$tellet. 3. Das Corniche oder Haupt. Ge$imms, $o mit die$en Köpffen ber$ehen. III. In den Fron- ton oder Berdacbung.

Sech$ter Artitel.

Bon der Dori$chen Drdnung # 84

Der Dori$cbe Drden be$tehet in die$en Propor- tionen. I. In der Gäule, $o bor die$em nicbt einerlen. I. Zu ber$cbiedenen Zeiten. 2. Ben Der$chiedener Arbeit. Die Theile der. S.äule $ind. I. Der Sdiaft. 2. Die Ba$is, $o bor alten Zeiten nicht daben ware, $ie ent$ehner $elbe bon dem Atti$cben Drden, daran die Ba- $is fünf Theil hat, als die Platte, den obern Rund$tab, den untern Rund$tab, den Sco- tium oder runde Einziehung, uno dann die Plattleln. 3. Das Capitäl $o vier Theil hat, als die Platte, den Halbruno = Stab, die Gürt, lein, oder Plätlein und den Hals. II. Aus dem Architrave oder Unter. Balken, $o da hat zmeen Theil, I. die Platte. 2. Die Tropffen. III. Aus dem Fri$e, $o da hat zmen Theil, als I. die Merophen. 2. Die Trigliffen oder [0021] )o( dren$chli{$s}, $o da mieder dier Theil haben, name lich die halbe Ein$chnitte, die Scben$el, die Sapitäle. IV. Corniche oder Hauptge$imms $o fünf Theil hat, $o ihr be$onoder $ind, als I. die Gradung (che- mindroit) 2. die Tropfen. 3. die Quadraten mit Donnerkeilen. 4. ein Scotium, 5. Dielenköpf. 87

Siebender Artikel.

Bon der Ioni$chen Ordnung # 89

Die Ioni$che Ordnung be$tehet in die$en Propor- tionen. I. In der Säule, $o dren Theil hat. als:

1. Den Schafft, de$$en Proportion, $o zu der$chie- denen Zeiten auch der$chieden geme$en, ihre Bà- $is miro auf zmenerlen Wanier ge$tellt, als $enk- recht, und au$$er dem Senkel. 2. Die Ba$is, in melcher man die Proportion ihrer Theile be- trachtet, melches $ind die Platte. Der Rund- $tab, der obere und untere Scotie, die Rund- $täbe. 3. Das Eapitäl, de$$en Theile $ind, die Platte oder der Deckel, die Schnecke, der halb Rund$tab, der Eanal, der Gurt und die Are. 89

Die Proportion des Ioni$chen Eapitäls $ollen in gro$$en und kleinen Säulen der$chicden $enn.

2. In dem Architrave i$t zu beobachten das über- ein$timmen, $o $olches mit dem Piede$tal und der ver$chiedenen Höhe der Säulen haben $oll. 2. Seine untere Breite. 3. Die Ausladung und [0022] )o( die Höhe des Carnis. 4. Die Höhe der dren Platten oder Streiffen. # 92. $q.

3. Das Fri$e oder Vorten. 4. Das Hauptge$imms, De$$en Theile $ind: 1. Das Earnis. 2. Die Zahn$chlitze. 3. Das zmente Earnis. 4. Die Platte mit dem kleinen Earnis. 5. Das grof- $e Earnis. Allgemeine Proportion aller Aus- legungen. 94. $q.

Achter Artikel.

Bon der Eorinthi$chen Ordnung. # 95

Die Eorinthi$che Ordnung hat keinen Unter$cheid, $o er mit dem Loni$cben derglichen mird, als an dem Capitäl. An$on$ten i$t die$e Ordnung aus dem Dori$chen und Ioni$chen genommen. Ln dem Corinthi$chen Capitäl mu{$s} man $ie- ben Stuck betrachten, als 1. Die Höhe de$$el- ben. 2. Seine obere Breite, denn 3. die un- tere. 4. Die Blätter. 5. Die Stängel. 6. Die Schnirkel. 7. Die Ro$en. Die Berzie- rungen der Corinthi$chen Ordnung. # 95. $q.

Neunter Artikel.

Von der Ordnung Compo$ita. # 97

Die Ordnung Compo$ita i$t indem Vitruvio nicht be$chrieben, und i$t nur überhaupt angemerket. Die Theile, moraus das Capitäl be$tehet, mer- den don dem Corinthi$chen, Loni$chen und do- rilchen entlehnet. 97. $q.

[0023] )o( Zmeyter Tbeil.

Enthält die Architectur der Allten, oder $o denen Allten be$onder mar.

Er$tes Capitel.

Bon denen publiquen oder gemeinen Gebäuien. # 99

Er$ter Artikel.

Bon den Be$tungen # pag. 99

Die benöthigte Regel der Forti$ication enthält dier Dinge, nemlich die Stellung des Walls. 2. Die Figur der ganzen Be$tung. 3. Die Auferbauung der Mauern, begreifet 1. Die Dicke der$elben. 2. Die Materialien. 3. Lhre P$eiler. 4. Die Figur und die Stcllung der Thürne. # 99. $qq.

Zmeyter Artikel.

Bon denen Tempeln # pag.102.

Haupttheilung der Griechi$chen und To$cani$chen Tempel. # ibid.

Die Griechi$che Tempeln maren entmeder rund oder biereckigt. # ibid.

In denen diereckigten Tempeln maren dren Din. ge zu beobachten.

Nemlich 1. die Theile, deren $ünferlen, als der Borhof oder Bor$chopf. 2. Das Po$ticum. 3. Das $o in der Mitte. 4. Die Zauben oder Gal- lerien, deren drenerlen maren. Nemlich die [0024] )o( Dori$che, deren Theile maren die Thür-und Fen- $ter. Ein$a$$ungen, das Fri$e und die gro$$e Platte. # 102.$q.

Die Loni$che Porten, deren Theile maren, die Ein- fa$$ung, das Fris, die Co$olen oder Rrag$tci- ne. Die Atti$che Port. 2. Die Proportion. 3. Der A$pect oder An$ehen, $o doppelt, als A$pect oder An$ehen, den Himmel belangend; der A $pect gegcn die Theile, melche zu zmey Un- rer$cheidungen der Tempel gehören: melches $ind die Tempel ohne Säulen; der Tempel mit Säu- len $ind acht Gattungen. Nemlich: 1. Die Tem- pel mit dicreckigten Pfeilern $ind auch drenerlen. Der er$te, der zmente, der dritte. 2. Der Pro- $tylus. 3. Der Amphypro$tylus. 4. Der Peri- pter. 5. Der P$eudodipter. 6. Der Dipter. 7. Der Hypethre. 8. Der P$eudoperipter. Die runde Tempeln, deren maren zmenerlen, nemlich der Monopter, der runde Peripter. Die To$ca- ni$che Tempel. Die Alten hatten vierzenerlen Tenipeln. # 105.$qq.

Dritter Artikel.

Bon den gemeinen Plätzen oder Märkten, don den Ba$iliquen oder gro$$en Gebäuden, don Thea- tris, don denhäfen, alsmerrhäfen, Bädern und Academien # pag. 112

Die Gebäude für allgemeine oder publique Com- modität, $ind $ech$erlen, nemlich 1. die gemcine Pläzte der Griechen und Römer. 1. Ihr Peri- [0025] )o( $tyl. 2. Lhre Proportion. 11. Lhre Collonade ober Säulen$tellungen. 3. Lhre Gallerien deren zmo übereinander. 4. Lhre Chalcidiquen oder hohe gro$$e Säulen. III. Die Theatra $o dren Theil hatten, als 1. die Treppen, melcheden Or- che$ter den obern Portique oder Gallerie, die eherne Gefä{$s} enthielten. 2. Die Scena oder die Auszierung des Theatri, $o dren Theil hatte, als den Pult, das Pro$cenium, $o $eine dren Thüre hatte, $eine drehende Machinen zur Abänderung, melche derur$achten, da{$s} das Scena, Tragic, Co- mic und Satnri$ch marc. Das Para$cenium. 3. Spatzier. Gänge. IV. Die Meerhäfen, $o ent. meder natürlich oder kin$tlich marcn, melche auf drenerlen Art gebauet murden. Die er$te, die zmente und dritte. V. Die Bäder $o diele der- $chiedene Theile hatten, um den zeib al$o gemach zu ermärmen, für das Schmitzen, Wa$$er marm zu machen, $ich zu ma$chen. VI. Die Pale$tres oder Ritter$chulen, $o diele vor$chiedene Theil hatten, als 1. den Peri$tyl, melche zmenerlen Gal- lerien hatten, dren $imple und eine doppelte. 2. Der Xy$tus oder bedeckte Gang melcher zmenerlen Gallerien hatte, als eine doppelte und zmo ein- fache. Einen Plan mit Båumen be$etzt. 3. Die Stade oder Rennbahn hat zmeen Theil, als die Staffeln der Zu$chauer, den Platz, mo man $ich im Tauffen exercirte.

[0026] )o( Zmentes Capitel. Bon den eigenen Gebäuden. Gr$ter Artikel.

Bon den Hὅfen der Håu$er # 121

Die Höfe der Häu$er maren fünferlen, als dier mit Bor$prung, melche man To$cani$ch, Corin- thi$ch, Tetra$tyl, gemölbt, nennete, und einen offenen. # 121.$q.

Zmeyter Artikel.

Bon denen Ve$tibeln, Borplätzen # 122

Die Proportion der Ve$tibulen, maren drener- len, 1. die Zänge gegen der Breite, $o drener- len mar. die er$te, die zmente und die drit- te. 2. Lhre Zänge gegen der Höhe. 3. Der mittleren Allée oder Gang gegen der langen Seite. # 122.$q.

Dritter Artikel.

Bon denen Sälen # 123

Man hat drenerlen Säle, als die Corinthi$che. Die Egypti$che und die Cyziceni$che. Die Pro- portion der Sälen. # 123. $q.

Vierter Artikel.

Bon der Austheilung der Zimmer oder Ge- mächer der Alten # 125

Die Austheilung der Appartemens oder Zimmer hatte einen Unter$cheio ben den Griechen und Römern. Die Griechen hatten drenerlen Zim- mer, nemlich füt die männer, und die $o für- [0027] )o( die Weiber, und mieder die $o für die Fremde gehörten. # 125

Drittes Capitel.

Bon den Dingen, die $o mobl zu publiquen als privat Gebäuden gehören.

Er$ter Artikel.

Bon Wa$$erleitung der Brunnen # 126

Der Alten Manier das Wa$$er abzumägen. Die $ührten $olches durch drenerlen Canäle oder Rohr, als durch (Aqueducs) Wa$$erleitung. Durch blenerne Rohr, auch durch irrdene und don Häfner gebrannte Rohr. # 126. $q.

Zmeyter Artikel.

Bon Bronnen und Ci$ternen # 128

Die Bor$ichtigkeit, deren $ich die Alten bedienten, mann $ie Brunnen gruben u. Ci$ternen machten.

Dritter Artikel.

Machinen, gro$$e Steine und andere La$ten zu heben und zu führen oder fortzubringen # 129

Die Machinen, $o man ben dem bauen gebrauch. te, hatten zmenerley Ab$ichten. Als 1. die gro$$e Steine mit benzubringen, nemlich die zugerich. tete. 1. Die Cnlindri$che. 2. Die diereckigt lan- ge. 3. die Cubi$che. 11. Gro$$e Steine zu he- ben und zu $ezten, maren dreyerley. Als 1. die $o durch eine Walze ge$pannet und angezogen mur- den. 2. Die $o $ich mit einem Rad und einer Winde hoben. 3. Die $o durch das Anziehen dor Wen$chen ge$pannet murden. # 129.$q.

[0028] )o( Vierter Artikel.

Bon den Machinen das Wa$$er zu heben # 132

Wan hatte $ünferlen Machinen, das Wa$$er in die Höhe zu bringen. Remlich 1. den Tympan, melches ein hohles Rad i$t. 2. Ein Rao mit Rä- $ten. 3. Die Pater no$ter Rette. 4. Die Schne- cken- Pumpe Archimedis. s. Des Cte$ibii Pumpe.

Sün$ter Artikel.

Bon den Wa$$er - Mülen, Getrayd darauf zu mahlen # 135

Die Wa$$er-Mühlen der Alten maren den un$ri- gen gleich. # ibid.

Sech$ter Artikel.

Bon den Hydrauli$chen Machinen # 136

Der Hydrauli$chen Machinen maren drenerlen, nemlich, 1. Clep$y dres (ein In$trument, modurch über Wa$$er die Stunden oder Meilen gezehlet und bemerket murden) 2. die Orgelu. 3. Die Machinen die Wege oder Stra$$en zu me$$en, und das $omohl zu Wa$$er als zu Zande. # 136. $q.

Siebender Artikel.

Bon den Rrieges - Machinen. # 138

Es gabe drenerlen Rrieges-Machinen, Nemlich 1. daraus zu merffen oder zu $chie$$en, mie man es nennete. 1. Pfeil. 2. Spie{$s}. 3. Feurige Dolo chen. 11. Die Mauern einzumerffen. Welches ge$chahe 1. durch den Wieder. 2. Durch den Bohrer. 111. Denen Mauern zuzukommen, und das bedeckter, als 1. durch die Schilokrotten- Machine. 2. Durch hölzerne Thürne.

[0029] Auszug der Architectur aus den zehen büchern VITRUVII. Vorrede Er$ter Artikel. Von den meriten Vitruvii und de$- $en Werk.

Ln den büchern Vitruvii fin- det man gar diele Sachen, die nicht eigentlich zur Bau- kun$t gehören, da{$s} es al$o $cheinen mill, da{$s} die$es Buch nicht $o be- quem $eye diejenigen, $o die Lehr$äze die$er Run$t zu erlernen begehreu, zu in$truiren, [0030]Vitruvii L e dermann zu überzeugen, da{$s} der- Autor der gelehrte$te Baumei$ter geme- $en, $o jemahls gelebt haben möge: und niemand meritirt hätte Julio Cæ$ari und Augu$to, zmeen der grö$ten und berrlich$ten Für$ten, $o jemahls geme$en, zu dienen, als eben er, und zmar in einem Sæculo, mo alles im höch$ten Grad der Vollkommen- heit mar.

Ln Durchle$ung die$es Werks, melches mit $o der$chiedenen, munderbaren Mate- rien angefüllet, $o alle mit gro$$er Ge- $chicklichkeit abgehandelt morden, mird man $chlie$$en können, da{$s} die$er gro$$e- Mann $ich nicht nur eine tieffe Erkännt- nu{$s} derer Dingen, $o zu $einer Profe$$ion gehören, erworben, $ondern auch eben da- durch, als durch die herrlich$te Mittel, zu einer Fälyigkeit, etmas dollkommenes zu bemürken und herfür zu bringen ge$u- chet, als, das exercitium und die practic einer ordinari mechani$chen Wi$$en$chaft. Denn er mar dollkommen, $omohl in Stu- diis, als in den $reyen Rün$ten; Er ge- möhnete $einen Gei$t don Lugend auf, die $chmehre$ten Sachen zu begreiffen, und hat $ich dadurch eine $olche Fertigkeit er- morben, $o die gemeine Handmerksleu- te, gleich als die derborgen$te Geheim- nu$$e und $chmehre$ten Sachen einer $ol- chen meit aus$ehenden und gro$$en Wi$- [0031]Architectur. $en$chafft, wie die Architectur i$t, nicht be- greiffen können.

Unterde$$en i$t es wohl mahr, da{$s} man nicht allemahl die Fähigteit derjenigen, $o an einer Wi$$en$chafft arbeiten, erken- net. Die meriten Vitruvii dor der publi- cation $eines Buchs (welches er zwar bey ziemlichem Alter derfertiget) hatte lange nicht die e$time, $o $ie meritirte; wie dann $vlches aus $einer Borrede erhellet, da{$s} er gar nichet damit zufrieden war, und in $einem Sæculo, wo die Men$chen $on$t mit gro$$er Bernunft begabet waren, haben $ie es doch nicht ertandt, und gab es we- nig, die $ich dor dem Ueberfall einer fal- $chen Einbildung zu der$ichern gemu$t ha- ben, noch dor einer dortommenden Unge- rechtigteit, $o denenjenigen, nicht benzu- me$$en, melche $ich mehr beflei$$en, ihre Talente auszuüben, als $vlche dor den Men$chen $cheinbar zu machen, zu be$chü- ben waren.

Vitruvius war ein Mann don $ehr ge- cingen au$$erlichem An$ehen, hat auch ben $einer Profe$$ion wenig für $ich ge- bracht, $o lang er $olche abwartete, Dann er in be$tändiger Be$chäftigung der Wi$- $en$chaften fich geübet, und $ich um das Hofme$en menig bekümmert; er hatte auch die Ge$chictlichteit nicht $ich empor zu bringen, noch $ich geltend zu machen. [0032]Vitruvii Dann ob er mobl dem Ran$er Augu$to vonde$$en drinze{$s}in Schme$ter, Octavia, recommandirt und überla$$en morden, $o $cheinet es dannoch nicht, da{$s} man ihn in wichtigen Sachen gebraucht babe, Das $chön$te Gebäude, $o Augu$tus derfertigen la$$en, war das Theatrum Marcelli, wel- ches ein anderer Baumei$ter derfertiget hat: das einzige, $o man wei{$s}, das er aufgeführet hat, war nicht in Rom, $on- desn zu Fano, einer ziem$ich tleinen Stadt. Der mei$te Theil der Baumei$tere, $o das Ruder im Bauwe$en zu $einer Zeit $ühr- ten, war $o unwi$$end, da{$s} $ie $o gar (wie er gezwungener Wei{$s} $olches ertlä- ret) die gering$te Principia ihrer Profe$$ion nicht der$tunden. Die blo$$e Eigen$chafft ei- nes Baumei$ters i$t $o derächtlich wor- den, da{$s}, wann $ein Buch nicht die Zei- chen einer au$$erordentilichen Wi$$en$ch aft an Tag geleget, und er, $o wie er gethan, diejenige nicht be$chämet, die $o undor- theilhaftig don ihm ge$prochen, und zwar darum, weil man ihn $o wenig gebrau- chete, die Regeln, $o er uns hinterla$$en, die Auctorität nicht gehabt haben würden, welche $ie zumZeugnu{$s} doch nothwendig haben mu$ten.

Dann gleichwie die Architectur eine Run$t i$t, welche $chier teine andere Re- gel oder Richt$chnur hat, in allem dem, [0033]Architectur. we$$en die Zierde oder die Schönheit der Sachen des Werts fähig i$t (das die Franzo$en bongoûr nennen) welcher auch den Unter$cheid des $chönen und des gu- ten wei$et, don dem was weder gut noch $chön i$t; fo $t ab$olntè nothwendig, da{$s} man glaube, da{$s} der goût, dem man fol- get, be$$er $eye, als ein anderer, auf da{$s} die$e Ueberzeugung $ich in die Gemüther und in den Ber$tand aller derer, $o da $tudiren, eindringe, und eine richtig und regulirte Entwerffung bilde, die ohne fol- che Borbildung allezeit leer und ungewi{$s} derbleibet. # Die$en bongoût nun wohl einzurichten, da{$s} man darinn $icher $ede, was man dornehme; $o mu{$s} man noth- mendiger Wei{$s} jemand haben, an den man $ich halte, und deme man gro$$en Glauben beyme$$en tan, da{$s} eine gro$$e Gelehr$amteit aus $einen Gchri$ten er- $cheine, und welcher $elb$t glaubet, da{$s} er alle nöthige Fähigteit be$i{$s}e die zum er- wählen $o nothwendig i$t, damit er aus der Antiquität alles das zu erwählen wi$- $e, was das $tärt$te, be$te und fähig$te $eyn mag, die Gründe zur Architectur zu legen.

Die Eherbietung, $o man gegen die er$ten Erfinder der Rün$ten heget, i$t nicht allein natürlich, $ondern auch auf die rech- te Bernun$t gegründet, dadurch man ur- [0034]Vitruvii theilet, da{$s} derjenige, $o die er$ten Ge- danten der Gache betommen, ein ande- res Genie und diel mehrere Fahigteit ge- habt haben mü$$e, als alle andere, die nach ihme an dem Wert, $olches in die Bolltommenheit zu bringen, Hano ange- legt haben. Die Griechen $ind die Bä- ter der Architectur $owohl, als dieler an- derer Wi$$en$chaften gewe$en, indeme $ie diele Sachen binterla$$en $o wohl an Ge- bäuden, als an Schri$ten, welche zu der Zeit Vitruvii für ein Modell der Boll- tommenheit die$er Run$t gehalten wur- den. Vitruvìus hat $ich in$onderheit be- fli$$en ihnen nachzufolgen und alles nach- zumachen. Cr hat auch $ein Buch aus allen die$en Sachen, was nur dortre$lich und rar war, derfertiget. Es i$t auch leicht zu glauben, da{$s} er nicht unterla$$en, alles dasjenige zu bemerten, was nur zu Formirung einer allgemeinen Idée de{$s} $o wohl $ochönen als auch guten, erforderlich war, dann er will nicht das An$ehen ha- ben, da{$s} $einen Gedächtnu{$s} etwas habe entwi$chen tönnten.

Run aber i$t die E$time Vitruvii $o all- gemein, da{$s} ihn alle Sæcula in den er$ten Rang der Gelehrten ge$tellet und ge$etzt haben. Denn es i$t $chon genug die Pre- cepta der Architectur in einen Valor zu brin- gen, $o baid man der$ichern tan, da{$s} $ie [0035]Architectur. aus dem Buch Vitruvii gezogen; auch hat man erachtet die$en Extract nicht allzugro{$s} zu machen und alle curio$e, obwohl trefli- che Sachen, $o nur denen Gelehrten die- nen, in die$em Auszug wegzula$$en; ob es wohl tau$end $chöne Sachen $ind, die aus dielen Autoribus gezogen und nun alle derlohren gegangen, welche aber Vitru- vius alle gele$en, und wohl bemertet hat. Man hat aber nur von dem, $o in dem Summario, über jedes enthalten, $o $ich im Anfang die$es Auszugs befindet, reden wollen; auch i$t in die$em Auszug oder Extract nur don demjenigen gehandelt wor- den, was eigentlich zur Architectur gehö- ret: nun $ind die$e Materien in eine an- dere Ordnung, als $ie in Vitruvio zu fin- den, ge$e{$s}et worden, welcher gar oft eine Sach, wodon er $pricht, derlä{$s}t, um don was anders zu reden.

Die Ordnung, $o man $ich zu die$em Wert, um $olches abzuhandeln, bedie- net, i$t, da{$s}, nachdeme man mit wenigem erzehlet, was in die$em Wert enthalten, $olches $onderheitlich explicirt, was man nemlich dermednet, da{$s} denen $o die Ar- chitectur $tudiren, nü{$s}lich und dien$am $eyn mag. Die$er Tractati$t in zwey Theile getheilet. Der er$te enthält die Grund- $ä{$s}e und die Præcepta, welche $ich mit der neuen Architectur accommodiren. # Der [0036]Vitruvii zweite begreift, was zur alten, auch alt- däteri$chen Architectur gehört: ob $ie nun wohl dazu be$timmt, aber dannoch Sa- chen enthalten, die wir nicht gebrauchen, $o tönnen $ie dannoch dienen, wohl don einer Sache zu urtheilen, und den goût oder Wohl$tand zu formiren, auch denen Sachen, $o uns zutommen, zum Exempel zu dienen.

Ich mache einen Unter$cheid unter der alten und altvätteri$chen Architectur, und der neuen Architectur; dann man nennet alte Architectur diejenige, wodon Vitruvius ge$chrieben, und wodon man annoch Ecem- pel an denen Gebäuden, $o in dem alten Griechenland übergeblieben, findet. # Die altdäteri$che Gebäude oder Architectur be- $tehet, in denen, $o zu der Zeit Vitruvii zu Rom, wie auch zu Eon$tantinopel, in Frantreich und dielen andern Orten er- bauet worden $ind: die neue aber be$tehet in denen Gebänden, $o nach beutigem Gebrauch eingericht, oder auch um an- derer Ur$achen willen $owohl an Stellun- gen als Prooortion desjenigen $o die alte enthielte, geändert worden.

2. Art.

Die Oeconomie des ganzen Werts Vi- truvii mit denen $ummari$chen Argumenten eines jeden Buchs.

[0037]Architectur.

Das ganze Wert i$t in dred Theil ge- Er$te Ab- theilung des gan- zenwets in dren Theil, als theilet. Der er$te be$tehet in der Con- $truction der Gebäude; der zwedte in der Gnonomica oder in Berfertigung der Sonuen-Uhren; und der dritte betrifft die Machinen, $o zur Architectur und Rriegswe$en gehören. Der Er$te wird in denen acht er$ten Büchern behandelt, der Zweyte in dem neunten, der Dritte aber in dem le{$s}ten Buch.

Der er$te Theil, $o das Gebäude be- 1. Dle Con$tru- ction reo Gebäube. trifft, i$t zwenfach. Dann das Gebäude i$t entweder gemein (Public) oder Pridat. Bon den Pridat-Gebäuden wird im $ech- $ten Buch abgehandelt; die zum gemei- nen We$en aber gehören, $ind wieder in dred Theile getheilet; als das, was nem- lich die Sicherheit betrifft, $o in der For- tification be$tehet, welches im dritten Ca- pitel des er$ten Buchs behandelt; was aber die Religion betrifft, i$t im dritten und dierten Buch be$chrieben, und was zur gemeinen Commodität gehöret, als da $ind die Wärtte, die Rathhäu$er, die Thea- tra, die Bäder, die Academien, und die Meer- auch andere Häfen, i$t im fünften Buch be$chrieben.

Der zweyte Theil $o für die Sonnen- 2. Die Sonnens Ubr- Run$t. 2. Die Mecha- nic. Uhren, i$t im neunten Buch abgehandelt.

Der dritte i$t für die Machinen, $o im zehenden Buch be$chrieben.

[0038]Vitruvii

Ueber die$e ab$onderliche Materien der Architectur, $inden $ich annoch drey Din- ge, $o gemeiniglich zu allen Gebäuden gt- bören, welche be$tehen; in der Dauer, in der Commodität, und in der Zierde. Bon der Dauer wird im euften Cap. des 1. Die Dauer. 2. Die Commo- dität 3. Die Zietde. $ech$ten Buchs gehandelt; don der Com- modität aber im $iebenden Cap. eben die- $es Buchs; don der Zierde aber in dem ganzen $iebenden Buch, welche die Ber- ziehrungen, als Mahlerey, Bildhauered und dergleichen betrifft, $o allen Gebäu- den gegeben werden mögen. # Denn was die Proportion betrifft, $olle $elbige für ei- nes deren Haubt-Fundamenten der Zier- de gehalten werden; dadon in allen Thei- len des ganzen Werts tractirt wird.

Um nun ein wenig be$$er zu zeigen, in Summa- rium der zehen Bücher Vitruvii. was für Ordnung im jedem Buch alle{$s} explicirt, $o i$t zu wi$$en, da{$s}, nachdeme in dem er$ten don dem, was zur Archite- ctur insgemein gehört, durch aller der Theilen, woraus $ie be$tehe, und welche zur Architectur erfordert werden, gehandelt worden, $odann der Autor an- fange diejenigen Dinge dorzutragen, was zur Erwählung des Orts, worauf man bauen will, zu betrachten; auch was die Gebäude für Stellung haben $ollen, da- mit $ie ge$und und commode $eden, danu redet er don dem Fundament und übrigert [0039]Architectur. Structur der Fortification, don der Form der Thürme und der Stadtmauer; er extendirt $ich weit über der$chiedene Tem- peramenten aller cörperlichen Dinge, und über die Ratur der Gegenden und der Winde.

In dem zwenten redet er don dem Ur- Des 2ten. $prung der Architectur, auch welches die er$te Wohnungen der Wen$chen waren. Dann handelt er don denen Materialien, als nemlich don Bact$tein, Sand, Ralch und dann auch don dem Holz. Dann bandelt er ferner don der$chiedener Art das Mauerwert zu $eb{$s}en, zu derbinden und wohl zu mauren; Er philo$ophirt über den Anfang der Sachen und über das, $o $ie dauerha$t macht; über die Ratur des Ralchs, auch welcher Sand zu er- wählen, und zu welcher Zelt das Holz zu fällen.

Der dritte Theil handelt don der Pro Des 3ten. portion und $ieben Ge$chlechten der Tem- pel, als don dem Mit-Anten oder Pfei- lern, dem Pro$tylum. den Amphipro$ty- lum, den Peripter, den P$eudodipter. dem Dipter und dem Hypather. Hierauf fäh- ret er don Entfernung der Säulen zu re- den fort, welches auf fünferley Wei{$s} ge- $chiehet, nemlich der Pycno$tyl; der Sy- $tyl, Dia$tyl, der Aræo$tyl und Eu$tyl. Dann fängt er an die Waa{$s} und Propor- [0040]Vitruvii tion, des Ioni$chen Ordens zu geben, er zeiget auch, da{$s} die Proportion der Säulen nach dem men$chlichen Leib ge- nommen worden.

Der dierte giebt die Maa{$s} des Go- Des 4en. rinthi$chen und Dori$chen Ordens, $o rinthi$chen und Dori$chen Ordens, $o zu den Tempeln zu gebrauchen, mit der Proportion der ver$chiedenen Theile, woraus $ie be$tehen. Er erzehlet don denen er$ten Erfindern der Architectur- Orden, und wer $ie bey den Griechen waren.

Der fünfte Theil handelt don den Des 5ten. gemeinen Gebäuden, als nemlich don den Märtten, Ba$iliquen, don Theatris, Bädern, don den Schulen, $o zu den Wi$$en$chaften erforderlich $ind, dann auch don den Academien zu den Exerci- tien, ingleichen don den Meer- Häden, ja er handelt auch diel don der Mu$ic, was die Theatra betrifft, $o wu$ten die Baumei$tere gewi$$e Plä{$s}e darinn an- zugeben, wo die eherne Gefä{$s}e hinge- $tellet wurden, $o der$chiedene Rlänge don $ich gaben, gleich einem Echo oder Widerhall, um die Stimme der Acteurs in den Comœdien be$$er zu erheben.

In dem $ech$ten wei$et er die Propor- Des 6en. tion und die Figur der Griechi$chen $o- wohl als Römi$chen Particular - Häu$er [0041]Architectur. an, und $o mohl die, $o in der Stadt, als auch auf dem Land zu bauen ma- ren; be$chreibet dabey die Theile die$er Häu$er, als die Höfe, Ve$tibules oder Borplätze, die gro$$e Säle, die Spei{bet}- Säle, die Bimmer, die Cabinetten und die Bibliothequen.

In Dem $iebenden handelt er von dem Des 7dcn. Mörtel, und mie $elbigen zum Bemurf zu gebrauchen; mie der Ralch und der Mörtel-Staub zur Stuckador-Arbeit zuzubereiten; er redet auch von andern Auszierungen aller Gattungen der Gebäude, als da i$t die Mahleren, von ver$chiedenen Farben, $o mohl von den natürlichen, als durch die Run$t zubereitete, $o all ben den Alten im Gebrauch maren.

Das achte redet von den Eigen$chaf Des 8den. ten der Wä$$ern, von deren Ur$prung und Ratur, auch ihrer Eigen$chaften; mie die$e Wa$$er zu $uchen und zu leiten $ind.

Das neunte Buch i$t blo{bet} für die Zum 9den. Sonnen-Uhren, handelt auch in etmas von der Geometrie oder Feldme{bet}-Run$t, $o mohl flache als auch cörperliche Sachen zu me$$en; Er extendirt $ich ziemlich, [0042]Vitruvii Architectur. lich, mas dem Lauf der Ge$tirne betrifft, und mie die Fir$terne zu be$chreiben.

Das lelzte handelt von Machinen, die Zum 9den $o mohl zum heben, als zum merffen $chmehrer Sachen gehören, auch von denen, $o man zu vielen andern Dingen gebrauchte, als die Wa$$er zu heben, zu Mahl-Mühlen, und Wa$$er Orgeln, auch die Wege, $o mohl zu Wa$$er als zu Land zu me$$en; handelt abet auch ab$onderlich von $olchen Ma- chinen, die zum Baume$en und Rrieg gehören.

[0043] )o( Auszug der Architectur aus den zehen Büchern VITRUVII. Er$ter Cheil.

Enthält die Baukun$t, $o uns mit den Alten gemein i$t.

Er$tes Capitel.

Bon der Architectur insgemein.

Er$ter Artikel.

Bon dem Ur$prung der Architectur.

Man $chreibet, da{bet} die Men$chen Er$te Ge, legenheit an der Archite- ctur zu arbeiten. vor uralten Zeiten in Höhlen, gleich den milden Thieren zu mohnen p$tegten; $ie haben $ich aber endlich ver$ammlet, um Häu$er und Stäte zu erbaucn, morzu dann das Feuer Anla{bet} gabe, $o durch den Wind in einem Wald $ich entzündete, melche Reuigkeit die Men$chen durch die$e er- [0044]Vitruvii $taunliche Würkung herbey gezogen; und $o haben dann $ich mehrere Men$chen ver- $ammlet, und Mittel gefunden, indeme $ie einander geholffen, $ich bequemer zu logiren, als nur unter den Bäumen und in den Höhlen zu mohnen. Dahero man dafür hält, die Baukun$t $ene der An- fang und Ur$prung aller andern Rün$ten und Wi$$en$chaften; denn als die Men- $chen $ahen, da{bet} das menige, $o ihnen die Roth and die Hand gegeben, mohl von $tatten gienge, $o haben $ie Muth gefa$$et meiter zu gehen, andere Sachen zu erfinden, und $ich darauf zu legen.

Worzu dann nicht menig dieneten die Die er$ten Modellen $o die Ar- chitectur folgte, mar ents meder na, türlich Bäume, Fel$en und andere Sachen, $o die milden Thiere bedeckten, nach deren Modell man dann die er$ten Häu$er erbaue- te, melche Anfangs nur von Ra$en und ausgea$teten Bäumen be$tanden; alles die$es gab Gelegenheit zu mas vollkom- menern zu $chreiten; von den natürlichen aber zu den kün$tlichen Sachen zu kom- oder kün$tlich. men, hat man alle Berzierungen der Ge- bäude, $o nach und nach $ehr kün$tlich aus- gearbeitet morden, erfunden; man gab ih- nen Form und Figur der Sachen, $o zu denen natürlichen Gebäuden am nothmen- dig$ten maren: Die Zimmer-Arbeit, mor- aus Dach und Böden be$tunden, maren der Ur$prung der Säulen, Architraven, [0045]Architectur. Fri$en, der Triglyphen oder Dren$chlitze, der Dielen-Röpffe, Cornichen oder Haubt- Ge$im$e, der Frontons oder Berdachun- gen, melche von Stein oder Marbel $ind.

Die Säulen, $o oben dünner als un- ten $ind, $ollen ihren Ur$prung von den Stämmen der Bäume haben; $ie maren Anfangs nur Stöcke von Zimmer-Arbeit, $o die Sache zu tragen hatten. Das Ar- chitrave oder der Balken, $o $ich auf meh- rere Säulen hinaus ziehet, maren die Bal- ken, $o auf gedachten Stöcken lagen; das Fries oder Borden bedeuten das Mauer- merk, $o auf die$en Säulen lagen; die Drey$chlitze $tellen die Rütt oder Schrei- ner-Arbeit vor, $o man auf das Haupt die$er Balken machte, damit das Wet- ter $elbige nicht verderben kunte. Das Haupt-Ge$ims dienete für das Haupt oder die Steine am Ende der Balken und der Sachen, moraus die Böden be$tun- den. Die Sparren-Röpffe $tellen die Balken-Stirnen vor, die Rälber-Zähne aber die Sparren, $o an dem Ge$ims her- vor gehen, das Fronton oder Berdachung den Dach$tuhl oder Zulauf der Sparren, am Fir$t oben.

Es gibt noch einen dritten Ur$prung Die er$te Erfinder der Ar- chitectur. maren. der Architectur, melcher von den Erfindern der fünf Orden herrühret, auch von de- nen, $o zu Bereicherung deren Berzierun- [0046]Vitruvii gen geholffen. Dann man hält darfür, da{bet} das er$te Gebäu, $o mit einem ge- bräuchlichen Orden ver$ehen, ein Tem- 1. die Baumei- $tere des Rönigs Dorus. pel geive$en märe, $o der Rönig Dorus der Göttin Juno in der Stadt Argos hat auf- bauen la$$en. Der Orden aber, momit der Tempel ausgezieret mar, murde Do- ri$ch genannt, als aber der Prinz Jon, der eine Coloniam in A$ien geführet, melche $ich da niedergela$$en, einige Tempel hat erbauen la$$en, $o maren $ie nach dem Modell, $o Dorus er$tlich in Griechenland hat machen la$$en, verfertiget.

Als aber die Jonier etmas an der Pro- 2. des Prinzen Jons. portion und der Berzierung der Dori$chen Ordnung abgeändert, $o gabe die$es An- la{bet}, da{bet} $ie Urheber des Joni $chen Ordens morden, mornach $ie dann auch der Dianæ einen Tempel erbaueten. Die Ur$ach die- $er Abänderung mar, da{bet}, gleichmie die- $e Göttin unter der Figur eines Mägdleins vorge$tellt mird, $ie darfür hielten, man $olte auch die Säulen etmas ge$chmeidi- ger und zarter halten, damit $ie der Sta- tur die$er Göttin gleichförmiger murden, me{bet}megen $ie die$en Orden zarter ausge- zieret haben, moran $ie dann auch einen Fu{bet} oder Ba$in gemacht, $o die Schuhe die$er Zeiten vor$tellen; ia $ie haben auch die Aushöhlungen der Säulen tieffer ge- macht, damit $ie die Falten eines feinen [0047]Architectur. und leichten Rleides vor$tellten. Sie machtenauch Schnecken an das Capital, mordurch $ie den Auf$atz der Mägdlein vor$tellten, melche die Haare vom Ropf abhangend hatten, und unter den Ohren mieder aufgelocket maren.

Rach die$en bereicherte die Capitäle 3. Calli. machus. der Säulen noch mehr Callimachus, ein Athenien$i$cher Bildhauer, indeme er zarte- re Schnecken, auch in grö$$erer Anzahl an- $etzte, und die vier Seiten mit Bären- clau-Blätter und Ro$en auszierte. Al$o $agt man nach Vitruvio, da{bet} die$es al$o eingerichtete Capitäl, den ganzen Unter- $cheid zmi$chen dem Corinthi$chen und Jo- ni$chen Orden mache, $o von die$em kün$t- lichen Mann erfunden morden, melches daher rührte: Er $ahe nemlich, da{bet} eine Pflanze die$er Blätter $ich um einen Rorb, melcher auf das Grab einer Corinthi$chen Iungfrauen, und ohngefehr auf die$e Pflanze ge$etzt murde, al$o da{bet} die$e Pflan- ze um den Rorb hinauf much$e, oben, mor- auf ein Ziegel lage, $ich unter dem Ziegel heraus boge, $o da{bet} der Rorb Anla{bet} zum Capitäl, der Ziegel die Platte darauf, und die gebogene Bärenclau-Blätter das Laubmerk mit den Schnecken darzu gab, $o der Zeithero im Gebrauch geblieben. Sie- be Figuram 9.

[0048]Vitruvii

Cben die$er Bildhauer erfande noch an- dere Berzierungen, dergleichen $ind die Oven, oder Eyer-Figuren, meil $ie von einer ovalen Figur und erhoben maren, und in die Corniche oder Hauptge$ims an- brachte. Die Alten haben die$en halb- rund Stab Echinus genennet, melche die $techende Schale der Ca$tanien bedeutete, dann $ie fanden, da{bet} auch die$e ovalen Ca$tanien, mann $ie zeitig oder reif ma- ren, $ich aufthaten, und al$o die$e Oven vor$tellten.

Es mird auch von einem andern berühm- ten Auctore Meldung gethan, $o $ich Her- 4. Her- mogenes. mogenes nannte, melcher auch die Propor- tion der Theile des Gebäudes erfunden, melchem man den Eu$tylum, den P$eudo- dipter, und mas die Architectur $on$ten $chö- nes und mohleingerichtes hat, zueignet.

2ter Artikel. Was die Architectur $eye.

Die Architectur oder Baukun$t i$t eine Ausles gung der Archi- tectur. Wi$$en$chafft, $o mit vielen ver$chiedenen Studiis und Erkänntnu$$en verge$ell$chaf- tet $eyn $olle, durch deren Mittel $ie von allen anderen Arbeiten der Handmerke und Rün$te, die ihr zugehören, urtheile. Die$e Wi$$en$chafft mird durch die Theo- rie und Practique ermorben. Die Theo- [0049]Architectur. rie der Architectur be$tehet darin, da{bet} man le$e, zeichne, @rei$e, nach$inne und be- trachte. Die Practic aber i$t, da{bet} man die Gebäude $elb$ten führe. Die$e zmen Dinge $ind $o nothomendig, da{bet} dieienigen Baumei$ter, $o $ich bemüheten zur Erkännt- nu{bet} ihrer Run$t durch das blo$$e Exerci- tium zu kommen, niemahlen mas haben ausrichten können, $oviel $ie $ich immer auch Mühe gegeben haben, gleichmie die- jenige, $o $ich einbildeten, $ie müden durch das blo$$e Studiren der Architectur und durch den Di$curs dahin gelangen.

Ueber das, mas zur Erkänntnu{bet} der Der Bau, mei$ter $oll eilf Sachen mi$$en, nemlich Sachen gehöret, $o $onderlich zur Bau- kun$t gehören, gibt es noch unendliche an- dere Dinge, die dem Baumei$ter nöthig $ind.

Er $oll alles mohl mi$$en zu Papier zu 1. die Schreib; kun$t. bringen, den Ueber$chlag $einer Arbeit mohl und accurat zu machen.

Er $oll mohl zeichnen können, um $o 2. das Zeich nen. mohl die Grundri$$e als auch die Aufträ- ge des Gebäudes, $o ihme vorkommen, zu Papier zu bringen.

Die Geometrie, oder das Feldme$$en, 3. das Feldme$- $en. i$t ihm $ehr nothmendig, damit er alles nach der Schnur mi$$e abzume$$en.

Die Rechenkun$t, um alles auszurech- 4. das Rechnen. nen, oder den Calculum zu machen.

[0050]Vitruvii

Die Hi$torie $oll er auch mi$$en, damit 5. Die Oi$torie. er die Ur$ach aller Berzierungen, $o auf die Hi$torie gegründet, zu expliciren mi$$e. Wann er Exempel mi$$en mill, an $tatt der Säulen, Figuren anzubringen, mel- che Caryatides genannt merden. Die$es kommt daher, da{bet} die Griechen $olches erfunden, um der Rachmelt, die Victorien oder Siege, $o $ie über die Carianer erhal- ten, deren Weiber $ie gefangen mitgenom- men, und deren Bildnu$$e $ie an ihre Gebäude ge$tellet.

Die Moral Philo$ophie i$t ihm $ehr nütz- 6. Die Moral- Philo$o- Phie. lich, damit er Gro{bet}müthig, keck, aber ohne Hochmuth, billig in allen Dingen, getreu, und ohne allen Geitz $ene.

Der Baumei$ter $oll $o gela$$en $eyn, da{bet} er keinen guten Rath, $ogar auch der gering$ten Handmerks-Leute nicht ver- achte, ja auch deren, die nicht einmahl $einer Profe$$ion $ind. Dann alle Men- $chen, der Baumei$ter nicht allein, dürffen ovn dem Werk urtheilen.

Die Ratur Philo$ophie i$t eben auch 7. Die nas türliche Philo$o- phie. nothmendig, damit er mie$$e, marum die- $es oder jenes al$o, und nicht auf eine an- dere Art, und $o es nothmendig, zu ver- be$$ern mi$$e.

Er $olle auch etmas von der Medicin ver- 8. Die Medicin. $tehen, auf da{bet} er die Qualität der Lufft [0051]Architectur. erkennen kan, $o einen Ort ge$und und mohnbar mache.

Das Jus oder die Rechte $ind ihm zuträglich, 9. Das Jus oder die Rechte. träglich, auf da{$s} er die Gemohnheiten des Winkelrechts und der dahin zufüh- renden Mauren, auch das Aus$ehen, und die Wa$$er-Ab$ührung mohl ver$tehe.

Er $oll auch die A$tronomie oder das 10. Die A$trono- mie. Ge$tirn oer$tehen, damit er allerhand Sunnen-llhren machen könne.

Bey den Alten mu$te der Baumei$ter 11. Die Mu$ic. auch in der Mu$ic erfahren $enn, damit er die Catapulten und andere Rrie ges-Machi- nen zu leiten mu$te, melche mit Saiten, $o von Därmen gemacht, ange$pannet murden, Durch den Rlang der Saite erkannte man; mann die Machine genug- $am ge$pannet, und mie $tark auch der Baum, der mie ein Bogen formirt mar, durch die Saite $charf ge$pannet und recht angezugen murde. Die Mu$ic mar ihnen de{bet}megen auch nuthmendig, damit $ie die eherne Gefä{$s}e, $o bey den Theatris im Gebrauch maren, de$to be$$er $timmen, und in gebührenden Rlang bringen kun- ten.

[0052]Vitruvii 3ter Artikel.

Wie viel und lvelches die Theile der Architectur $ind.

Dren Dinge mü$$en $ich in jedem Ge- bäude finden, nemlich die Daue;, die Commodität, und die Zierde, $o alles die Architectur mitbringet, und zmar durch die Anurdnung und durch die Di$po$ition und Einrichtung aller Theile, $u das Gebäu enthält, und damit alles in einer rechten Pro- portion $ich befinde, indeme man auf al- les, mas muhl an$tehet und auf die Oeco- nomie zu $ehen hat; dahero folget, da{$s} die Architectur acht Theile enthalte, als nemlich die Dauer, die Commodität, die Zierde, die Ordnung, die Stellung, die Proportion, das Wohlan$tändige und die Oeconomie.

Die Dauer be$tehet in der Düte des 1. die Dauer. Fundaments, man mu{$s} die Materialien mohl zu ermählen und anzubringen mi$$en, melches alles in guter Ordnung, Di$po$i- tion und gebührender Proportion, $o die Theile gegen einander haben $ollen, ge- $chchen mu{$s}.

Die Commodität be$tehet ebenfalls in 2. Die Commo- dität. einer guten Anordnung und Di$po$ition, melche alles $o mohl einrichtet, da{$s} nichts im Weg $ene, $o den Gebrauch der Theile Des Gebäudes hindere.

[0053]Architectur.

Die Zierde erfordert, da{$s} die Form 3. Die Zierde. $chön und annehmlich $ene, und $olches durch die rechte Proportion aller ihrer Thei- le ge$chehe.

Die Ordnung be$tehet darin, da{$s} alle 4. Die Ordnung. Theile eines Gebäudes ihre gehöriae Grö$$e haben, man betrachte gleich $ol- che nach einander, oder man $ehe auf die Proportion des Werks.

Die Di$po$ition oder Einrichtung be$te- 5. Die Di$po$i- tion oder Stellung auch Ein- theilung. het darin, da{$s} gehöriger ma$$en alles mohl rangirt $ene, die Zu$ammen$etzung aller Theile, moraus das Werk be$tehet, annehmlich, und nach der Qualität eines jeden Dinges eingerichtet merde. Vl$o da{$s}, mie die Anordnung die Grä$$e be- trifft, die Di$po$ition die Figur und die Situation angehe, melches zmen Dinge $ind, $o unter dem Wort der Qualität, $o Virruvius der Di$po$ition zueignet, be- griffen, und melche er der Quantität, die zur Vnordnung gehöret, entgegen $tellet, Es $ind gemi$$e Vrten oder Manieren, mo- durch der Baumei$ter den E$$ect der Ein- richtung des Gehäudes, $o er zu bauen hat, an Tag leget, als da $ind die Ich- nographie, der Geometri$che Grundri{$s}, die Orthographie melches der Geometri$che Vufri{$s}, und die Scenographie melches der per$pectivi$che Vu$tragoder Vufzugi$t.

[0054]Vitruvii

Die Proportion, melche auch Euryth- 6. Die Propor- tion. mie genennet mird, begreifft dasienige, $o die Theile des ganzen Werks zu$ammen bringt, und das Vn$ehen annehmlich macht, $o bald die Höhe $ich mohl nach der Breite richtet, und die Breite mieder nach der Länge, al$o da{$s} alles und jedes $ein rechtes Maa{$s} habe. Es i$t $chon läng$t ent$chieden, da{$s}, mas die lleber- ein$timmung des ganzen Werks gegen $eine Theile hat, jedes allein hat, mann man das Ganzenach der Maa{$s} eines jeden Theils betrachtet. Dann gleichmie in dem men$chlichen Leib, der Fu{$s} mit der Hand, dem Finger und andern Theilen eine Ueberein$timmung hat; al$o kan man an einem vollkommenen Werk, aus einem Glied die Grö$$e des ganzen Werks erken- nen. Zum Exempel der Diameter einer Säule oder die Länge eines Dern$chlitzes geben die Grö$$e des Gebäudes zu er- kennen.

Ueber die$es i$t zu bemerken, um die$e Ueberein$timmung zu exprimiren, da{$s} $ie diele Dinge gegen einander haben, entme- meder durch die Grö$$e, oder durch die der$chiedene Vnzahl ihrer Theile. Vitru- vius bedienet $ich ohne Unter$cheid dreyer Wörter, $o da $ind Proportion, Eurythmie und Symmetrie. Man erachtet aber für dienlich das Wort Proportion allein zu [0055]Architectur. behalten; meil Eurythmie ein extraordi- nair Griechi$ches Wort $ene, $o ohnehin nichts anders, als Proportion bedeute; und Symmetrie ob es mohl $ehr gemein und im Gebrauch, bedeutet nicht auf Teutch das, mas Vitruvius durch das Wort Proportion der$tehet: Dann er der$tehet durch das Wort Proportion ei- ne Ueberein$timmung der dernün$tlichen Dinge: und Symmetrie bedeutet nur ei- ne Gleichheit der dinge. Dann das Wort Symmetrie auf Griechi$ch $o mohl, als auf Lateini$ch, bedeutet die Gleichheit der Dinge. Zum Exempel, mie die Fen- $ter, $o acht Schuhe hoch, gegen die, $o $echs hoch $ind; und die, $o dier, und die andere dren Schuhe meit $ind: die Sym- metrie aber auf Franzö$i$ch, i$t die Gleich- heit der Dinge! als zum Exempel, $o die Fen$ter gegen einander haben, mann $el- bige alle eine Höhe und eine Breite ha- ben, auch da{$s} ihre Zauhl und der Zmi- $chenraum beeder Seiten gleich $ene, und $o eine Seite ungleith, die andere $ich auch al$o derhalte.

Das mohlan$tändige aber be$tehet in 7. Das mohlans $tänbige oder an- nehmliche $ichet au- drenn Din- ge, als die$em, da{$s}, mo alles correct ins Vug fal- le, $ich nichts finde, $o nicht zu approbi- ren, und auf eine gemi$$e Autorität ge- gründet $ene. Es erfordert auch zugleich, da{$s} man auf dren Dinge $ehe, als auf [0056]Vitruvii den Staat, die Gemohnheit, und die Ratur.

Was den Staat belanget, i$t darauf 1. Der Staat. zu $ehen, da{$s} man eine andere Di$po$ition und Proportion für einen Palla$t, als für eine Rirch ermähle.

Was aber die Gemohnheit anbetrifft, 2. Die Gemohn- heit. $o i$t die$e, da{$s} man den Eingang und die Ve$tibules oder Borplätze derziere, mann das inmendige reich und herrlich i$t.

Was man endlich auf die Ratur das 3. Die Ratur des Orts. Orts zu $ehen hat, be$tehet darin, da{$s} man der$chiedene A$pecten oder Vn$ehen ermähle, und die$es megen der$chiedener Theile des Gehäudes, damit $elbige ge- $under und commoder anzubringen, als zum Exempel, man macht die Schlafzim- mer und Bibliothequen gegen Morgen; Winter-Zimmer, gegen den Ort, mo die Sonne im Winter zuruck gehet; die Bil- der-Cabinette und andee Curio$itäten, mel- che einen allezeit gleichen Tag erfordern, gegen Rorden.

Die Oeconomie mill haben, da{bet} der 4. Die Oecono- mie. Baumei$ter auf die Ro$ten, die man an- menden mill, $ehe; auf die Materialien und deren Qualitat, die man an dem Orte, mo man bauen mill, bekommen kan; er nimmt $eine Maa{$s}reglen zur Ordinirung und der Di$po$ition, das i$t, er giebt $einem Ge- bäudedie gebräuchliche Form und Grö$$e.

[0057]Architectur.

Die$e acht Theile dergleichen $ich, mie $chon ge$agt, mit den dren er$ten, als mit der Dauer, der Commodität und mit der Zierde oder der Schönheit, durch melche $upponirt mird, die Di$po$ition, die Propor- tion, das Vnnehmiiche oder Wohl$tehen- de und die Oeconomie. We{$s}megen man die$en er$ten Theil nur in dren Capitel abgetheilet, melche $ind, die Dauer, die Commodität und die Schönheit des Ge- bäudes.

Zmentes Capitel.

Bon der Dauer der Gebäude.

Gr$ter Vrtikel.

Die Materialien zu ermählen.

Die Materialien, modon Vitruvius handelt, Vitruvius handelt don fün, $erlen Ma- terialien, nemlich delt, $ind, Stein, Back$tein, Holz, Ralch und Sand.

Vue Stein $ind nicht einerlen, dann es giebt weiche, mittelmä{$s}ige, harte und ganz 1. Bon den Steinen. harte. Die meichen $ind gut zu hauen, auch gut inmendig und bedeckter zu ge- brauchen; der Fro$t und auch der Regen machen $ie zu Staub, und $o man $elbige nahe an dem Meer verbraucht, $o naget [0058]Vitruvii $ie die Säure ab, und die gro$$e Hi{$s}e der- derbt $ie auch.

Die mittelmä{$s}igen mider$tehen und hal- ten derLa$t be$$er; es giebt deren aber auch, $o im Feuer leicht zer$pringen.

Es i$t noch eine Sorte Stein zu fin- den, $o eine Art Tofftein $ind; einige davon $ind roth, andere $chmarz, und dann einige mei{$s}, melche man mit der Säge, als mie das Holz, $chneiden kan.

Die be$ten Back$teine $ind die, $o nur 2. Bon den Bact- $teinen. mohl getrucknet und nicht gebrannt $ind; man mu{$s} aber diele Iahr zu die$em trück- nen haben, deromegen ein Ge$e{$s} zu Utica, einer Stadt in Africa, zu finden mar, da{$s} man keine Back $teine unter fünf Iahren ge- brauchen $olle: Dann an die$er Art Back- $teine hat die Trückne die Poros der Er- den äu$$erlich derma$$en zu$ammen gezo- gen, da{$s} $ie auf dem Wa$$er als mie ein Bims$tein $chmamen, und $ie maren megen ihrer Leichte von einem gro$$en Nutzen in den Gebäuden.

Die Grde oder der Leimen, davon die$e Back$tein gemacht murden, mar $ehr fett, und gemeiniglich eine Gattung mei$er Rreide, dabey meder Rie{$s} noch Sand $eyn dorfte; damit aber die$e Back$teine leichter murden, auch nicht $o leicht der- meichten, hat man Strohe darunter ge- than, damit $ie be$$er zu$ammen hielten.

[0059]Architectur.

Das Holz, $o zum bauen gebraucht 3. Holz de$$en dies lerley ge- brauchet miro. Die Tana ne. mird, i$t Eichen, Buchen, Papelbaum, Ulmen, Eypre$$en, Tannen; es i$t aber immer eines be$$er, als das andere.

Die Tanne, meil $ie viel Feuer und Lufft hat, aber menig Erde und Wa$$er, i$t leicht, bieget $ich nicht leichtlich, i$t aber den Würmern und Feuer untermor$- fen.

Die Eiche, $o mehr irdi$ch, dauret in DieEiche. dem Boden emig, au$$er dem Boden aber mirfft $ie $ich und $paltet.

Der Buchbaum, $o menig irdi$ch, und DieBuche. menig Feuchtung und Feuer hat, aber viel Lufft, i$t nicht de$t und bricht leicht- lich.

Der Pappelbaum, Linden und Wei- Pappel- baum. den $ind nichts nu{$s}, als zu leichten Sa- chen; $ind leicht zu arbeiten und gut für die Bildhauer.

Die Erle i$t gut zu Piloten und in mo- Erle. ra$tigen Orten.

Der Ulmen und E$chenbaum haben die- $e Eigen$chafft, da{$s} $ie nicht bald zer- $pringen, $ind auch nicht $o gar $tarr und unbieg$am.

Die Weisbuche, i$t ve$t und auch zu Weisbu chen. biegen, deromegen machten die Alten Och$en, Ioch daraus.

Man hält dafür da{$s} die Fichte, mie auch Fichten. Cppre$$en. die Gypre$$en, megenihrer gro$$en Feuch- [0060]Vitruvii tigkeit, $ich gerne biegen; $ie haben aber die$en Bortheil, da{$s} die Würmer megen ihrer Feuchtigkeit nicht hinein kommen.

Der Wachholder und der Cederhaum Wachhol- der, und Eeder baum. haben ebenmä{$s}ige Rrafft, da{$s} $ie der Fäulung nicht untermorffen $ind + der Wachholder megen des Gummi, $o mie ein Sandarac i$t, und der Cederbaum me- gen des Oels, $o man Cedrium nennet.

Der Larir hat eine gleiche Rra$ft, $ei- Der La- rir. ne ab$onderliche Eigen$chafft aber i$t, da{$s} er dem Feuer nicht untermorffen i$t, mel- ches $o zu der$tehen, da{$s} er nicht brennet in dem Feuer. Die Hi$torie erzehlet ei- ne denkmürdige Sache don die$em Holz. Cæ$ar belagerte ein Schlo{$s} am Fu{$s} des Alpi$chen Gebürgs, und die$es Schlo{$s} hatte einen Thurn, $o die Haupt-Defen- $ion die$es Schlo$$es, und don eben dem Holz der$ertiget mar; Cæ$ar glaubte die- $es Schlo{$s} ganz leicht zu überkommen, indeme er ein gro$$es Feuer an die$en Thurn machen lie{$s}; als nun alles Holz, $o der Cæ$ar anlegen lie$$e; derbrannt mar, hat man mahr genommen, da{$s} der Thurn ganz unbe$chädiget derblieben.

Der Oelbaum i$t auch $ehr dienlich Der Oel- baum. $o mohl in die Fundamente, als in die Stadtmauern zu legen: dann die$es Holz, menn es in etmas gebrannt, und mit in die Mauren eingelegt, dienet treflich, $tatt [0061]Architectur. $tatt der Binder, und dauret ewig, i$t auch der Faulung nicht unterworffen.

Der Kalch wird aus wei$$en oder Kie- 4. Bom Kalch. $el$teinen gebrannt, die härte$ten aber $ind die be$te. Die $chwammige aber taugen be$$er zum Bewurff.

Es giebt fün$erley Sdrten Sand, als 5. Vom Sand, be$$en fün- ferley. Keller-Sand, Fluβ-Sand, Rie{$s}, Meer- Gand und das Pozzolan.

Der be$te Sand i$t, welcher, wann er mit Händen gerieben wird, rau$chet, wel- ches der, $o Erden oder Schleim mit $ich führet, nicht thut, weil er nicht raue i$t. Ndch ein Zeichen eines guten Sandes i$t die$es, daβ, wann man ihn auf wei$$en Zeug leget, und wieder daovn ab$chüt- telt, er kein Zeichen oder Unrath hinter $ich lä{$s}t.

Der Gand, $o aus dem Boden gegra- I. Kellers Sand. ben und Keller-Sand genannt wird, und die$e Qualität hat, wird für den be$ten ge- halten; Vitruvius hat de$$en diererlen, nemlich den wei$$en, den $chwargen, den rothen und den Sarfunkelfarbigten.

Wo man aber keinen Ort hat die$en 2. Fluβ- Sand. guten Sand zu graben, $o kan man. $ich des Meer-oder Fluβ-Sandes bedienen, welcher auch zum Bewurff be$$er i$t. Er i$t gar vortreflich gut zur Mauer, dann er bald trocknet. Der Kicβ oder der 3. Kieβ. Sand, $o von dem Kieβ genommen wird, [0062]Vitruvii i$t auch gut, wann das obere, $o zu grob i$t, davon gethan wird. Der Meer- 4. Meer- Sand. Sand i$t geringer, Weil er lang$am trock- net; derowegen, wo der$elbe gebraucht wird, muβ man nicht $o gleich zu viel auf einmahl aufmauren.

Den Sand $o man bey Neapolis fin- Pozzo- lon. det und Pozzolon genannt wird, i$t $o vor- theilhaftig, daβ er nicht allein gut in die ordinari Mauren, $ondern $o gar im Grund des Meers, wo er wunderbahr erhärtet. Die Alten haben lhre Meer- Häven damit erbauet; dann nachdeme $ie einen Schluβ mit Stücklen und Bal- len verfertiget, haben $ie die$en Speiβ, $o aus Pozzolon und Kalch be$tunde mit Steinen hinein geworffen, ohne das Wa$$er vorhero heraus zu bringen; $on- dern der Speiβ und die Steine haben $ul- ches heraus getrieben, und i$t al$o mitten im Wa$$er trocten und hart worden.

2. Art. Vom Gebrauch der Materialien.

Das er$te, worauf man $ehen $oll, i$t, I. Die Steine zu derwen- den. daβ man die Steine zwen Iahr uorherv, ehe und beuor man $elbige zum bauen brauchet, aus dem Bruch nehme und an offenen Orten liegen la$$e, damit man die$e, $o der Fro$t oder das Wetter be- [0063]Architectur. $chädiget, in die Fundamenter verarbei- te: Die$e aber, $o gut verbleiben, in das Haupt der Mauer au$$er dem Boden $etze.

Man muβ $ich mit dem Holz, $o zum 2. Das Holz zu oerwens den. bauen wohl gebraucht werden $oll, wohl vor$ehen. Dann $olches zur rechten Zeit und guten Wetter zu fallen, welches die Herb$t-oder Winter-Zeit i$t, wo die Feuchte, $o die Force und Kräffte, als der Bäumen Widerhalt $ind, am be$ten conditionirt i$t; und wo das Holz nicht mit einer überflüβigen Feuchte angefüllet, wovon das Holz ge$chwächet wird, $on- dern durch die Kälte beve$tiger und zu- $ammen gezogen worden i$t. Dann es i$t mahr, da{$s} die Väume $o in der Ge- $chwindigkeit aufwach$en und $ehr groβ werden, weich und don einer überflü{$s}i- gen Feuchtigkeit $ind, dahero $ie letcht brechen und zum bauen wenig taugen; wie $olches die Erfahrung an den Dan- nen-Baumen, Supernates genannt, zeiget. Die$e Bäume wach$en in Italien jen$eits des Appennini$chen Gebürgs gegen dem Adriati$chen Meer. Die$e Väume $ind groβ und $chön, $ind aber ohntauglich zum bauen: an $tatt daβ die, $o auf der an- dern Ceite des Bergs wach$en, und der Hitze und Truckne $o Infernates genannt, [0064]Vitruvii exponìrt, viel be$$er zur Zimmermanns- Arbeit $ind.

Die$e überflüβige Feuchte i$t den Bäu- men $o $chädlich, daβ man gezwungen worden, jezuweilen die$e Bäume unten anzubohren, damit die überflüβige Feuch- te $ich heraus ziehe, und die Bäume al$o austroctnen; woraus dann endlich die Er- fahrung gelehret, daβ man das Bau- holz, ehe man $olches gefället, die Rin- den unten ringsum abge$chehlet, $u daβ auch etwas Holz mit abge$chnitten wor- den. Dann hat man $ie eine Zeitlang $o $tehen la$$en, Damit allgemach alle Feuch- tigkeit $ich abwärts und heraus gezugen, und der Baum ausgetrocknet.

Man kan $ich ganz leicht vor$tellen wie wichtig und nothwendig die Austropffung die$er überflüβigen Feuchte $eye, damit dadurch das Holz hart und fe$t werde, auch nicht $o leicht faule und verderbe. Wenn auch von die$em Holz, Stücker in die Fortifications - Mauer, $tatt der Bin- de, eingelegt werden, dauren $ie ewig, wann $olche au$$enher nur zuvor ein we- nig gebrannt worden.

Die Vack$teine $ollen in recht dicken 2. Mie die Back$tei- ne zu ge- brauchen. Mauren gebraucht werden; weβwegen man in Kom nicht mit Back$teinen baue- te; den Plaz zu $paren, war nicht er- laubt die Mauer über einen und einen [0065]Architectur. halben Schuhe Dick zu machen, welches ohngefehr $echzehen und ein halben Fran- zü$i$chen Zoll ausmacht.

Die Mauren wurden auch oben hin- ars nicht von Back$teinen gemacht, weil die Ulten ihre Back$teine nicht brannten, daβ $ie al$o im Wetter nicht be$tehen kun- ten. Sonderlich wann ein Ziegel ovm Hauptge$ims ohngefehr abgefallen oder zerbrochen war. Deromegen wurde al- lezeit oben ein und ein halb Schuhe mit ziegel$tückern gemauret, ohngefehr $o hoch, als das Ge$ims $ich er$treckte das Wa$$er auszutragen und die Mauer zu con$erviren. Sie haben auch die be$te Ziegel$tücke zu dem Hauptge$ims aus- ge$ucht, $onderlich diejenige, $o $chon lang auf dem Dach gelegen, woraus man er- kannt hat, da{$s} $ie wohl gebrannt uud ovn guter Materie waren.

Die Back$tein-Mauren waren bey den Ulten in $olcher E$time, Da{$s} $ie $o wohl publique als privat - Häu$er damit auf- baueten, und ihre $chön$te Pallä$te wa- ren auch daovn aufgeführet: was aber die$e Art zu bauen merkwürdig machte, war die Dauerhaftigkeit: dann als man erfahrne Männer kommen lie$$e, die Ge- bäude zu taxiren, $o haben $ie allezeit, ein vier und zwanzig Theil, als man glaub- te, da{$s} das Gebäude geko$tet habe, abge- [0066]Vitruvii zogen, und das für jedes Iahr, $o lang das Gebaude ge$tanden, weil $ie davor hielten, da{$s} ein Gebäude über achzig Iahr nicht dauren könnte, an $tatt, da{$s} dieje- nige, $o von Back$teinen waren allezeit um den Prei{$s}, was $ie geko$t haben möchten, taxiret worden, als wann ein $olches ewig dauren $olte.

Den Kalch und Sand wohl zu nu- 4. Ges brauch des Kalchs. tzen und guten Mürtel daraus zu machen, muβ er$tlich der Kalch wohl abgelö$cht und lang aufbehalten werden, auf daβ, wann etwa noch Stuck darunter wären, $o nicht wohl gebrannt, $ie Zeit hätten, nach und nach zu zergehen.

Die$es i$t $ehr wichtig, $onderlich im Bewurff und in der Stuckadur-Arbeit; dann wann man den Kalch $o ge$chwind verbraucht, und noch Stücklein darunter wären, $o nicht zergangen, $o könnten $el- bige an der Arbeit er$t aufgehen, und die Arbeit auseinander treiben.

Den Kalch, ob er wohl abgelö$cht, zu erkennen, $chneidet man $elbigen mit ei- nem hölzernen Me$$er, oder aber man $tecket ein Me$$er hinein; findet man dann, Daβ Steinlein an dem Me$$er $treiffen, und das Me$$er dannoch $auber daovn gezogen wird, $o i$t es ein Zeichen, daβ der Kalch nicht wohl abgelö$cht: wor- den. Dann $o der$elbe $o, wie es $ich [0067]Architectur. gebühret abgelö$cht worden, $o i$t er fei$t und bleibt an dem Me$$er hangen. Auch i$t zu bemerken, daβ, wann der Mörtel an der Kelle hangen bleibt, $elbiger nicht recht und wohl gearbeitet worden.

Den Sand wohl zu verwenden, muβ 5. Vom Gebrauch des San- des. man betrachten und $ehen, wozu er ge- braucht werden $olle. Dann $olle $elbiger zum Bewurff dienen, $o muβ er nicht, $o bald er gegraben worden, verbraucht werden, $on$ten trocknet der Mürtel zu ge$chwind, und verur$achet, daβ der Be- murff aufrei$$e. Zu dem Mauerwerk aber, $oll er nicht lang in der Lufft liegen, weil die Sonne und der Mond $olchen alceriren, $o daβ ihn das Kegenwa$$er $chmelzt, und in Erde verwandelt.

Was die Proportion des Gands gegen den Kalch betrifft, um einen guten Mür- tel zu machen; $o nimmt man drey Theil gegrabenen Sand; zwey Theil Fluβ-oder Meer-Sand gegen einen Theil Kalch, und noch be$$er, wann man dem Fluβ-oder Meer-Gand einen dritten Theil wohlge- $to$$ene Ziegel$tücker, $o durchge$iebet, zu- $etzet.

Die Haupt$ach, $o bey dem Mörtel in acht zu nehmen, i$t die$e, daβ erwohl ge- arbeitet werde.

Die Handwerksleute waren vor alten Zeiten in Griechenland $o $org$ältig, daβ [0068]Vitruvii $ie den Speiβ oder Mörtel lang arbeiten lie$$en, indeme $ie wohl zehen Mann an eine Speiβ-oder Mörtel-Pfanne $tellten: welches verur$achte, daβ der Mörtel $o hart wurde, daβ, wann ein Stuck Be- wurff von einer alten Mauer abfiele, man Ti$ch daraus machen kunte.

3ter Artikel. Bon den Fundamenten.

Die Fundamenta $ind die wichtig$ten In dem Funda- ment muβ man drey Dinge be- trachten, nemlich I. Bom Funda- ment gra- ben. Dinge eines Gebäudes, weil man an die- $em Theil nicht $o leicht, als wie an an- dern Orten helffen kan.

Bey dem Fundament graben eines Ge- bäudes muβ man, $o lang es möglich i$t- in Boden eingraben, und das $o lang, biβ man gutem Voden findet, und wie- der in den guten Boden weiter hinein grä- bet, $o viel ovnnöthen i$t: damit $olches die Schwehre der Mauer tragen könue, welcher auch dicker als die $o au$$er dem Boden $eyn $oll.

Mann man nun guten Boden ge$un- 2. Ve$t- machung. den, $o kan $elbiger noch ve$ter durch das Sto$$en gemacht werden; $o man aber nicht auf de$ten Boden kommen kan, und ge$chütten Boden oder gar Mora$t fin- det, $o muβ man $o weit man kan eingra- ben, und $o dann verpilotiren, worzu das [0069]Architectur. Erlenholz, auch der Oelbaum-oder Ei- chenhulz $o ein wenig gebrannt, am be$ten. Dann wird er mit dem Initrument oder Hoye wohleingetrieben, und der Zwi$chen- raum mit Kohlen ausgefüllet.

Dann bauet man mit denen be$ten 3. Das Mauer- werl. Steinen, die man haben kan, darauf.

Die Fugen der Steine in dem Funda- ment gro$$er Gebäude dauerhafter zu ma- chen, nimmt man Piloris von Oelbaum, gebrannt und von einem Haupte biβ zum andern recht nahe aneinander ge$etzt; $o $tatt der Schluβ oder Schlie$$e dienen; und das ganze Werk zu$ammen halten. Das Holz, welches al$o zubereitet wird, verfaulet und verdirbt nicht; es gehe auch zu, wie es wolle, und kan ewig dau- ren, $o wohl in der Erde, als auch im Wa$$er.

Wann man Keller machen will, muβ das Fundament viel breiter oder dicker $eyn, damit die Mauer die Erde, $o au$- $enher darwider liegt, und im Winter $ehr trucknet und $chiebet, halten kan; weil $ich die Erde zu die$er Zeit aufblehet und $chwerer wird, und diβ darum, weil zu die$er Zeit $ich gemeiniglich viel Wa$$er in den Boden einziehet.

[0070]Vitruvi1 4ter Artikel. Von den Mauern.

Die Zu$ammen$etzung der Steine mit Es gibt $iebener- ley Mau- erwert. dem Mörtel, nennet man Mauerwerk; und i$t $iebenerley; dreyerley von gehaue- nen Steinen welche $ind, die auf Netz oder Fi$chers-Garn Art; die verbunde- ne; und die $o man die Griechi$che nen- net: es gibt drey von rauhen und unge- hauenen Steinen; nemlich die$e, wo die Stein gleiche Höhe haben; und die wo $ie ungleicher Hühe $ind; und andre, $o in der Mitte ausgefüllet i$t, die $iebende be$tehet aus allen anderen.

Das Mauerwerk in Form eines Ne- I. Die auf Netz- Art. tzes, welche man ge$trickt nennen könnte, i$t von $olchen Steinen, $o vollkommen am Haupt viereckigt $ind, werden al$o ge- $etzt, daβ die Fugen oblique oder über- zwerchs liegen. Die Diagonal - Linie al- $o, daβ die eine Bley-oder Senkelrecht, und die andere $etzwägig $eye. Die$e Mauer i$t dem An$ehen nach die $chön- $te, i$t aber dem Spalten unterworffen. Siehe Fig. A. I. Kupffers.

Die verbundene Mauer (wie $olches 2. Die derbunde- ne. Vitruvius explicirt) wo die Steine, $o auf einander ge$e{$s}t, gleich wie Ziegel, nem- lich wo die Stein $etzwägig zu$ammen [0071]Architectur. $to$$en, und der $o darüber oder darauf zu liegen kommt, über die Fuge hinüber bindet.

Die$e Art Mauer wird von einigen un- gewiβ genannt, aber übel, weil $ie im Vi- truvio le$en incerta an $tatt in$erta. Die Maurer einiger Drten hei$$en $ie gebunde- ne, $ie i$t nicht $o $chön, aber be$$er als die ge$trickte oder auf Net{$s}-Art gemachte, $iehe Fig. BB. I. Rupffers.

Das Mauerwerk, $o Vitruvius den 3. Die Griechi- $che. Griechen $onderlich zueignet, i$t das, wo zween Stein zu$ammen $to$$en, und ein Haupt machen. Sie legen einen Binder darauf, der ganz durchgehet, und die zwed Häupter ausmachen und auch zugleich binden, und $o fort continuiren. Man könnte die$es eine doppelte Verbindung nennen, weil die$e Art nicht allein au$$en, wegen der Binder, $ondern auch inwen- dig bindet. Siehe Fig. CC. I. Kupf- fers.

Die Manier mit Steinen gleicher 4. Die Mauer wo die Steine gleiche Höhe ha- ben. Höhe zu mauren, $o die Alten I$odomum genennet haben, differirt in nichts mit den verbundenen, ausgenommen, daβ die Stei- ne in die$er nicht gehauen $ind. Siehe Fig. D. I. Kupffers.

Die andere Manier, wo die Steine 5. Wo $ie ungleiche Höhe da- ben. ungleiche Höde haben, P$eudi$odomum genannt, i$t auch von ungehauenen Stei- [0072]Vitruvii nen vebunden; $o aber nicht eine Höhe oder Dicke haben. Manhält keine Gleich- heit, als in dem ausgleichen; indeme die Lagen ungleich unter $ich $ind. Siche Fig. E. I. Kupffers.

Das in der Mitte ausgefüllte Mauer- 6. Die ausge. füllte Mauer werk, $o ben den Alten Emplecton gehei$- $en i$t von ungehauenen, voch gleich ge- legten Steinen gemacht; welche nur im Haupt gleich $ind, die in der Mitte wer- den nur $o in den Kalch hinein geworffen. Siehe FF, GG. H. I. Kupffers.

An allen die$en Arten Mauerwerks, i$t doch allezeit die$e{$s} die be$te, $o von mittel- mäβigen Steinen gemacht wird, und al- lezeit lieber klein als groβ, damit der Mör- tel an allen Drten durchdringe, und die Steine be$$er zu$ammen halte; verliehret auch die Kräfften nicht $o bald, $o es durch gro$$e Steine zu$ammen gehalten wird, und an deren Fugen man $iehet, daβ der Mörtel verdirbt und mit der Zeit $ich in Staub verkehrt: welches man an den äl- te$ten Gebäuden $o aus kleinen Steinen erbauct, nicht $iehet. Tch will $o viel $a- gen, daβ man den Mörtel nicht $paren $oll.

Derowegen $chlägt Vitruvius eine ge- 7. Die zu- $ammen ge$e{$s}te Mauer. wi$$e Gattung zu Mauern vor, welche man zu$ammen ge$e{$s}te Mauer hei$$en könnte, weil die Steine im Haupt verklammert [0073]Architectur. werden. Sie i$t deβwegen $o betitelt, weil das Haupt von Duader$teinen, die Mitte aber nur mit Kie$el oder andern kleinen Steinen und Kalch, nur $o oben hinein, wie man dazu kommt, geworffen und unter einander gearbeitet wird. Nach- gehends bindet man ein Haupt an das andere mit ei$ernen Klammern, und diβ wird mit Bley wohl eingego$$en. Esge- $chiehet aber deβwegen, damit der ueber- fluβ des Mörtels, $o $ich in der Mitte be$indet, den Fugen der gro$$en Steine oder Duadern, $o die Häupter ausma- chen, genug$ame Feuchtigkeit mittheile. Siehe Fig. K. des I. Kupffers.

Man kan in vielem vor$ichtig feyn, daβ Drenerley Vor$icht bey allem Mauer- werk, wel- che $ind 1. Schlie- $en eigzus ziehen. das Mauerwerk ve$ter und dauerha$ter werde; e{$s} gehöret aber die$e Vor$ichtig- keit zu allen Mauern.

Wann man recht dicke Mauern für $chwere Gebäude zu machen hat, $o legt man lange Hölzer von Delbäumen, $o et- was gebrannt, hinein, $tatt der Schlau- dern und Schlieβen; dann die$es Holz, wenn es al$o zugericht i$t, verdirbt nim- mermehr.

E{$s} i$t auch gar viel daran gelegen, daβ 2. Soll al- les Sen- kel- oder Bleyrecht $eyn. die Mauern zur Dauer Blen-oder Sen- kelrecht aufgemauret $eyen, und daβ Säu- len auf Säulen, Pfeiler auf Pfeiler zu $tehen kommen, und al$o eingerichtet wird, [0074]Vitruvil daβ La$t auf La$t ruhet: dann wann ein Theil einer Mauer, oder eine Säule fal$ch $tehet, $o i$t es ohnmöglich, daβ ein Werk lang be$tehen kan.

Esgibt annoch zwd Manieren die Mau- 3. Die Mauer zu er- leichtern; $o zwener- led, nemlich I. Die Mauer ihrer Ba$t entladen. ern zu ver$tärken, das i$t, daβ man $ie ihrer eigenen Ba$t enthebe, oder auch des Erdbodens, $o $ie zu tragen haben.

Die er$te Manier die Mauern zu er- leichtern, ge$chiehet da, wo Licht i$t, als ober den Thüren und Fen$tern. Die$e Erleichterung kan auf zweyerley Art ge- $chehen. Die er$te i$t, daβ man den Sturz, $o auf den Thüren und Fen$tern die Mauer halt, al$o erleichtere; man $tellet nemlich neben den Gewänden zween Pfo$ten, $o oben zu$ammen lauffen, und das Mauerwerk in die Höhe halten.

Die zwente Art i$t, daβ man ober dem Durch Bögen oder Wölbung. Licht und dem Sturz-Gewölbe, und die Stein al$o zurichte, daβ fie alle gegen ei- nem Centro oder Mittelpunct zugehen. Wann die Mauern al$o durch die Er- leichterung beve$tiget, $o i$t $ie dauerhaft, und die $o darunter $tehet, $e{$s}et $ich nicht, weil $ie auf $olche Wei$e erleichtert wer- den, und wann auch in die Länge ein Feh- ler $ich äu$$ern $olte, kan man ohne Stü- {$s}ung helffen.

[0075]Architeclur.

Die andere Erleuchterung i$t für 2. Inde- me $ie die Erde hält. die Mauern, $o Erdboden zu halten haben, dann über die gro$$e Dicke der Mauer muβ man annoch Pfeiler gegen den Erdboden machen, die $o weit von ein- ander $tehen, als die Mauer breit oder dick i$t: $ie $olleu auch einen Anlauff oder Bö- $chung $o hoch, als die Mauer i$t, haben, al$o daβ $ie Staffelweis hinauf abneh- men, und der Mauer oben gleich werden.

Die Würkung die$er P$eiler i$t nicht allein, daβ $ie bloβ die Erde allein durch ih- ren Wieder$tand tragen, $ondern verrin- gern auch das $tarke Trucken, durch die Abtheilung der Erde.

Wann man aber meynete, die$e Pfei- ler wären nicht im Stand die La$t zu tra- gen, $o könte man noch inwendig derglei- chen Pfeiler anbringen, welche auswärts Angles Saillans, und inwendig, wo $ie an die Mauer an$tehen, Angles rentrans ma- chen.

5ter Artikel. Von den Böden, Decken und Plafonds.

Es gibt viererley Böden, einige $ind im Die Bö- Den $ind viererled. untern Stock, andre im mittlern und wie- der andere im obern en platte-forme, und andere en Plat-fond.

[0076]Vitruvii

Die in dem untern Stock zu machen, daran muβ vor allen Dingen der Boden recht geebnet werden, wann $olcher $e$t i$t; wo aber nicht, $o muβ $elbiger mit dem Hoyer dicht zu$ammen ge$tampfet werden. Nachdeme man nun die er$te Lage gema- chet, $o man Statumen beh den Alten nann- te, welche von Kie$el$teinen einer Hand groβ mit Mörtel von Sand und Kalch ver- mi$cht, be$tunde; $o kommt dann die zwente Lage, $o $ie Rudus nenneten, welche aus kleinen und zer$to$$enen Kie$el$teinen be$tunde, wodon, wann $ie noch fri$ch oder neu $ind man drey Theil zu einem Theil Kalch nehmen muβ, wann $ie aber alt, und von einem abgebrochenen Gebäude waren $o mu$te man fünf Theil zu einem Theil Kalch nehmen.

Die Griechen hatten eine Manier die Auf griechi$ch. Böden untenher, wo es gemeiniglich feucht und kalt i$t, von die$er Ungelegen- heit zu befreyen. Sie gruben die Erde zween Schuhe tief aus, und nachdeme $ie den Boden wiederum recht $e$t zu$ammen ge$tampfet hatten, überzogen $ie $elbigen mit Mörtel oder Ciment, $o aus Kalch und ge$to$enen Ziegel$teinen be$tunde, welches dann auf zwo Seiten gegen den Canälen abhängig war, damit das Wa$$er unter dem Boden ablauffen kunte, auf die$en kam eine Lage Kohlen zu liegen, $o ge$to$- [0077]Architectur. $en und abgericht waren, worauf wieder ein Bewurf von Kalch, Sand und A$chen befindlich war. Wann $olcher trocken war, $o polirten $ie $elbigen mit einem Wet$ch$tein. Die Böden auf die$e Art zugericht, ver$chluckten al$obald das Wa$- $er, $o darau$ fiele, und man kunte paar- fuβ darauf herum gehen, ohne oun dem Fro$t was zu leiden.

Was die Böden zwi$chen zwey Stö- 2. Hie Bö- den zwi- $chen zwed Stöck. cken belanget, $o muβ man zu$ehen, daβ, wann eine Schiedwand oder Ver$chlag darunter $tehet, $elbige nicht an dem Bo- den anrühre: dann, wann der Boden $ich $e{$s}te, würde er auf der Schiedwand zer- brechen.

Die$e denn wohl zu machen, mü$$en die Bretter an den Seiten auf ieden Ba$ken wohl angenagelt werden, damit $ie $ich nicht werfen oder krum lauffen. Die$e Böden mü$$en er$t mit Strohe belegt werden, damit der Kalch das Hol{$s} nicht angreiffe, alsdann macht man die er$te La- ge von Mörtel und Kie$el$teinen einer Fau$t grotz darauf, welches mit Hebeln oder Hölzern eine geraume Zeit ge$chla- gen wird, damit es eine ve$te Cru$te be- komme, $o neun Zull dick wird; worauf dann der Kern, $o nicht weniger als $echs Zoll dick $eyn $oll, von Ciment gemachet wird, da zu zwey Theile Cimment ein Theil [0078]Vitruvii Kalch genommen wird; auf den Kern fommt ein E$trich, $o nach dem Richt$cheid wohl abgericht, und wohl abgerieben wird, damit alle Erhebungen durch das Abrei- ben hinweg kommen, die $ich an den Iun- cturen zeigen könnten; Endlich kommt ei- ne Compo$itionvon Kalch, Sand und ge- $to$$enen Marbel darau$, um dadurch alle Fugen auszufüllen.

Wann man Böden auf den Terra$$en, 3. Die Bö- den, $o au$ den Häu- $ern en Platte- Forme $ind. $o nicht bedeckt $ind, auf die$e Art machen will, $o dem Regen, auch Fro$t, wider$te- hen, auch daβ die Hi{$s}e der Sonne $elbige nicht be$chädiege, $o muβ man auf die Bal- ken zweyfach creu{$s}wei$e Ballen aufna- geln, nachdem man nun die er$te Lage, wie gemeldet worden darauf gemacht, $o wer- den gro$$e Platten, zween Schuhe ins Ge- vierte darauf gelegt, $ie $ollen aber am Rand kleine halb Canälein Fingers groβ haben, $o mit Kalch, der mit Del ange$euchtet wor- den, aus gefüllet werden, Die$e Platten $ol- len in der Mitte etwas erhaben $eyn: man gibt ihnen auf 6. Schuhe lang zween Fin- ger voll, will $agen ein acht und vierzig$tes Theil, auf die$e Platten oder Duader wird wieder eine Lage Kern, wie oben ge$agt, gemacht, $o wohl ge$chlagen und gearbei- tet und gro$$e viereckigte Duader$tein darauf gelegt. Damit aber die Feuchte dem Boden nicht $chade, $o wäre gut, daβ [0079]Architectur. $ie aHe Iahv mit Delhäffen, $o viel $ie an- zichen wollen, be$trichen würden.

Das Untere des Bodens und die Plat- 4. Die Bö- den en Pla- fond oder Decke, in welchen zu detrachten. fonds $ollen mit gro$$er Sorg$alt ver$er- tiget werden.

Die Plat fonds in Form eines Gewölbs Der blo$e Boden zu machen, mü$$en Bretter an die Balken oder Sparren angenagelt werden; denn alle zween Schuhe krumme Lei$ten oder Büeg, $o wie man es nennen mag, daran zu beve$tigen. Man muβ auch gutes Holz darzu nehmen, da{$s} nicht leicht verdirbt, als da i$t Cypre$$en, Buchsbaum, Mach- holder, und vom Dehlbaum, aber nur kein Eichen, weil $ich $olches leichtlich wirft, da- durch die Arbeit voneinander rei$et und zer$pringetd, dann werden die Schwartten oder Bälcklein mit Banden an die Bal- ken fe$t gemacht, und $pani$che Gin$ter zer- $to$$ene Griechi$che Rohr daran befe$ti- get.

Die$e Rohr dienten an $tatt der Latten, mit welchen man die$er Zeit die Lombris oder das Getäffel, um $ie fe$t zu machen, angunageln pflegte. Auf die$e Rohr mach- te man ferner einen Wur$ von Ralch und Sand, aufdaβ, wo etwa Wa$$ertwpfen von oben herunter darauf fielen, $ie den Plat-fond nicht verderben kunten: nach die$em wird das untere Theil beworfen und mit Gips, $o dick es nöthig, abgemacht, $o mit Mör- [0080]Vitruvii tel von Kalch und Gand abgeebnet, damit man es hernach mit Kalch und Mörtel po- liren könne.

Die Alten haben die Gewölber je zu- weilen doppelt gemacht, aus Forcht, daβ nicht etwann die Feuchtigkeit, $o von Dün$ten herkommt, auffteige, und das Holz, $o über dem Gewölb i$t, derderbe. Sie haben $oiches an den Bädern $onder- bar ob$ervirt und gebraucht.

Die Corniche oder das Hauptge$imms, Das Hauptge- $imms. $o man unter dem Plat-fondoder Decke zu machen vflegt, $oll klein $eyn, damit nicht die gro$$e Ausladung $chwer $alle und ab- rei$e. Derowegen man $elbige pur von Stuck aus Marbel, ohne Gips zu machen pflegte, damit das ganze Werck zugleich trockne, und nicht abfallen könne.

6ter Artikel. Von dem Belvur$.

Bey dem Bewurf, damit er lang daure Der Be- wurf i$t vierer- len, nem- lich. und nicht $pringe, i$t wohl zu merken, daβ er nicht $o gleich auf neue Mauren, $o nicht trocken $ind, gemacht werde, weil der Bewurf der Lufft mehr exponirt, als die Mauer, und dahero eher trocknet, darum er auch rei$et und au$$pringet.

[0081]Architectur.

Wenn $olches mit einer Art zu bemert- 1. Der Ber mur$ an grobe Mauern. $telligen $enn $ull, $u mu{$s} Der Bemurf nicht auf einmahl aufgetragen merden, $ondern gang Dünne, und mann die$er ben nahe trvcken, mieder ein anderer.

Die Alten haben $echs Bemürfe nuf- getragen, dren von Mörtel mit Sand und Ralch, und dann dren von Stuc oder Stu- catur-Arbeit.

Die er$te Au$träge maren dicfer als die letzte; $ie haben $ich gro$$e Mühe gegeben, feinen Sand, Mörtel oder Stuc zum Be- murf zu gebrauchen, es $eye dann, da{$s} er zudor lang ge$chlagen, und gearbeiter mor- den, $vnderlich der Stuc, welcher $o lang gearbeitet worden, bi{$s} er nimmer an der Kelle hangen blieben.

Sie haben $ich auch viele Mühe ge- geben, da der Bewurf $chon darauf war, $elbigen recht zu $chlagen und an- zutreiben, melche{$s} ihm eine $olche Där- te, eine Wei$$e und eine Bolierung ge- geben, da{$s} die Mauern, wie die Spie- gel glänzten.

Der Bewurf, wenn er al$o derfer- 2. Der Be- murf für Die Fres- quo. Mab- ler. tiget wird, diente auch zum Fresquo- mahlen, meil die Farben, wenn $ie auf den Bewurf, ehe er trocken i$t, aufge- tragen morden, $ich al$o dereinigten, [0082]Vitruvii und durchdrungen als wanns eine Sa- che märe, al$o da{$s} die$e Farben nicht dergehen, wann man $elbige auch abwa- $chen wolte, melches bey einem Bewurff $o $chon trocken i$t, nicht ge$chiehet.

Sie haben auch die$en Bewurff auf 3. Dir Bemurff auf holi oder Schied- mände. Dolz oder Schiedmände, $o mit Baiman angefüllet waren, getragen, worauf $ie Rohr, mie mir die Batten aufuagelten, gehefftet, darauf dann Baimen fam, und machten mieder eine Reihe Rohr in der Ouer darauf, und wieder Baimen, end- lich aber kam eine Bage mortel und Stuc darauf, mie $chon gemeldet morden.

An niedrigen und feuchten Orten ma- 4. Be@ murff an $euchte Drt. ren $ie diel dor$ichtiger, $onderlich an dem inwendigen, mas das äu$$erliche betraff; da haben $ie unten her drey Schuhe hoch die Mauer mit Ciment beworffen.

Inmendig aber, wann der Boden au$- $enher höher mar, als der inwendige, $o machten $ie eine dünne Mauer neben der gro$$en, und lie$$en nur $o diel Spatium darzwi$chen, da{$s} man einen fleinen Ca- nal, welcher tieffer als der Boden lag, damit das Wa$$er, $o $ich aus der Mauer zog, dahin abrinnen kunte. Damit $ich aber zwi$chen zwo Mauern nicht zu diel Ma$$er einzog, $o machten $ie an der fleinen Mauer oben Lufft - Löcher, damit $ich die Feuchtigkeit daraus ziehen kunte. Es [0083]Architectur. war die$e fleine Mauer von au$$en auch mit Mörtel und Stuc, mie bereits ange- führet mvrden, bewvrffen.

Mann aber der Plaz zu enge oder klein mar, inwendig Ghgen - Mauern zu ma- chen, $o machten $ie Qvhlziegel, einen auf den andern, an die Mauer, melche $ie dann mit Mörtel und Stuc überzogen. Die$e Ziegel, $v inmendig derglä$t ma- ren, und halbe Ganäle formirten, lie$$en das Ma$$er in die Rinne, $v aus der di- cken Mauer $chmi{$s}te, lauffen, und lie$$en auch die Lufftlöcher alle Dün$te, $v durch die Feuchtigkeit derur$acht murde, aus- gehen.

Da{$s} 3. Eapitel. Bon der Commodität der Ge- bäude. Er$ter Arti$el. Bon der bequemen Situation der Gebäude.

Gines von den Haupt - Theilen, $v der Damit ein Ort com- mod $ene, $oll er $eon. Baumei$ter zu betrachten hat, i$t die Commodität des Orts, morauf er bauen mill. Me{$s}megen der Baumei$ter, Dino- cratus von Alerander dem Gro$$en, blamirt morden, da{$s} er ihm ein $chönes De$$ein [0084]Vitruvii eine Stadt zu bauen dorge$chlagen, mv al- les unfruchtbar, und der Drt nicht im Stano mar die Inmvhner zu ernahren.

Al$o mu{$s} man einen Ort $o fruchtbar 1. Fruchts har. i$t, ermahlen, der daben einen Flu{$s} und 2. Da{$s} ouch ben- zukommen $ene. haden habe, damit von den benachbar- ten Orten alles commod hengebracht mer- den könne.

Das dritte be$tehet darin, da{$s} die Lufft 3. Ges $und, des romegen $olle er nicht nies drig, noch mora$tig. ge$und $ene; daherv $ull der Ort erhvben $enn, damit er den Rebeln nicht unter- morffen; er $olle auch von Mora$t entle- gen, und megen der bö$en Lufft der der- giffteten Thiere, die $ich da zeugen, und die ganze Gegend daherum unmohnbar machen, ver$ichert $eyn: Cs $en dann, da{$s} der Mora$t nahe an dem Meer lie- ge, und al$o erhaben, da{$s} das Ma$$er aus dem Mora$t dahin abflie$$e, da{$s} auch das Meer - Ma$$er, mann $olches ben llnge$tümme gro{$s} wird, in den Mora$t hinein fönne, auf da{$s} durch de$$en Säu- re alle dergi$tete Thiere $terben.

Es i$t ferner daben zu betrachten, da{$s} Soll $ich auch nicht ges gen Mit@ tag oder Abond menden. die Lufft in einer Stadt, $o am Ufer des Meers liegt, nicht ge$und $eye, ab$on- derlich mann die$es Ufer gegen Mittag oder Abend liegt; dann gemeiniglich die Hitze den Leib $chmächet, die Rälte aber bede$tiget; man hat auch aus der Er- fahrung gelernet, da{$s} die Leute, $u aus [0085]Architectur. den kalten in die marme Länder kommen, $ich kaum erhalten können, da{$s} $ie nicht krank merden; da im Gegentheil die, $o von den marmen in die Rordländer kom- men, $ich be$$er befinden.

Die Alten haben die Lufft, aus dem Wie man einen Drt erkenne, da{$s} er ge- $uno $ene. Wa$$er und Ob$t oder Früchten, $u ei- nen Ort unge$und machen können, ge$cha- tzet; mie auch durch die Con$titution des Biehes, $o dadurch erhalten mird, moran $ie das Eingemeid betrachteten; denn mann die Leber oerdorben oder blaulicht mar, $o urtheilten $ie, da{$s} die Men$chen eben auch al$o be$chaffen $enn mü$ten.

2ter Artikel. Bon der Expo$ition und Stellung der Gebäude.

Nachdem man dann einen ge$unden Die Ex- po$ition einer Stadt dependirt von der Situation gegen den Himmel. Ort ermählet, $o mu{$s} man die Ga$$en nach dem A$pect des Himmels zum vor- theilhaftig$ten ziehen. Die be$te Stel- lung i$t, da{$s} der Wind nicht gerad in die Ga$$e einbla$e, dann ohnehin einige $o gedrehet kommen, da{$s} die Rälte und un- ge$tümme Winde $tark da anhalten.

Der Eigenthümer Häu$er An$ehen, Die Stelt lung der Häu$er und ihrer Theile, be- $tehet in oder A$pect mird durch der$chiedene Oef- nungen, $o man Darein macht, gemäch- lich, und das um Bufft und Tag, nach [0086]Vitruvii Ge$talt der Stucke, $o darin enthalten, zmen Dingen, nemlich Bon der Oualität uno Ges brauch, nach mel- chen man der$chied- lich $itui- ren $oll. Ort, wo man das Ob$t der- wahrt Die Win- ter Spei{$s} Säle und Bäder. Die Biblio- thec. zu heben und hinein zu bringen.

Die Reller, die Frucht-Böden und überhaupts alle Orte, mo man mas zu vermahren hat, $ollen gegen Rorden ge- richtet merden, und menig Sonne haben

Der der$chiedene Gebrauch der Thei- le, $o in einem Gebäude be$tehen, erfor- dern auch oer$chiedene Stellungen; dann die Spei{$s}-Säle für den Winter und die Bäder mu$ten bey den Alten gegen den Riedergang der Sonne im Winter ge- richtet merden; meil die Stellung die$e Ort märmer macht, da dann die Sonne dahin $cheinet, zur Zeit des Tags, da $ie $ich die$er Zimmer bedienten.

Die Bibliothequen $ollen gegen Auf- gang der Connen gerichtet merden, meil der Gebrauch das Morgen - Bicht erfor- dert; über das derderben die Bücher nicht $o leicht, mo die Bibliothequen al$o $ituirt $ino, als mann $ie gegen Mittag oder Abend $ehen, mo $ie den Schaben und der Feuchtigkeit untermorffen und leicht $chimmlen.

Die Spei{$s}- Säle für den Frühling Die Spei{$s}- Säle für den Früh- ling und Perb$t. und Herb$t, $ollen gegen Morgen oder Aufgang der Sonnen gemendet merden. Damit $ie für der grö$ten Sonnen - Hi{$s}, $o ge$chiehet, mann $ie untergehen mill, [0087]Architeclur. befreyet; $ind al$o die$e Ort zur Zeit, da man $ich deren bedienet, temperiret.

Die Sommer - Zimmer $ollen gegen Sommer- Zimmer. Rorden $ehen, damit man mehr Rühlung habe.

Die$er A$pect i$t auch $ehr gut für die Die Bil- der Cabi- net uno Mahler- Zimmer. Bilder - Cabinette und die Mahler - Zim- mer, meil der Tag alle Stunde da gleich i$t, $ie unterhalten al$o die Farben in glei- chem Stand.

Man mu{$s} auch mohl Achtung nuf 2. Bon der Natur Des Landb. den Unter$cheid der Länder geben, mo der Ueberflu{$s} der Hitze oder der Rälte, $tarl anhält; denn da mird auch der$chiedene Stellung und Wendung ben der Erbau- ung erfordert merden. Dann in den Mitternächtigen Ländern $ollen die Häu- $er gemölbet $eyn, und menig Oefnung haben, mie auch nach dem Welt- Theil, mo die Wärme anhält, gemendet mer- den. In den Mittags - Ländern aber, mo die Hitze $ehr gro{$s} i$t, mu{$s} man gro$$e Oefnungen machen, und die Häu- $er gegen Norden menden. Die Run$t und der Ber$tand mu{$s} al$o zu helffen mi$$en, nach dem die Natur des Orts et- mas be$chmerliches hat.

[0088]Vitruvii 3ter Artikel. Bon der Stellung der Gebäude.

Die Stellung oder Austheilung der Die Stel- lung der Gebäude begreifft das, mas $ich mohl geziemet. Gemeine Plätz oder Märkte. Sebäude thut viel zu ihrer Commoditat, mann alles, mohin e{$s} gehöret, ge$tellet i$t; deromegen $ollen die gemeine Plä@e und die Märkte mitten in der Stadt $eyn, es $eye dann, da{$s} der Ort einen Haven oder Flu{$s} habe, meil der Markt von die- $em Ort nicht entfernet $eyn $olle, mohin die Raufleute ihre Waaren zu bringen haben.

Die Häu$er $ollen ihre Theile auf ver- An denen Eigen- thum{$s}- Häu$ern, die zmen- erlen, nemlich Die Stadt- Häu$er $o entmeder für Gro$$e oder für Raufleu- te. $chiedene Wei{$s} angedrdnet haben, und zmar nach dem Unter$cheid derer, die dar- innen mohnen. Dann die Häu$er gro$- $er Herren, mo die Zimmer des Herrn nicht am Eingang $eyn $ollen, mo man nur Ve$tibules, Höfe, Pery$tiles, Säle, $o gar auch Gärten um diejenige zu fa$- $en, $o bey den Gro$$en zu thun haben, oder ihre Aufmartung machen.

Der Raufleute Häu$er $ollen am Ein- gangihre Läden und Magazine haben, auch noch andere Ort, mo Fremde zu thun haben.

Den Land - Häu$ern gibt man eine an- 2. Die Landhäus $er, $o zmölf Theil ha- ben, nem- lich dere Anordnung und eine andere Stel- lung, als denen in der Stadt.

[0089]Architectur.

Dann die Ruche $oll bey dem Och$en- 1. Die Ruche. Stall $eyn, auf da{$s} man von der Krip- pe auf den Heerd und den Aufgang der 2. Der Och$en- Stall. Sonne $ehe, melches die Och$en $chöner und die Haar nicht $troblicht macht.

Die Bäder $ollen nahe an der Kuchen 3. Die Bäder. $eyn, damit man von daraus einheitzen könne.

Die Kelter $oll auch von der Kuche 4. Die Kelter. nicht entfernet $eyn, damit man der Mü- he meit zu gehen überhoben $ede die Oli- ven zu præpariren. Wann die Kelter nur mit einem Baum gemacht morden, $oll $ie meniger als vierzig Schuhe in der Län- ge und $echzehen in der Breite haben, $o fern nur eine nothmendig; mo aber zmo $ind, $oll $ie 24. Schuhe breit $enn.

Nach der Kelter folgt der Keller, mvr- 5. Der Wein Kel- ler. an die Fen$ter gegen Norden zu machen, meil die Hitze dem Wein $chadet.

Im Gegentheil aber $olle der Ort, mo 6. DerOels Keller. das Oel dermahret mird, gegen Mittag $ich menden; dann es gut i$t, da{$s} die ge- linde Wärme der Sonne das Oel flü{$s}ig halte.

Die Schaaf - und Gei{$s} - Ställe $ollen 7. Schaaf: Ställe. gro{$s} genug $eyn, da{$s} jedes Stuck menig- $tens vier Schuhe Platz habe. NB. Hier zu 8. Gei{$s}- Ställe. Land 12. bi{$s} 16. im Quadrat.

Nothmendiger Wei{$s} $ollen die Pferd- 9. Pferd- Ställe. Ställe nahe an dem Hau{$s} $eyn, mo cs [0090]Vitruvii am märm$ten i$t, nur da{$s} der Stall den Heerd nicht im Ge$icht habe, dann die Pferde $o das Feuer öfters $ehen, merden $troblicht.

Die Scheuren, mie auch die Böden, 10. Die Scheu- ren. Heu und Stroh zu dermahren, mie auch die Mühlen, $ollen etmas entfernet vom Hau{$s} $eyn, und zwar megen der Gefahr des Feuers.

An allen Gebäuden $oll man mohl dar- Die Helo le i$t eine der grö- $tenCom- modität der Häu- $er. Was zu thun, da{$s} man Licht bekomme. auf $ehen, da{$s} $ie mohl beleucht $eyn; $onderlich i$t das Licht an den Stiegen, Gängen und Spei{$s} - Sälen $ehr noth- mendlg.

An duklen Orten, mo der Nachba- ren Gebäude zunahe an$tehen, mü$$en die Fen$ter $o gro{$s}, als immer möglich, ge- macht merden, und al$o erhöhet, da{$s} man den Himmel gerad auf$ehe.

4ter Artikel. Bon der commoden Form der Gebäude.

Wenn man nun ver$ichert i$t, da{$s} der DieCom- modität der Ge@ bäude be- $tehet in der Form, die haben $oll. Ort, mo man eine Stadt hinbauen mol- le, commod $eye, indem man voraus der- guten Lufft ver$ichert i$t, mie auch der Fruchtbarkeit, und der Leichtigkeit, die $ich ergibt, durch die Weege, die Meer- Hä- ven und die Flü$$e alles zur Nothdurfft [0091]Architectur. bequem herbey zu $chaffen, $o muβ man auch bedacht $eyn, die$elbe zu fortificiren, welches nicht allein in $tarken Mauren und Wällen, wodon $chon gehandelt worden, be$tehet, $ondern auch bornemlich in der Form.

Die Figur des Orts $oll weder vier- 1. Die Stabts Mauren. eckigt, noch mit weit aus$tehenden Win- kel (Angeln) erbauet werden; $ie $oll aber dannoch viele aus-und eingehende Win- kel haben, damit der Feind von vielen Orten aus künne ge$ehen werden. Dann die weit ausgehende Winkel $ind unfä- hig zur Defen$ion, und dem Belagerer nützlicher, als dem Belagerten.

Man muβ die Zu-und Annäherung der Mauer $o be$chwehrlich machen, als im- mer möglich.

Die Form der Märkte oder gemeinen 2. Die ges meine βlä- βe oder Märkte waren der$chies den. Nach den Griechen βlätze, i$t die bequem$te, $o zwey Drittel ihrer Länge zur βreite haben. Die Grie- chen haben vor Zeiten ihre gemeine βlä- tze mit doppelten Portiquen oder Bögen ausgezieret, woran aber die Säulen ziemlich enge bey$ammen $tunden, über oder auf die$en $tunden annoch andere Gallerien oder Bögen.

Die Römer haben gefunden, daβ die Rach den Römern. Menge der Säulen be$ch wehrlich falle, haben al$o $elbige weiter auseinander ge- $etzet, damit man unter die$en Bögen [0092]Vitruvii auch Läden $o nicht dunkel waren, haben könnte.

Die Stiegen der gemeinen Gebäude 3. Oie Stiegen. $ollen breit $eyn und gerad aufgehen; es $ollen ihrer auch mehrer $eyn, wie auch mehrere Eingänge, damit man hie und da bequem aus-und eingehen könne. Es wird aber unten im folgenden Sapitel, 4ten Artikel von Stiegen-Treppen ein mehrers gehandelt werden.

Die Säle, worinnen gro$$e Ver$amm- 4. Oie Säle. lungen gehalten werden, $ollen wohl hoch $ehn. Um ihnen ihre Proportion zu ge- ben, mu{$s} man die Breite und Länge zu- $ammen nehmen; die Helfte davon i$t die Höhe. Beh den Sälen, worinnen man keine $o gro$$e Höhe haben wolte, nimmt man ein und ein halb mahl die Breite zur Höhe.

In denen weit und erhabenen Orten, worinnen der Ungelegenheit des Schalls oder Widerhalls, $o gemeiniglich an $ol- chen Orten $ich äu$$ert, abzuhelffen, mu{$s} ohngefehr an der Helfte der Mauer-Hö- he eine Corniche oder Haupt-Ge$ims ge- macht werden, $o an $tatt eines Gurts dienet, dadurch dann der Lauf der Stim- me unterbrochen wird, welche ohne die- $es wider die Mauer fiel, und bon dar- aus nochmahls wider das Gewölb, und [0093]Architeclur. al$o einen verdrü{$s}lichem Echo verur$a- chen würde.

Das 4. Sapitel. Von der Zierde der Gebäude. Gr$ter Artikel. Worin die Schönheit der Gebäude be$tehe.

Die Gebäude können eine doppelte Es gibt wenerlen Schönheik an Gebäus de, als 1. Die po- $itive oder gewi$$e, welche dependirt Gchönheit haben, die po$itive oder gewi$$e, und die willkührliche. Die po- $itive Gchönheit i$t die$e, $o nothwendi- ger Wei{$s} durch $ich $elb$ten wohlgefal- let. Die willkührliche aber gefället nicht nothwendiger Wei$e durch $ich $elb$ten, wo die Annehmlichkeit bon den Um$tän- den, die dazu gehören, dependirt.

Die po$itive Schönheit be$tehet in drey Haupt Dingen, als in der Gleichheit, $o die Theile gegen einander haben wel- ches man Symmetrie zu nenn n pflegt; in 1. Von der Symme- trie. 2. Der Materie. dem Reich thum der Materie, und in der Reinigkeit, Nettigkeit und ju$ten Verfer- tigung.

Was die Gleichheit der Theile eines 3. Der Verferti- gung. Gebäudes, und zwar einer gegen den an- dern, haben $oll, davon hat Vitruvius [0094]Vitruvit nichts ge$chrieben, und nur $o viel ge- meldet, da{$s} er die gegarnte Arbeit Lit. A. 1. Küpffers anderm Mauer- werk vorzichet, und zwar wegen der Gleichheit, $o $ie in der Aigur und in der Situation der Steine hält. Was aber den Reichthum und die Materie betrifft, $o überlä{$s}t er di{$s} dem Bauherrn; er be- kennet auch, da{$s} die Schönheit oder die Zierde des Gebäudes in der guten Voll- ziehung be$tehe, und gänzlich in der Ge- $chicklichkeit und der Svrge der Hand- werksleute.

Die zweyte Gattung der Schünheit, 2. Die $o gleichgül- tig, hat zwenerlen Ge$chlech- te, als welche nur durch Um$tände, $o $ie berge- $ell$chaften, gefällt, i$t zweyerley; die ei- ne hei$t Wei{$s}heit, und die andere Regu- larität.

Die Wei{$s}heit be$tehet in dem ver- nünftlichen Gebrauch der po$itiven Schön- 1. Die Wei{$s}heit. heit, welche ent$pringet, indem alle Thei- le nach ihrem richtigen Gebrach be$chaf- fen, da alle Theile in die rechte Ordnung gebracht werden: zu deren Vollkommen- heit man eine reiche und ko$tbare Materie hergegeben, und die eine gleiche und uni- forme Figur, mit aller Reinigkeit und Propertät nach möglicher Correction be- $itzet.

Vitruvius bringt zwenerley Erempel die- $er Gattung der Zierde herbey. Die [0095]Architectur. er$te i$t, wann man erhabene Arbeit macht, die Fugen damit zu berbergen, welche $ogleich über die$em erhabenen, oder über die$em Ver$tich $tehen, welche da- durch nicht ge$ehen werden. Und die$es ber$chaffet eine gar merkwürdige Zierde und Annehmlichkeit. Die zweyte i$t, da{$s} man $ich wohl in Acht nehme in die Win- ter-Zimmer, Decke oder Plat fond viel Bildhauerey zu machen; auch $ollen die Verzierungen nicht von Stucator - Ar- beit $eyn, weil die$e Arbeit eine $o aus- bündige Wei$e hat, $o die gering$te Un- $auberkeit nicht leidet, entweder von Lich- tern, oder auch von dem Kauch der Oefen oder Caminen, welche die $chönen Far- ben die$er Arbeit verderben, wo auch $o gar der Ru{$s} $ich anhängr, und in die Spalte und Höhle die$er Arbeit $ich ein- dringet, ohne da{$s} man im Stand $eye $olches zu reinigen.

Die Regularität be$tehet darin, da{$s} 2. Die Re- gularitat be$tehet in dem, da{$s} man die Ge$atz be- obachtet, $o erfor- dern man alle Ge$ätz, $o zur Proportion aller Theile der Architectur gegeben und ge- ordnet $ind beobachtet. Die Ob$ervation die$er Ge$ätze macht eine annehmliche Schöne in den Augen der Bauder$tän- digen, welche die$e Proportion zweyerley Ur$achen halber lieben.

Die er$te i$t, da{$s} die mei$te auf die gu- Die Ver- nunfft. te Vernunfft fundirt $ino, die zum Erem- [0096]Vitruvit pel will, da{$s} die Theile, $o unterhalten $ind, und unten $tehen, $tärker als die obere $ind; wie $olches bey den Piede$tal- len gehalten wird, welche dicker $ind als die Säulen, $o $ie tragen, $o da{$s} auch die Säulen unten her $tärker $ind als oben.

Die andere Beweg-Ur$ach i$t die$e, Die Ge: wohnheit. da{$s} man einem Dinge vorkomme, wel- ches eine von den ordinär$ten Fundamen- ten der Sachen Schönheit ausmachet, dann gleichwie man die Form des Klei- des eines Höflings liebet, ob gleich die$e Form keine einzige po$itive Schönheit habe, $ondern nur allein wegen der gro$- $en Meriten die$er Ver$onen; al$o liebt man auch gewöhnlicher Wei$e die Pro- portion der Glieder der Architectur, und das mei$tentheils wegen der guten Mei- nung, $o man vor denen hat, welche $ie erfunden haben, auch wegen anderer Zier- lichkeiten, $o $ich im Alterthum finden, wo die$e Proportion beobachtet worden; und das aus keiner andern Ur$ach; ob gleichwohl öfters die$e Proportion wider die Vernunfft lauffet als wie der gro$$e Rund$tab an der Ioni$chen Ba$is, an den Architraven, auch Thür-und Fen$ter- Einfa$$ungen, wo das $tarke oder $chwe- re durch das $chwache getragen und ge- halten wird, und in vielen andern Din- [0097]Architectur. gen, $o die blo$$e Gewohnheit annimmt und erträglich macht.

Nun gehören die$e Proportiones zu dren Die Schön- heit der Gebäude be$tehet in Propor- tion brey@r Haupt- Gliedern, welche $ind die Gäulen. Haupt-Gliedern, welches $ind die Sau- len, die Frontons oder Verdachungen, auch die Thür-und Fen$ter-Einfa$$un- gen.

Die Säulen, wenn $ie insgemein ge- nommen, und den Verdachungen und Einfa$$ungen gleich$am entgegen ge$etzt $ind, haben drey Theil, als den Pie- de$tal, die Säule, und die Verzierung, wo jedes die$er drey Theile wieder in drey andere Theile zu theilen. Dann der Pie- de$tal be$tehet aus der Ba$i, dem Würffel und aus $einer Corniche oder Ge$imms; Die Säule enthält die Ba$in oder Fu{$s}, den Schafft oder die Säule und das Sapitäl; die Verzierungen be$tehen in dem Architrave, dem Fri$e und der Cor- niche oder Haupt-Ge$imms.

Die Verdachung hat auch drey Theile, Die Ver- dachung. das Giebel-Feld, das Haupt-Ge$imms, und die Bilder-Stühle.

Die Einfa$$ung der Thüren und Fen- Die Ein- fa$$ung. $ter, be$tehet in den Gewänden, wie $ie hier zu Würtzburg genennet werden; in dem Sturz, worauf noch ein Fri$e und ober dem$elben annoch ein Haupt-Ge- $imms zu liegen kommt.

[0098]Vitruvii

Die Di$po$ition, die Form und die ber- Aus die- $en Sa- chen ent- $pringen zwen an- tene, nemlich $chiedene Proportionen aller die$er Theile machen zwey Haupt-Sachen aus, wel- chen man alles, woraus die Zierde des Gebäudes be$tehet, anfügen kan, nemlich das Ge$chlecht und die Hrdnung.

Das Ge$chlecht dependirt von der Pro- Das Ge- $chlecht. portion, $o zwi$chen der Dicke und dem Zwi- $chenraum der Säulen i$t.

Die Ordnung dependirt auch theils Die Ord- nung. bon der Proportion, $o zwi$chen der Dicke der Säulen und ihrer Höhe i$t. Zu die- $er Proportion aber $ind noch viele andere Sachen zu $etzen, welche zur Form der Haupt-Theile der Säulen und anderer Theile, $o $ie berge$ell$chafften, gehö- ren, als da $ind die Thüren, die Thür- und Een$ter-Ge$tell, wie auch nuch an- dere Dinge, $o in jeden andern Ordnun- gen differiren.

2ter Artikel. Von fünf Ge$chlechtern der Gebäude.

Es gibt fünfferley Gebäude: das er$te Die fünf Geichlech- ter der bäude $ind I. Der Pycno$tyl. hei$t Pycno$tyl, und will $o $agen, da{$s} die Säulen $ehr nahe aneinander $tehen: in die$er Proportion $oll von einer Säule zur andern ein und ein halber Diameter [0099]Architectur. der Säule $eyn. Siehe Fig. A. A. 2tes Kupffer-Blats.

Der zweyte hei$t Sy$til, nahe$äulig, 2. Der Sy$tilus. wo die Säulen $cheinen bey$ammen zu $tehen; $ie $ind nichts de$toweniger ein wenig entfernter, als an dem Pycno$tyl; dann die Zwi$chenweitei$t zween Diameter der Säule.

Der Fehler, $o man an dem Sy$tyl $o- wohl, als an dem Pycno$tyl, beobachtet, i$t die$er, da{$s} die Eingänge der Gebäu- de, $o mit die$en Säulen umgeben, zu enge fallen. Al$o da{$s}, wie Vitruvius be- merket, das Frauenzimmer, $o in den Tempel gehet, und einander bey der Hand halten, $ie $obald $ie zu die$en Säu- len kommen, einander wegen der Enge des Raums verla$$en mü$$en, weil zwo Per$onen; ugleich nicht durch pa$$iren Kön- nen. Siehe Fig. BB. 2ten Kupffers.

Der dritte hei$t Dya$til, und will $o 3. Der Dia$tyl. viel $agen, da{$s} die Säulen entfernet $ind. Der Zwi$chenraum i$t drey Diameter. Das Unglück aber i$t, da{$s} der Zwi$chen- raum $o gro{$s} i$t, da{$s} der Architrave, $o bon einer Säule zur andern langen mu{$s}, in Gefahr $tehet, entzwey zu brechen, weil die Alten $olches von einem Gtein mach- ten. Giehe Fig. CC. 2ten Kupffers.

Der vierte wird Areo$tyl genannt, wel- 4. Der Areo$tyl. ches ein Gebäude, wo die Gäulen rar [0100]Vitruvii $ind, und hat keine gewi$$e Proportion, der Kaum aber von einer Säulen zur an- dern i$t viel grö$$er, als an dem Dia$tyl. We{$s}wegen man auch keinen andern Ar- chitrave als von Holz darauf $etzen kan Siehe Fig. DD. 2ten Kupffers.

Der fünfte wird Eu$tyl genannt, wel- 5. Der Eu$tyl. ches $o viel $agen will, da{$s} die Säulen eine be$$ere und $chönere Proportion an der Entfernung als an den andern haben- Der Zwi$chenraum i$t zween und ein Vier- tels Diameter der Säule, und hat an- noch das insbe$onder, da{$s} in der Mitte des Gebäudes die Säulen weiter aus ein- ander $tehen, indem $ie drey Diameter ent- fernet $ind. Derowegen die$e Gattung die andere an Schönheit, auch an der Dauer und Bequemlichkeit übertrifft. Siehe das 3. Kupffer.

Obwohl das beträchtliche der fünf Ge- Die Ge- $chlechter $ollen nach den ihnen zu eigneten Dronun- gen ge- richtet werden. $chlechter in der Proportion, $o zwi$chen dem Diameter der Säulen und dem Zwi- $chenraum der$elben i$t, be$tehet, $o $ind $ie dannoch unter$chieden der Proportion nach, was den Diameter der Säulen nach ihrer Oöhe beträget: dann wo es $ich an einem die$er Ge$chlechte ereignet, da{$s} die Gäulen enge oder dicht aneinander $te- hen, $o $ollen $ie auch zarter und ge$chmei- diger $eyn; wo aber die Säulen entfer- [0101]Architectur. net und weit auseinander $tehen, $o können $ie dicker genommen werden.

In der That aber werden die Propor- tionen nicht allemahl gehalten, und zwar wird ö$ters an den Ioni$chen und auch Corinthi$chen Säulen $o ge$chmeidiger $ind, die Zwi$chen - Säulung oder Zwi- $chen - Spatium gleich der To$cani$chen ge- machet, wann die Säulen am dicke$ten $ind.

Der gemein$te Gebrauch aber i$t, da{$s} Die Doris $che zum Areo$tyl. man der Säulen des Areo$tyls den achten Theil ihrer Höhe gebe.

Im Dya$tyl und Eu$tyl theilet man die Die Ionis $che zum Dia$tyl und Eu- $tyl. Höhe in acht und einen halben Theil, mo- don einer zur Dicke genommen wird.

In dem Sy$tyl wird die Höhe in neun und einen halben Theil getheilet, wodon einer zur Dicke genommen wird.

In dem Pycno$tyl wird die Dicke der Säule vom zehenden Theil der Höhe ge- nommen.

Die Ur$ach die$er der$chiedenen Propor- tion, i$t darauf gegründet, weil man mey- net da{$s} das Zwi$chen - Spatium die Säu- len, wenn $ie nach Proportion weiter aus- einander $tehen, derringert; derowegen man auch für gut befunden, die Angles oder Eck-Säulen um ein funfziges Theil zu dergrö$$ern. Siehe das 2. und 3. Kupffer-Blat.

[0102]Vitruvii 3 ter Artikel. Von den fünf Drdnungen der Architectur.

Die fünf Drdnungen der Architectur, Der Un- ter$cheid der Drd- nungen be$tehet in zwey Din- gen, nemlich $ind die To$cani$che, Dori$che, Toni$che, Corinthi$che und die Compo$ita.

Die$e der$chiedene Drdnungen $ind dar- um erfunden worden, um dem De$$ein, $o einem in Sinn kommen könnte ein Ge- bäude $tärker oder $chwächer zu machen, oder auch mehr oder weniger zu derzieren, ein Genügen zu thun: dann der Unter- 1. Die Zärte. $cheid der Ordnungen be$tehet in zweyen Dingen. Gleichwie der To$cani$che und Dori$che Orden die $tärk$ten und am we- nig$ten derzieret $ind; $o $ind die Corin- 2. Die Verzie- rung. thi$che und die Compo$ita die dünn$te und reich$te, oder am mehre$ten ausgezieret; die Ioni$che hält das Mittel $o wohl an der Proportion, als an Verzierungen, in- deme $ie $chwächer und mehr derzieret i$t, als die To$cani$che und Dori$che, und $tärker auch weniger derzieret als die Co- rinthi$che und Compo$ita.

Ob nun wohl Vitruvius die Architectur Vitruvius $telitnur drey Drd- nungen. nur in drey Ordnungen abgetheilet, als in die Dori$ch, Ioni$ch und Corinthi$che; $o gibt er doch auch die Proportion der To$ca- dni$chen, und $chreibet auch don derCom- po$ita.

[0103]Architectur. 4ter Artikel. Von den Dingen, $o mehrern Ord- nungen gemein$chafftlich $ind.

Weil nun don dem llnter$cheid der fünf Sieben Sieben Dinge $ind allen Dr- den gemei Ordnungen zu handein yorkommt, $o will $ich geziemen, don den Dingen, $o meh- rern Ordnungen gleich $ino, zu $prechen. Al{$s} da $ind die Treppen, die Piede$tale, Al{$s}: die Verring rung der Säule, ihre Aus- höhlung, die Verdachung, das Hauptge- $imms, und die Po$tamenter an der Ver- dachung. 1. Vonden Treppen- Stuffen i$t zu betrach- ten, 1. ihre An- zahl, $o un gerad $eyn $olle.

Die Anzahl der Treppen - Staffeln an den Tempeln $oll allezeit ungleich $eyn, auf da{$s}, $o man den rechten Fu{$s} auf die er$te Treppe $e{$s}et, der$elbe auf dem le{$s}- ten wieder eintreffe.

Sie $ollen über $echs Zoll und zehen Gran nicht hoch $eyn, auch nicht weniger als $echs Zoll. 2. Ihre Iöhe.

Die Breite $oll nach der Höhe genom- men werden, und die$e Proportion $oll $ich, 3. Breite. wie drey gegen dier verhalten, al$o da{$s}, wo die Treppe $echs Zoll hoch i$t, $o drey- mal zwey i$t; wird $ie acht breit, $o oier- mal zwey i$t, und nach der Proportion des trianguli rectanguli, $o Pythagoras erfunden hat.

Die Ruhe-Plä{$s}e $ollen nicht $chmäh- 4. Ihre Zoll Ruhes $ehn Plä{$s}e. ler als $echzehen und einen halben [0104]Vitruvii $eyn, auch nicht breiter, als zwey und zwan- zig. Es$ollen auch die Treppen, $o um ein Gebäude herum gehen, von gleicher Vrei- te $eyn.

Die Stylobaten oder Piede$tals, $o meh- 2. Der Sty- lobaten $ind dreyers ley, als: 1. die $o ge- rad $ort- lau$en. 2. die $o Vor$prung haben. 3. Die $o Lehnen oder Stü- zen haben. 3. Die Ver- jüngerung der Säule i$t dreyer- led. rere Säulen in einer Reihen zutragen ha- ben, $ind annehmlicher, wann $ie bey der Säule ausgeladen oder vor$pringen, und zwar $o gleich, wo ein Fu{$s}$chemel: Denn $on$ten, wie der Stylobat gerad aus fort- liefe, $o würde er mehr einem Canal gleich $ehen, als den Piede$tallen.

Mann man Lehnen zwi$chen den Pie- de$talen machen wollte, $o $ollen $ie eben $o hoch $eyn, als gemeldte Piede$tale, auch $oll das Ge$ims der Piede$talen und der Lehnen gleich $eyn und zu$ammen laufen.

Alle Säulen $ollen $ich hinauf derjün- gern, um dadurch nicht allein ihre Stär- ke zu dermehren, $ondern auch annehm- licher zu machen: indem $ie den Stamm I. Die Ber ringerung oben bin auf. eines Baumes folgen, welcher untenher dicker, oben aus aber dünner und $chwä- cher i$t. Die$e Verjüngerung aber $oll nicht $o $tark an den gro$$en als wie an den kleinen Säulen $eyn, dann die grö- $ten oben mehr don dem Ge$icht weichen, und dahero ohnehin $chwächer und $ubtil- ler zu $eyn $cheinen, und alles die$es nach dem Effect des Per$pectives, welches alles derringert, $o von dem Ge$icht fliehet.

[0105]Architectur.

Die Regel die$er der$chiedenen Verrin- gerung i$t die$e, da{$s}, wenn die Säule, $o funfzehen Schuhe hoch i$t, unten in $echs Theile getheilet wird, oben fünfe davon bekomme; Die$e aber, $o von funfzehen bi{$s} zwanzig hoch i$t, $oll fünf und einen halben von $echs und einen halben des Diameters haben; die aber don zwanzig bi{$s} drey{$s}ig, $echs don $ieben des Diame- ters; die don drey{$s}ig bi{$s} vierzig, $echs und einen halben von $ieben und einen hal- ben des be$agten Diameters; die von vier- zig bis funfzig, $ollen $ieben von acht ha- ben, des Diameters. Die$es aber gehet den To$cani$chen Orden nicht an, woran die Säule ohnhin $chon $tark derjüngert $ind; wie hernach dadon wird ge$prochen werden.

Uber die Verjüngerung der Säulen 2. Die Vers jüngerung der Säulen unter- werts, $o die Vau- chung macht. oben, gibt es annoch eine von unten, und ge$chiehet daher, weil die Säule gegen der Mitte bauchigt wird. Das Maas die$er Bauchung wird von dem Stäblein, $o zwi$chen zwen Aushöhlungen der Säu- len jezuweilen gemacht wird, genommen.

Es giebt noch eine andere Verjüngerung 3. Die Ver- jüngerung der Säulen gegen einer andern, nemlich An den Säulen deszweyl der Säulen, und betrifft eine gegen die andere. Und i$t zweyerley, nemlich wenn man eine zweyte Reihe auf die er$te $e{$s}t; Dann die zweyte Säulen Reihe $oll um ein Viertel dünner als die untere $eyn, oder [0106]Vitruvii aber, wenn man Gallerien oder bedeckte ten Ordens gegen dem er$ten. An der Mittlern gegen den Eck$äulen. Gänge macht, $o Eck$äulen haben. Denn die mittlern Säulen $ollen ein Fün$theil dünner, als die Eck$äulen $eyn.

Die Aushöhlungen $ind Vertiefungen als wie halbe Canäle, die von oben der 4. DieAus- höhlung oder Canä- lirung der Säulen i$t drenerlen, als: Säulen abwärts gehen; $ie $tellten die Falten der Weiber - Röck vor, worzu die Säulen die Vor$tellung waren.

Es gibt dreyerley Aushöhlungen. Die zwey er$ten $ind dem Dori$chen Orden ge- mein: die dritte aber dem Ioni$chen, Co- rinthi$chen und Compo$ito. Die zwey er- $ten $ind $impler, und werden auch nicht in $o gro$$er Anzahl, wie die andern gemacht.

Die Simple$ten $ind die$e, $o nicht hohl 1. Die platt $ino. $ind, und $ind nur wie ein Band.

Die andere hat einige Höhlung aber 2. Die $o nur ein me- nig hohl $ind. $ehr $eicht: die$e Aushöhlung zu machen, macht man ein Quadrat nach der Breite die$er Aushöhlung, indem man den einen Fu{$s} des Zirkels in die Witte die$es Qua- drats $e{$s}et, und $chreibe mit dem andern ei- ne krumme Linie, $o don einem Eck die Aus- höhlung zur andern gehet. Eine $o wohl als die andere die$er Canälirung werden zwanzig an der Zahl.

An den andern Orden haben $ie dier und 3. Die $o $iefer $ino. zwanzig, auch zuweilen zwey und drey{$s}ig, [0107]Architectur. wenn die Säule dicker $cheinen $ollen; denn das Aug nimmt die Sachen grö$$er, wenn es mehrere Dinge zu beobachten findet, und wird das Aug gleich$am $pa- {$s}ieren daherum geführet.

Die$e Canäle oder Höhlungen $ind diel tiefer, als die an dem Dori$chen Orden, und die$e i$t, wenn man ein Winkelmaa{$s} in die Höhle hinein thut, das $olches mit dem Angel die Tiefe erreiche; und die zwo Seiten des Winkesmaa$es die zwo Sei- ten der Vertiefung berühre, Vitruvius wei$et die Proportion nicht, wie die Stäblein zwi$chen den Canälen zu ma- chen; auch nicht, wie breit die$e Stäb- lein $eyn $ollen, welche er dennoch als eine Regel der Verdickung oder Bauchung ge$e{$s}t hat.

Die Verdachungen be$tehen aus dem 5. Die Ver- dachungen oder Fron- tons baben zwey Theis le, al{$s}: 1. Das Feld. Giebelfeld, und aus dem Hauptge$imms.

Die Höhe die$es Felds zu finden mu{$s} die ganze Vreite, welche zwi$chen den zwey äu$$er$ten Theilen des Carni{$s} der hengen- den Platten, worauf die Verdachung ge- $tellt werden $olle, in Neun Theile gethei- let werden, und gibt man die$er Höhe ei- nen die$er Theile.

Mann die Dicke des Hauptge$imms 2. Das Hauptge- $imms. darzu ge$e{$s}t wird, $o hat man die ganze Höhe des Frontons oder der Verdachung.

[0108]Vitruvii

Die Tieffe oder das Feld die$er Ver- dachung $oll gerad und Bleyrecht auf der Kehle der Säule $tehen.

Die Sachen, $o allen Haupt - Ge- 6. In den Haupts Ge$imm- $en $oll man $ünf Dinge beobach- ten, nemlich $imm$en gemein, $ind, da{$s} die Corniche oder das Haupt - Ge$imms des Frontons deme, $o darunter i$t, gleich $eye, ausge- nommen, da{$s} das le{$s}te gro$$e Carni{$s} an dem untern Haupt = Ge$imms nicht daran $eye, $ondern von der Verdachung $chreg herunter gehe, und $ich untenher wieder vereinige. 1. Die Wanier ihr le{$s}te- res Car- ni{$s} auf das Fron- ton zu $e{$s}en.

Die$es gro$$e Carni{$s} $olle ein Achtel höher $eyn, als die hängende Platte.

An den Orten, wo keine Verdachung i$t, mu{$s} man, in das gro$$e Carni{$s} des Haupt - Ge$imms, Löwen - Röpffe ein- hauen, die al$o ge$tellt werden, da{$s} alle- 2. Die Propor- tion ihres le{$s}ten Carni{$s}es. Ihre Lö- wen- Röpffe. zeit eine gerad über die Säule, und die andere ju$t unter die gro$$e Sparren - Lei- $ten kommen, $o das Dach bedecken oder gerad über die Sparren - Röpffe gehen. Die$e Löwen - Röpffe werden durchboh- ret, damit das Ma$$er, $o vom Dach auf das Haupt - Ge$imms fällt, von dar- aus abrinnen könne. Diejenigen Röpffe aber, $o nicht über den Säulen $tehen, $ollen nicht durchbohret werden, auf da{$s} das Ma$$er mit Gewalt durch die er$te, und nicht durch die andere, gehe, damit diejenigen, $o unter den Löwen aus-und [0109]Architectur. eingehen, nicht von dem herab fallenden Wa$$er incommodirt werden.

Es i$t auch zu wi$$en, da{$s} man in den 4. Ihre Zahn$chli- {$s}e. Griechi$chen Gebäuden niemahlen Zahn- $chli{$s}e unter die Modillons oder Sparren- Röpff ge$e{$s}t habe, dann die Sparren kön- nen nicht unter der Dach$tuhl - Säule 5. Thre Sparren- Köp$fe. $eyn: Ein gro$$er Fehler i$t, wenn das, was in Mahrheit in der Con$truction oben $eyn $oll, in der Vor$tellung unten i$t.

Eben um der Ur$ach willen haben die 6. Die Al- ten mach- ten keine Sparren- Röpffe oder Zahn$chli- {$s}e an die Frontons. Alten die Sparren - Röpffe und die Zahn- $chli{$s}e niemahlen in den Frontons oder Verdachungen approbirt; $ondern wol- ten uur $imple Haupt - Ge$imm$er haben: dann weder die Dach$tuhl - Säule noch die Sparren können mit dem Fronton überein$timmen, und können deren Länge nach nicht heraus gehen, $ondern $ie $ol- len gerad über den Dachtrauffen, gegen welchen $ie $ich neigen, herdor gehen.

Die Po$tamente $ind drey Piede$tale $o 7. Die Po- $tamente auf der Verda- chung oder dem Fron- ton. auf den Ecken und auf der Mitte der Verdachung oder Fronton ge$tellet wer- den, $o Acrotiria hei$$en, worauf man Statuen oder andere Sachen $tellet. Die äu$$eren $ollen $o hoch $eyn, als das Feld oder die Vertieffung der Verdachung, der untere aber $oll ein Achtheil höher $eyn, als die andere.

[0110]Vitruvii

Alle Glieder, $o über oder ober dem Zmey all- gemeine Regeln $ilt alle Glieder der Ar- chitectur, betreffend ihre Neis gung. LhreAus ladung. Capitäl der Säulen $tehen, als da $ind, das Architrave, Fri$e und Cornìche oder Hauptge$ims, das Feld der Verdachung, die Acrotiria, oder Po$tamentlein der ge- dachten Verdachung, $ollen $ich ein Zwölf- theil ihrer Höhe $ür $ich neigen.

Man hat annoch eine andere allgemei- ne Regel, $o darin be$tehet, da{$s} alle Glieder, $o Ausladung haben, $olche Aus- ladung ihrer Höhe gleich haben.

5 ter Artikel. Von dem To$cani$chen Drden.

Mie gemeldet worden, da{$s} die Ge- Der To- $cani$che Drden de$tehet in den Propor- tionen. bäude dren Theile haben, $o nach den der$chiedenen Orden differiren, als da $ind die Säule, das Fronton oder Verdachung und die Thür-oder Fen$ter-Einfa$$ungen; al$o hat auch die Säule drey Theile, $o be$tehen in dem Piede$tall, dem Schafft der Säule und deren Verzierungen, nem- lich in dem Archirrave, dem Frie$e und der Corniche oder Haupt-Ge$imms.

Die Proportion weder der Piede$tallen noch der Thüren, und der Thür, und der Fen$ter-Einfa$$ung des To$cani$chen Or- dens finden $ich in Vitruvio.

Die Proportion der Säule i$t die$e, da{$s} 1. Der Säule $o aus dreyen die untere Dicke den $iebenden Theil ihrer [0111]Architectur. Höhe haben $oll. Die Berjüngerung i$t Theilen be$tehet, als der vierte Theil des Diameters. Die Ba$is hat die Helffte des Diameters der Säu- le, die Platte $o rund $eyn $oll, i$t die 1. Der Schafft der Säule. Helffte der Ba$is; die andere Helffte i$t für den Pfuhl oder Rund$tab, und das 2. Die Ba$is. Plättlein.

Die Höhe des Capitäls i$t die Helftte 3. Das Capitäl. des Diameters der Säule: die Breite der Platte i$t gleich dem Diameter der Säulen unten; die Höhe des Capitäls wird in drey Theile getheilet, ein Theil i$t für die Platte; der andere $ür den diertels Rund- $tab, der dritte i$t für das übrige bi{$s} au$ die Säule.

Auf die Säulen werden die Saum- II. Das ganze Ge- $ims, wels ches hat. $chwellen, $o durch Schwalben-Schwän- ze zu$ammen gehalten werden, gelegt.

Die$e Saum$chwellen $ollen ohnge$ehr 1. Zween Saum- Balcken, $o an $tatt des Archi- travs die- nen. einen Finger von einander liegen, dann, wann das Holz $o nahe aneinander zu liegen kommt, $o erhi{$s}et es $ich und $au- let.

Aufdie$e Saum$chwellen, $o an $tatt des Architravs dienen, macht man eine kleine 2. Eine kleine Mauer $tatt des Fries. Mauer, $o das Fries oder Borden vor- $tellet.

Das Haupt-Ge$ims, $o auf die$er klei- 3. Das Haupt, Ge$imms, $o Dielen- Köpffhat. nen Mauer oder Frie$e $i{$s}et, hat Dielen- Köpff, $o dor$techen.

[0112]Vitruvii

Die$es ganze Ge$imms hat den dier- ten Theil der Höhe der Säule; die klei- ne Mauer, $o zwi$chen dem Ende der Valken, $o au$ der Säulen ruhen, ge- macht wvrden, $ollen mit Bollen oder Doppelbrettern bekleidet werden, $o an die Ende der Balken anzunageln $ind

Das Fronton oder die Berdachung kan don Mauer-oder Zimmer-Arbeit $eyn, $o den Fier$t zu tragen hat; die Dach$tuhl-Säulc und Pfetten $ollen mit einer be$ondern Proportion, und wohl er- höhet $eyn, um genug$amen Fall zu haben, damit das Wa$$er de$to be$$er ablauffe. Siehe das 5 te Kupffer.

6ter Artikel. Bon dem Dori$chen Drden.

Die Dori$che Säule hat zu ver$chie- Der Dori- $che Dr- den be$te het in den Propor- tionen. denen Zeiten und an ver$chiedenen Ge- bäuden ver$chiedene Proportion gehabt; dann in ihrem Ur$prung war $ie nur $echs Diamerer hoch, und i$t $olches dem men$ch- 1. Der Säule, $o der $chie den gewe- $en. lichen Leib nach gemacht worden, welcher $eine Fu{$s}-Länge $ech{$s}mahl an der Höhe des ganzen Leibs hatte, nachgehends aber hat man ihr $ieben Diametros zur Höhe gegeben. 1. Zu der $chiedenen Zeiten.

[0113]Architectur.

Die Proportionen aber, $o die Säu- 2. Ander- $chiedener Arbeit. len An$angs an den Tempeln hatten, $ind nun Zeithero zu Theatris gebraucht wor- den, woran man die Höhe um einen hal- ben Diameter vermehret, al$o da{$s} $ie $un$zehen Modul hoch worden i$t: Dann in dem Dori$chen Drden i$t der halbe Diameter der Säule unten der Modul, $o in den andern Säulen der ganze Diame- ter i$t.

Die Dori$che Säule be$tehet, gleich Die Theile der Doris $chen Säu- len $ind 1. Der Schaffk. 2. Die Ba$is, wel- che $ie dor Zeiten nicht hatte. den andern, in dem Schafft, der Ba$i und dem Capitäl; ob gleich Vitruvius nichts bon der Ba$i meldet; es i$t auch leicht zu $chlie$$er, da{$s} die$er Drden an den alten Gebauden keine hatte, weil ge- $chrieben wird, da{$s}, als man den Ioni- $chen Orden ge$chmeidiger, als den Do- ri$chen machen wollte, man eine Ba$in zuge$e{$s}et; und man $iehet noch an einigen Ueberbleib$eln der alten Gebäude die$es Drdens, da{$s} die Säulen keine Ba$in ha- ben; will man aber eine an$e{$s}en, $o kan die Atti$che genommen werden, welche auch don die$er Proportion i$t.

Die ganze Ba$is i$t einen Modul hoch, Sie entleh net von dem Atti- $chen Or- den, woran die Ba$is $ün$ Theil hat, als: Die Platte. ich will $agen, einen halben Diameter der Säule. Die$er Modul wird in drey Thei- le getheilet, einer die$er Theilen i$t $ür die Platte; die zween andern werden [0114]Vitruvii wieder in dier Theil getheilet, dadon Der obere Stab. der obere Stab einen Theil bekommt; die drey übrigen Theile werden in zwey getheilet, davon die untere Helffte $ür Der unte- re Stab. Die Scotie oder Höh- lung mit den Plätt- lein. den unteren Stab, der andere für die Scotie, oder die Höhlung, mit dem Plätt- lein.

Die Breite aller Ba$en insge$amt i$t ein Viertels Diameter, $o der Säule$i unterher, jeder Seite zuge$e{$s}t; die$er Bor$drung aber i$t zu gro{$s} und kein Exempel dadon zu finden, $o gar Vitru- vius macht $ie geringer an der Ioni$chen Ba$i. 2. Das Capitäl $o oier Theile hat, als: Die Plat- te, der Halb- rund, Stab mit ben Gürt- lein und Hals.

Die Höhe des Eapitäls $owohl, als die Ba$is i$t einen Modul hoch; die Brei- te zwey und einen halben Modul. Die Höhe des Capitäls wird in drey Theile getheilet, wodon einer zur Platte kommt $ammt dem Carni{$s}; der andere i$t für den halbrund-Stab mit den Stäb und Plättlein; der dritte i$t für den Hals des Capitäls.

Der Architrave begreifft in $ich die II. Der Archi- trave hat zween Theile, I. Die Platte. 2. Die Trop$$en. Platte mit den Tropffen, $o $ich unter den Drey$chli{$s}en finden, und i$t gleich dem Capitäl einen Modul, die Tropffen mit ihrem Stäblein $ollen ein Sechstel des Moduls abhangen. Die Breite des [0115]Architectur. Architravs unten $oll $o breit $eyn, als die Säule oben dick i$t.

Ueber dem Architrave in dem Fri$e mü$- II. Das Fri$e wird in Zween Theile ge- theilet, als- I. Die Me- topen oder Schilde. $en die Triglyphen und Metopen eingethei- let werden. Die Triglyphen haben ei- nen und einen halben Modul in der Hö- he, und einen Modul in der Breite. Die Metopen aber $ind eins in der Höhe und Breite. Mitten au$ die Säule $oll alle- zeit eine Triglyphe kommen, und in die Zwi$chen-Säulen drey: gegen den Ecken macht man halb oder Stuck Metopen.

Die Breite des Triglyphen wird in 2. Die Trigly- phen $o dier Theile haben, als: Halbe Ein$chnitl. Die Schenkel. $echs Theile getheilet, wodon $ün$ für die Mitte bleiben; die zween halbe aber bleiben recht und linker Hand, zum hal- ben Ein$chnitt, der mittlere Theil und die le{$s}te von den fünffen kommen zu den drey Schenckeln: dann die zwey, $o zwi$chen den drey Schenkeln $ich be$inden, $ind $ür die Ein$chnitte oder canäle, und werden Die Ca- näle. Die Capi- täle. $elbige nach dem Winkelma{$s} eingehauen. Das Capitäl der Triglyphen $oll den $ech- $ten Theil das Moduls haben.

Auf das Capitäl der Triglyphen kommt III. Die Corniche oder Haupt-Se- $imms, $o $ünf Theile hat, und ihme be$on. das Haupt-Ge$imms, de$$en Ausladung i$t einen halben und ein Sechstel oder zwey Drittels Modul gro{$s}; die Höhe einen halben Modul, begrei$t das Dori- [0116]Vitruvii $che Carni{$s}, $o $ie unter dem obern Car- der zulom- men, als: ni{$s} hat.

Unter der Platten des Haupt-Ge- 1. Lei$ten- werk. $imms gerad neben den Triglyphen oder Drey$chli{$s}en, oben über den Metopen oder Schilden p$legt man Lei$tenwerk ein- zuhauen.

Gerad unter den Drey$chli{$s}en wer- 2. Die Tropffen. den die $ogenannt Tropffen an der Zahl neune ausgehauen; die Austheilung i$t die$e, da{$s} $echs nach der Länge und drey nach der Breite zu $tehen kommen. Dber 3. Dua- der mit etwa Don- ner-Reu- len. den Schilden oder Metopen wird nichks als etwa Donner-Keule eingehauen. Im übrigen war gegen den Rand ein Scotie oder Hohl-Lei$ten zu machen. 4. Eine Hohl- zei$te.

Eerad über den Drey$chli{$s}en la$$en 5. Dielen- Köp$$e. einige Sparren herfür gehen, um die Sparren-Köpffe $o das Haupt-Ge$imms tragen, zu formiren, al$o da{$s}, gleichwie die Stellung der Balcken Anla{$s} zu den Drey$chli{$s}en gegeben, der Bor$prung der Dach$äule auch Anla{$s} zu den Sparren- Köpffen, $o das Haupt tragen, gegeben. Siehe Fig. 6.

[0117]Architectur. 7 ter Artikel. Bon dem Ioni$chen Drden.

Die Proportion der Ioni$chen Säule Der Io- ni$che Dr den be$te- het in der Propor- tion. be$tunde im Anfang in acht Moduln oder Diametris der Höhe: Die Alten aber ha- ben $ogleich einen halben Diameter zuge- 1. Der Säule, $o 3. Theilhat als: 1. Der Schafft, woran die Propor- tion zu ver- $chiedenen Zeiten auch der$chieden waren, und wird auf die Ba$in auf zweyer- ley Mani- ren ge$tellk, als: au$$er deul Schenkel. Bleyrechk. $e{$s}t, um dadurch die$e Säule zierlicher, als die Dori$che zu machen, und zwar $owohl durch ihre Höhe, als durch die Berzie- rungen; $ie haben auch die Ba$in, $o in dem Dori$chen nicht gebräuchlich war, zuge- $e{$s}t.

Die Säulen $ollen au$ zweyerley Art auf die Ba$in ge$e{$s}t werden, zuweilen bleyrecht, und denn auch au$$er dem Sen- kel, als wenn die Säulen, $o au$$en $te- hen (wenn $olches mehr als mit einer Rei- hen gezieret) denn der Theil der Säule, $o gegen der Mauer des Gebäudes $iehet, $oll $enk-und bleyrecht $eyn: Das äu$- $ere Theil aber $oll die völlige Berringe- rung behalten, und $olle $ich gegen der Mauer neigen. Die Säulen, $o inwen- dig in den Bor$chop$en, zwi$chen der Mauer und äu$$ern Säulen $tehen, $ol- len bleyrecht $eyn.

Die Breite der Ioni$chen Ba$is $oll ei- 2. Die Ba- $is, in wel- cher man betrachtet nen Diameter der Säulen und denn noch [0118]Vitruvii. ein Biertel und ein Achtel bereit $eyn. Ih- Die Pro- portion ihrer Thei- le, welche $ind die Platte. Der Rund- $tab. re Höhe aber i$t eines halben Diameters. Wenn die$e Höhe denn in drey Theile ge- theilet worden, $o wird ein Theil zur Plat te genommen, das übrige in $ieben Theil getheilet; es kommen drey zum obern Rund$tab; denn don den dieren, $o bleiben, nimmt man die zween overe $ür die obere Die obere Scotie. Die unte- re Scotie. Die Stäb- lein. Scotie mit dem Stäblein; die zween an- dere für den untern Scotie, $o grö$$er als der obere $cheinet, weil er $o weit, als die Platte, hinaus gehet. Die Stäbe $ollen den achten Theil des Scotie haben, woran die Ausladung der achte Theil der ganzen Ba$is mit dem Achtel des Diameters der Säule i$t. Siehe das 7. Kup$er.

Was das Capitäl anbelanget, $o $olle 3. Das Ca- pitäl, de$- $en Theil dieplatte. die Platte, $o die Alten Abacus nannten, einen Diameter der Säule unten mit einem achtzehenden Theil im Quadrat haben: die Hel$te der Platte $oll die Höhe des Capitäls mit der Schnecken-Ründe aus- geben. Am Eck der Platte aber ein- wärts wird ein Zwöl$theil und ein hal- bes Theil der Höhe des Capitäls ge$e{$s}t, von daraus ziehet man Linien abwärts, $o cathetes genennet werden: denn wird die ganze Dicke des Capitäls in neun und einen halben Theil getheilet; dadon die Platte einen bekommt, die übrige acht $ind für die Schnecke.

[0119]Architectur.

Da man nun unter der Platte vier und Die Schne- cken. einen halben von die$en acht gela$$en, $o mu{$s} an die$em Drt eine Linie gezogen wer- den; $o die; wo in der Duer $chneidet, und die Durch$ch nitts-Punc te $in odie Centra oder Mittel-Puncten der Augen, welche im Diameter einen von den acht Theilen haben. In das mittlere Spatium des Augs werden die Centra ge$e{$s}t, woraus den die ganze Schnecke mit dem Cirkel formirt wird, indeme man oben unter der Platte den Anfang macht, und gehet in den vier Theilen, $o herum bi{$s} man durch die Berjüngerung in dem er$ten Biertel die Schnecke an$chlie$$et, wo jedes Bier- tel $ein eigenes Centrum hat.

Im übrigen $oll die Dicke des ganzen Capitäls al$o eingetheilet $eyn, da{$s} don dem neun und einen halben Theil, $o $ol- ches hält, die Schnecke in die Breite der drey Theile, unter dem Stab ober der Säule, welcher gerad ober dem Aug der Schnecke $eyn $oll, hange.

Der Re$t, $o über dem Rund $tab i$t, Biertels Rund$tab. $o zur Platte, dem Canal oder Umzug, und zum halb Rund$tab der Oven kom- men, woran der Bor$prung über dem Quadrat der Platte hinaus gehet, $olle auch die Grö$$e des Augs haben.

[0120]Vitruvii

Der Canal $oll ein Zwöl$theil $einer Der Ca- nal oder die Tie$ung der Schne- cke. Der Surt Breite ausgehöhlet werden.

Der Gurt des $eitlichen Theils des Ca- pitäls, $olle der Platte vor$tehen, und das Die Ar. in $o weit, als dom Centro des Augs bi{$s} zum Stab.

Die Dicke der Are der Schnecken, i$t die Dicke der Schnecke, $o $eitwärts zu $ehen, und das äu$$er$te, $o man gemeini- glich Ballun$ter nennet, ausmacht, $olle die Grä$$e des Augs nicht über$chreiten. Siehe das 8. Kup$erblat.

Die Proportion des Ioni$chen Capi- Die Pro- portion. des Ioni- $chen Capi- täls $oll bey gro$$en und kleinen Säulen einen Un- ter$cheid machen. täls $ind nur vor Säulen, $o funzehen Schuhe hoch $ind; die $o grä$$er $ind, er$ordern auch ein mehrers, und insge- mein mü$$en die Proportions-Grö$$en auch nach der Grö$$e der Säulen vermehret werden, und zwar angeführter Ur$ach wegen, da{$s} die Säule, je höher $ie $ind, je weniger $ie verjüngert werden $ollen. So da{$s}, wenn die Säule über $un$zehen Schuhe hoch $ind, man ein Neuntheil dem Diameter der Säule zu$e{$s}et, um der Plat- te die Breite zugeben; wo man denn bey den fünfzehen Schuhigen nur ein achtze- hentheil zu$e{$s}t.

Die Architraven $ollen mit gleicher Aus- 2. An dem Architrave mu{$s} man betrachten. ladung, $o wie die Piede$tale, au$ die Säu- len ge$e{$s}t werden, wenn $ie nicht $ortlauf- [0121]Architectur. fen, $ondern nur auf Fuβ$chemmel; Art gemacht I. Wie er $ich gegen dem Pie- de$tale vere halten $oll, mie auch nach den vers $chiedencn Hóhen der Sàulen. morden, und $olches ge$chiehet um die Symetriam zu erhalten.

Ihre Hóhe $ull nach Proportion der Sáulen: Hohe, auch noch hóher $enn; denn, menn die Sáule zmólf bis funfzehen Schuhe boch i$t, $o gibt man der Höhe des Architravs den dalben Diameter der Säule unten; menn $ie aber funfzehen biβ zmanzig hat, theilet man die Höhe der Säule in zmanzig Theil, einen davon dem Architrave zugeben, desgleichen, menn $ie zmanzig biβ fünf und zivanzig hat, theilet man die Höhe in zmölf und einen halben Theil, davon dann der Architrave einen bekvmmt, und al$d nach Proportion.

Der Architrave $oll unten, mo er auf 2. De$$en untere Breite. der Sáulen ruhet, $o breit oder dick $eyn, als die Säule, mo das Capitäl auf$itzet.

Die Ausladung oder der Bor$prung 3. Bors $orung und Höde des Carniβ. des Sarniβ des Architravs $oll $ich gegen der untern Dicke der Säule verhalten. Die Höhe des Carnis $oll der $iebende Theil Der Höhe des Architravs $eyn.

Das übrige mird in zmölf Theile getheilet, 4. Die Höhe de$ $enPlatten. theilet, davon drey zur er$ten Platten oder Streiffen Kommen, vier zur zmeyten [0122]Vitruvii und fünf zur obern, morauf das Carniβ ruhet.

Das Fris $oll auch ein Viertel niedriger III. Bon demFris. $eyn, als das Architave, es $eye dann, daβ man mas darein einhauen molle; dann damit die Bildhauereo mehrere Annehmlichkeit habe, $o $olle das Fris um ein Biertheil höher, als das Architrave gerichtet merden.

Auf das Fris kommt ein Carni{bet} oder IV. Das Corniche de$$en Theile $tnd: Rehl: Lei$ten, $o ums Siebentheil des Fris hoch i$t, mit gleicher Ausladung $einer Höhe.

Die Zahn$chlitze, $o über der Rehl: Lei$ten 1. Das er$te Carniβ. $tehen, $ullen $o hoch $eyn, als die mitt- lere Platte des Architravs, und $olches 2. Die Zahn$chlitze. mit gleicher Ausladung ihrer Höhe: die Aus$chneidung der Zahn$chlitze $olle die Helffte ihrer Höhe $eyn, und daβ die Höhe zmi$chen zmeen Zähnen $eye zmey Theil, von dreyen der Höhe. 3. Das zmente Carniβ.

Das Carniβ oder die Rehl-Lei$ten, $o úber dem Zahn$chlitz $tehet, $olle ein Drittheil der Hóhe der Zahn$chlitze haben. 4. Rrantz oder ban@ende Platte mit dem kleinen Sarni{bet}.

Die Rrantz-Lei$ten mit ihrem Carniβ i$t $o hoch, als die mittlere Platten des Architravs.

Die gro$$e Rehl-Lei$ten $oll ein Achttheil mehr an der Höhe haben als der 5. Die gro$$e Rehl Lei $ten. Rrantz.

[0123]Architectur.

Die Ausladung des ganzen Haupt-Ge$imms Allgemei@ ne Regel aller Auslabungen. $ammt der Zahn$chlitze, $ollenne gleich $eyn der Höhe von dem Fris an biβ über die gro$$e Rehl-Lei$ten. Und es haben insgemein alle Ausladungen ein be$$eres An$ehen, mann $ie ihrer Höhe gleich $ind, Siehe das 7de Rupffer.

8ter Artikel. Von dem Corinthi$chen Orden.

Die Corinthi$chen Säulen haben keine Der Corin thi$che Orden i$t nur durch das Capitäl von dem Ioni$chen unter$chieden. andere Proportion, als die Ioni$che, das Capitäl ausgenommen, de$$en Höhe machet, daβ die Säule ge$chmeidiger und höher zu $eyn $cheinen.

Die andere Glieder, als da $ind das Architrave, das Friβ und das Haupt- Ge$imms, entlehnen ihre Proportionen I$t $on$ten von dem Dori$chen und Ioni- $chen Or- den zu$am- men ge- bracht. von dem Dori$chen und Ioni$chen, und hat nichts be$onders, dann die Corinthi$chen Sparren-Röpffe, $ind von dem Dori$chen Dielen-Röpffen genommen; die Zahn$chlitze aber $ind von dem Ioni- $chen Orden entlehnet morden.

Wenn nun die Proportion des Capi- In dem Corinthi- fchen Capi- tä $ind $ie- ben Dinge Zu betrach- ten, als: täls anzugeben, $o $ind folgende Stück daben zu betrachten:

Das Capitäl mit der Platte i$t $o hoch als die Säule unten dick i$t. 1. De$$en Hóhe.

[0124]Vitruvii.

Die Breite der Platten zu haben, mu{bet} 2. Die Breite oben. deren Diagonal die Höhe des Capitäls zmeymal $eyn, die Rrümme, $o die Seite der Platten einmarts haben, i$t der neunte Theil einer Seite.

Das Untere des Capitäls i$t dem Hals 3. unten. der Säule gleich. Die Dicke der Plat- te i$t der $iebende Theil des ganzen Ca- pitäls.

Man mu{bet} zmey von die$en Siebentheil 4. De$$en Blätter. zur Höhe iedes Blats, deren zmo Rei- hen $eyn, nehmen, iede Reihe hat vier Blätter.

Die Stengel oder Stiel, melche auch 5. Ihre Stengel. aus andern Blättern be$tehen, und aus den Blättern des obern Rangs oder Reihen ent$pringen, $ollen auch zmeen aus die$en Siebentheil haben, die Schne- cke aber i$t dabey mit begriffen.

Die Volute oder Schnecken ent$prin- 6. Die Schnecten. gen aus den Stengeln, moran die gro$$e $ich biβ an das Ende und Eck der Platte er$trecken, die andere aber $ind unterhalb der Ro$en.

Die Ro$en, $o in der Mitte des Ca- 7. Ihre Ro$en. pitals oben im Ge$imms $tehet, $olle $o groβ $eyn, als die$es Ge$imms dick oder hoch i$t.

Die Verzierung des Corinthi$chen Or- Die Ver- zierung. dens, als nemlich der Architrave des Fri$e, [0125]Architectur. und das Haupt-Ge$imms differiren nichts von dem Ioni$chen Orden. Siehe das @te Rup$er.

Sech$ter Artikel. Von dem Compo$ito Orden.

Vitruvins $pricht nichts von die$em Or- Die$er Orden i$t von Vi- truvio nicht be- $chrieben. den, daβ er von dem Corinthi$chen, Ioni- $chen und Dori$chen di$tinguirt $eye, $on- dern $agtnur, daβ man jezumeilen auf die Corinthi$che Säule ein, von vielen Theilen Zu$ammen ge$etztes Capitäl, $telle, $o von dem Corinthi$chen, Ioni$chen und Dori- $chen genommen morden.

Daraus $chöpffet man eine Folg, daβ I$t nur insgemein bemerket. der Orden, $o jetzt Compo$ita genannt mird, könnte zu Zeiten Vitruvii $chon im Gebrauch geme$en $eyn, iviemohl man zu $elbiger Zeit keinen a parte Orden daraus gemacht hat; dann un$er Compo$ita Orden i$t me$ent$i- cher Weiβ nur durch das Capitäl von dem Corinthi$chen unter$chieden: ja man kónn- te $o gar $agen, daβ durch die$en einzigen Unter$cheid des Capitäls die$er Orden von dem Corinthi$chen unter$chieden $eyen, meil nach Vitruvio, das einzige Corinthi$che Ca- pitäl den Corinthi$chen Orden ausmacht.

Run die Theile $o un$er Compo$ita Or- Entlehnet die Theile, $o das Ca- pitäl aus- machen. den von dem Corinthi$chen entlehnet, $ind das Ge$imms und die zmo Reihen Bä- [0126]Vitruvii Architectur. renklau-Blätter, $o er behalten hat, ob $ie mohl der Corinthi$che Orden verla$$en, und die Oelblätter darfür angenommen.

Die andere Theile, $o er von dem Ioni- Von dem Ioni$chen. $chen Orden entlehnet, $ind die Voluten oder Schnecken, indeme er $elbige auf eine ge- mi$$e Art nach dem Corinthi$chen Modell formirt, mie er $elbige als mie das Ge- $imms einbiegen thut, dann an dem Ioni- $chen Capitäl $ind $ie $o mohl, als das Ge- $immslein gerad.

Den Viertels Rund$tab unter der Von dem Dori- $chen. Platte, entlehnet er cher von dem Dori- $chen als Ioni$chen Orden; dann die$e Viertels-Rundung i$t $ogleich unter der Platte, $o mohl in die$em als Dori$chen, melches in dem Ioni$chen nicht i$t; $o zmi- $chen der Platte und be$agter Rundung den Canal, $o die Schnecke formirt, hin- macht. Man könnte demnach $agen, daβ er den Ioni$chen imitirt, meil die Oven darein gehauen, melche $ich $elten in dem Dori$chen Capitäl finden, aber alle- zeit im Ioni$chen.

[0127] )o( Aubzug der Architectur aus den zehen Büchern VITRUVII. Zmeyter Theil. Welcher die uns, mit den Alten gemein$chafftliche Architectur enthält. Er$tes Capitel. Von den gemeinen Gebäuden. Er$ter Artikel. Von den Ve$tungen.

Sie Gebäude $ind public, gemein Die Regel der Forti- fication enthalten vier Dinge, als: oder eigenthümlich. Die publiquen gehören zur Sicherheit oder zur Religion oder auch zur allgemeinen Com- modität: Die Fortification einer Stadt i$t zur Sicherheit, die Tempel aber ge- hören zum Religions-We$en; die gemeine [0128]Vitruvi@ Plätze, Märkte, die Ba$iliquen-Gebäude, die Theatra oder Schauplátze und die Academien maren zur allgemeinen Com- modität.

Die Di$po$ition und die Figur des 1. Die Di$po$i- tion der Wälle. Walls mar al$o be$tellt, daβ die Thürne etmas der Mauer vor$tachen, damit, mann der Feind $ich näherte, man ihme in die Flanc recht-und linker Hand vor dem Thurn kommen kunnte.

Sie bemüheten $ich auch dem Feind die Approche oder Annäherung der Mauer be$chmerlich zu machen, und haben dero- megen die Weege, $o zu dem Pforten führen, nicht gerad, $ondern krumm und zur Linken der Pforten gezogen, al$o daβ durch die$es Mittel die Belagerer $iche gezmun- gen $ahen, denen, $o auf der Mauer ma- ren, die rechte Flanc, $o mit dem Schild nicht bedeckt mar, vorzumei$en.

Die Figur einer Fe$tung $oll meder 2. Die Fi- gur der ganzen Fe$tung. viereckigt noch mit zu vielen meit ausge- henden Angeln ver$ehen $eyn, $ondern gleich$am nur $o mit Sic-Sac; dann die meit ausgehende Angeln $ind dem Feind vortheilhaftiger als den Belagerten.

Die Dicke der Mauer be$tunde in die- 3. Die Con$tru- ction der Mauer, $o da be greifft, ihre Dicke. $em, daβ, mo zmeen bemaffnete Männer einander begegneten, $ie einander ausmei- chen kunten, ohne daβ einer den anddern hin- derte.

[0129]Architectur.

Sie machten ihre Manern fe$t und un- Die Ma- terialien. bemeglich, indem $ie von Oelbäumen halb gebrannte Hólzer in die Mauer mit einleg- ten, $o das Mauermerk verbande und zu- $ammen hielte.

Ob gleich nichts, als die Erde die Wälle befe$tigte, $o machten $ie doch keine Ter- ra$$en, es märe dann, daβ eine Art der Stadt von einer nahe angelegenen Höhe commandirt mare, modurch die Belage- rer geraden Wegs auf die Mauer mar- chiren kunten.

Die$e Terra$$en $tärker zu machen, da- 3. Thre Pfeiler. ben auch zu vermehren, daβ die Erde die zmo Mauern nicht aus$chiebe, $o machten $ie Contresforts oder Pfeiler, melche von einer Mauer zur andern gegangen, damit die Erde, $o gleich$am dadurch in viele Theile abgetheilet murde, die Gemalt nicht hatte die Mauern hinaus zu $chieben.

Ihre Thürne maren rund mit vielen IV. Die Figur und die Di$po- $ition der Thürne. Ecken und Seiten ver$ehen, dann die vier- eckigte maren durch die Rriegs-Machinen gar bald ruiniret, und die Wieder $tie$$en die Ecken gar bald ab.

Do gleich hinter dem Thurn mar Und die Courtinen. die Mauer, $o breit, als der Thurn $elb$t abge$chnitten, und die$e al$o abge$chnit- tene Mauer, murde durch Balfen, gleich einer Brücke zu$ammen gehänget, ohne daβ $ie mit Ei$en fe$t gemacht mar; [0130]Vitruvii Al$o, daβ mann der Feind $ich eines Theils der Mauer bemei$tert, die Belagerten im Stand maren die$e Hólzer megzu$chaffen, damit der Feind keine Gelegenheit hatte meiter zu kommen.

2ter Artikel. Von den Tempeln.

Das zmeyte Ge$chlecht der publiquen Allgemei- ne Thei- lung der Griechis $chen und To$cani- $chen Tempel. Gebäude, mar das, $o zur Religion ge- hörte, und aus Tempeln be$tund. Sie maren auch ben den Alten zmeyerlen; als die Griechi$chen und die To$cani$chen.

Die Tempel auf To$cani$che Manier Die Grie- chi$chen maren rund oder viereckigt. In den viereckig- ten Tem- peln $ind dren Din- ge zu be- trachten. maren viereckigt; die Griechen aber mach- ten $ie jezumeilen rund, auch dann und mann viereckigt.

In der Griechen vierecktigten Tempeln $ind drey Dinge zu betrachten, nemlich die Theile daraus $ie be$tunden, die Propor- tion des ganzen Tempels, und de$$en A$pect.

Die Theile der viereckigten Tempel maren öfters fünf an der Zahl: dann $ie hatten fa$t alle vornen bedeckte Säulen- 1. Die Theile deren fünf $ind, als: Gänge Pronaos genannt, das hintere Theil des Tempels aber Po$ticum oder Opisthe- domos, das Mittel des Tempels hie$$e Cella oder Secos, $o dann die Gallerien oder Seiten und die Pforte.

[0131]Architectur.

Der Vorhof oder Vor$chopf war ein 1. Vorho$ oder Vor- $chopff. bedeckter Drt dor den mei$ten Tempeln, und eben $o breit, als der Tempel; deren maren dreyerley; einige waren auf drey Seiten mit Säulen be$chlo$$en; andere aber hatten nur Säulen vornen; die Seiten waren mit der Mauer des Tem- pels, $o man fort continuirte, auf beeden Seiten ge$chlo$$en; die andere waren halb mit Säulen, halb mit den Seiten - Mau - ern des Tempels be$chlo$$en.

Das Po$ticum oder hintere Theil des 2. Das Po$ticum. Tempels, war dem Vor$chopf gleich, und hatte auch eine Thür. Es hatten aber nicht alle Tempeln ein Po$ticum, ob $ie wohl $cbon fa$t alle ein Pronaos oder Vor$chopf hatten.

Das Mittel des Tempels, Cella ge- 3. Das Mittel. nannt, war ein Drt mit dier Mauern be- $chlo$$en, und hatte das Licht nur durch die Porte, es wäre dann, daβ kein Dach darauf befindlich, wie $olches unten be$$er explicirt werden $oll.

Die Gallerien, $o die Seiten formirten, 4. Die Gallerien. waren Reihen - Säulen, zuweilen einfach, jezuweilen auch doppelt, $o die äu$$ere Seiten des Tempels umgaben. Die$es aber war nicht an allen Tempeln.

Die Pforten der Tempeln waren der- 5. Die {$s}forten, $o dreyer- ley waren, als: $chiedener Gattung, nach dem Unter$cheid des Drdens der Architectur, nach welchem [0132]Vitruvii der Tempel gebauet war. Die$e waren der Dori$che, der Ioni$che und der Atti- $che.

Die Höhe der Dori$chen Pforte war Die Do- ri$che Dforte, deren Theile, waren. die$e: man theilte die Gallerie oder den be- deckten Gang von unten, biβ oben an die Decke der Gallerie iu drey und einen hal- ben Theil; von die$er Deck, $o Lacunar genennet wurde, gab man zwey Theil der Thür oder Pforte biβ unter den Sturz; die$e Höhe wurde wieder in zwölf Theil getheilet; dadon man fünf und einen hal- ben zur Thür - Breite unten nahm; dann das obere Theil mu$te ein Drittel enger $eyn, ein Viertel, auch ein Achttheil der Einfa$$ung, und das nach der Höhe der Pforre; dann je höher $ie war, je weni- ger $ie oben zu$ammen gezogen wurde; die Breite oder Dicke der Einfa$$ung warder zwölfte Theil der Höhe der p$or- te im Lichten.

Die Gewänder waren obenaus auch Die Ein- fa$$ung. nicht $o dick, als unten, und $olches um den dierten Theil ihrer Breite; und au$- $en herum nur mit einem Carniβ oder Kehl - Lei$ten, und mit einem Stäblein der- $ehen.

Auf die$e Kehl - Lei$ten am Sturz, Das Fri$e. machte man ein Fri$e, $o Hyperthyron genannt wurde, welches auch eben $o hoch, als der Sturz war, und auf die$es Fri$e [0133]Architectur. wurde eine Dori$che Kehl - Lei$ten mit ei- nem Viertel Rund - Stab ge$etzt, eines $o wohl als das andere hat wenig Ausladung.

Auf die$e Verzierung kam die platte Hangende Platte odec Kranz-Lei- $ten. Kranz-Lei$te oder hangende Platte, mit ih- ren Kehl - Lei$tlein, welches $o diel Vor- $prung oder Ausladung hatte, als die Ge- wänder oben breit waren.

Die Höhe der Ioni$chen pforte verhält Die Ioni- $che Pfor- ten der Theile waren $ich, wie die$e an der Dori$chen; die Brei- te aber zu haben, theilete man die Höhe in zwey und einen halben Theil, davon ein und ein halber zur Breite kam, die obere Zu$ammenziehung war gleich der Do- ri$chen.

Die Breite der Einfa$$ung war der Die Ein- fa$$ung. vierzehende Theil der Höhe der Pforten im Lichten. Die$e Breite der Einfa$$ung wur- de in $echs Theile getheiiet, und kam einer zur Kehl - Lei$ten; das übrige wurde in zwöf getheilet, und $o kamen drey zur er$ten Platte, wann der Stab mit darzu ge- nommen wird, dann vier Theil zur zweyten und fünf zur dritten.

Das Fri$e Hyperthyron genannt, hat Das Fri$e. die gleiche Proportion als wielas im Do- ri$chen.

Die Krag$teine rechts und links gien- Krag$tein. gen an den Gewändern völlig hinunter und hatten annoch Laubwerk unten daran; [0134]Vitruvii ihre obere Breite war der dritte Theil der Einfa$$ung und derringerte $ich unten aus um ein Viertheil.

Die Atti$che pforten waren den Do- Die Atti- $che p$or- te. ri$chen gleich. Aber ihre Einfa$$ung hat- te unter der Kehl-Lei$ten nur eine platte, und die$e platte hatte nur zwey von $ieben in der Breite, worein die Einfa$$ung, was noch davon übrig, getheilet war.

Die Proportion der Tempel war die$e, 2. Die Propor- tion. daβ $ie zweymahl $o lang, als breit $eyn mu$ten: die$es aber ver$tehet man eigent- lich nur von den Tempeln $o keine Säu- len hatten, deren Länge in acht Theile ge- theilet wurden, und dier davon kamen zur Breite.

Die Tempel $o ringsum Säulen hat- ten, kunten die$e Proportion nicht haben, und das um $o diel mehr, weil die Länge nur das doppelte der Zwi$chen$äulung hat- te, und dannenhero eine Säule weniger, als das doppelte der Säule vornen und hinten.

Der A$pect der Tempeln bedeutete Der A$pect $o dop- pelt, als: zwey Ding in dem Vitruvio, nemlich die Di$po$ition der Theile eines Tempels gegen einander, und die Di$po$ition oder Stellung des Tempels gegen den Him- mels. Theil.

[0135]Architectur.

Was nun die Di$potion des Tempels Derl A$pect ge- gen der Himmels- Theil. gegen den Himmel betrifft; $o haben die Alten es al$o gehalten, daβ der Tempel ge- gen Aufgang der Sonnen $ich wendete, es wäre denn gewe$en, daβ $ich der Drt nich darzu $chickte, oder eine gro$$e Ga$$e es a ders erforderte.

Was die Di$po$ition der Theile be- Der A$pect gegen die Theile, $o zu zwey ver$chiede- ner Art Tempeln gehören, $ind fol- gende: trifft, nemlich den Vor$chopf, das Po$ti- cum, die Seiten, das Inwendige des Tem- pels und die pforten oder Thüren, $o war $ie nicht einerley an denen Tempeln, $o Säulen hatten, oder $o keine hatten.

Die Tempeln ohne Säulen waren kei- ne zwanzig Schuhe breit. Die Länge die- $er Tempel wurde in acht Theile gethei- let, davon gab man vier zur Breite und Die Tem- peln ohne Säulen. fünf der inwendigen Länge des Tempels, und denn dem Vor$chopf drey.

Die Tempeln mit Säulen, deren achter- Die Tem- peln mit Säulen. ley waren. Die er$ten und $imple$ten waren die, $o $ie Antes gencnnet; weil an die$en Tempeln vorn zwi$chen zwey Antes oder Deren waren ach- terley, als: pfeilern unr zwo Säulen $tunden. $er Tempeln waren dreyerley. Die Tem- peln mit Antes ode- βfeilern waren Zer- ley.

Die er$te und $imple$te hatte zwo Säu- len vor der Faciata des Tempels, an den Ecken der$elben aber waren zween Antes oder diereckigte pfeiler; die zwo Säulen trugen ein Fronton oder Verdachung.

[0136]Vitruvii

Die zweyte Manier hatte nur zwd Säu- Die zwey- te. len, $ie waren aber zwi$chen zween Antes und alles in einer Linie, und die$e Antes oder pfeiler be$chlo$$en mit den zwo Säu- len das vordere des Vor$chop$s oder Ve$tibuls.

Die dritte Art war, daβ wi$chen den Die drit- te. zwo Säulen, die vorn der Faciata den Vor$chopf be$chlo$$en, noch zwo anvere innerhalb de$$elben $tunden. Die$e Säu- len, $o inwendig $tunden, waren nicht $o dick, als die andere Faciata, obgleich $elbi- ge von einer Höhe waren. Damit $ie äber von gleicher Dicke mit dem äu$$eren zu $eyn $cheinen möchten, $o machte man ihre Canäle oder Aushöhlungen in grö$$e- rer Anzahl, und deren biβ acht und zwan- zig auch zwey und dreyβig, wenn die äu$- $ere vier und zwanzig hatten. Das ge- $chahe aber darum, damit man inwendig mehr Raum und platz bekam. Die$e Tempeln hatten die$es annoch be$onder, daβ der vordere Theil des Ve$tibuls oder Vor$chopfs mit Marbel oder Schreiner- Arbeit ge$chlo$$en war, welche von einem Ante oder pfeiler des Ecks, biβ zur näch- $ten Säule gieng, und von die$em Ante wieder zur andern Säule, endlich aber von die$er Säule biβ zum andern Ante.

[0137]Architectur.

Die zweyte Gattung der Tempeln mit 2. Der Pro$tylus. Säulen Pro$tyl genannt, ware von der er$ten in die$em unter$chieden, daβ über die zwo Säulen der Tempeln mit Antes $ie noch zwo vor den Eck Antes hatte.

Die dritte Gattung ware der Amphi- 3. Der Amphi- pro$tyl. pro$tyl, der $owohl hinten als vornen Säu- len hatte.

Die vierte Gattung ware der Peripter, 4. Der Peripter. der $owohl vorn als hinten Säulen hat- te, und dann auf jeder Seite eylf, indem die Eck$äulen mit gerechnet waren. Die Di$tanz zwi$chen den Säulen und der Mauer, ware der Zwi$chen - Säulung gleich.

Die fünfte Manier ware der P$eudodi- 5. Der P$eudodi- pter. pter, und hei$t $o viel als Fal$ch-Dipter. Die$er hatte acht Säulen vorne und eben $o viel hinten; auch fünfzehen auf jeder Seite, die Angel-Gäulen mit gerechnet. Die$e Säulen $tunden zwo Zwi$chen$äu- lung von der Mauer ab, und noch darzu eine Säulen Dickung.

Die $ech$te Art war der Dipter, $o acht 6. Der Dipter. Säulen vornen und eben $o viel hinten hatte, denn zwo Säulen ringsum.

Die $iebende Gattung ware der Hy- 7. Der Hypether. pether, weil der Tempel imwendig entdeckt und offen war. Er hatte zehen Säulen vornen und hinten, im übrigen aber ware [0138]Vitruvii er dem Dipter gleich: hatte aber das be- $onder, daβ er inwendig ringsum zween Drden der Säulen über einander hatte, welche von der Mauer entfernet, um Por- tiquen oder Gallerien, wie im Pery$tyl, zu formireu.

Der achte hie$e P$eudoperipter, oder fal- 8. Der P$eudope- ripter. $che Peripter, welche die Di$po$ition $einer Säulen, den Säulen des Peripters gleich war; die$er Tempel hatte $o wohl an der vordern, als hintern Faciata $echs Säulen, und eylf an den Seiten. Der Unter$cheid der Di$po$ition der Mauren des Tempels war, daβ $ich die Mauer biβ zu den Säu- len er$treckte, al$o daβ die Säulen an der mauer an$tunden und keine Gallerie vor- $tellten, ausgenommen, die an den Vor- $chopf $tunden frey.

Die runden Tempeln waren zweyerley, Die runde Tempeln waren zweyerley, als: Der Mo- nopter. die fe$ten hie$en Monopters, well $ie keine Mauern, $ondern nur Seiten hatten, und will $agen, daβ bloβe Säulen eine Cupel trugen. Die Proportion wa- re die$e: man theilte den ganzen Tempel in drey Theil, und gab einen davon den Staffeln, worauf die Säulen $tunden, welche ihre Höhe einer Säule biβ zur an- dern, $o ihr nach dem Diameter entgegen ge$etzt war, gleich hatte.

[0139]Architectur.

Die zweyte Gattung, $o Peripter ge- Der run- de Peripter mannt, hatte die Säulen auf Stylobaten um den runden Tempel herum: Das Spa- tium zwi$chen den Stylobaten und der Mauer hatte den fünften Thetl des gan- zen Tempels, und der inwendige Diame- ter des Tempels war der Säulen Höhe gleich.

Die Tempeln auf die To$cani$che Ma- Die To- $cani$che Tempel. nier waren vierkandig, hatten fünf Theil in der Länge und vier in der Breite. Der Vor$chopf, $o eben $o groβ, als der Uber- re$t des Tempels ware, halte vornen vier Säulen nach einander der Fronte nach. Die Seiten waren halb mit den Seiten- Mauern des Tempels, halb mit den zwo Angel-Säulen ge$chlo$$en; In der Mitte des Vor$chopfs $tunden noch zwo Säu- len; Der Tempel aber hatte inwendig auf beeder Seiten zwo Capellen.

Man findet, daβ die Alten vierzehen Art Die Alten hatten vier, zehenerley Tempeln. Tempcln hatten, als 1. der Tempel ohne Säulen, 2. der Tempel gerad aus mit An- tes 3. Der Tempel mit Antes oder pfei- lern und zwo Säulen alles in einer Linie. 4. Die Tempel mit Antes und Säulen un- gleicher Dicke. 5. Der Pro$tyl. 6. Der Amphipro$tyl. 7. Der Peripter. 8. Der P$eudodipter. 9. Der Pipter. 10. Der Hypether. 11. Der P$eudoperipter. 12. [0140]Vitruvii Der Monopter. 13. Der runde Peripter. 14. Der To$cani$che. Siehe das 2. 3. U. 4te Kupfer.

Dritter Artikel. Von den Märkten, Ba$iliquen, Thea- tris, Meerhäfen, Bädern und Academien.

Das dritte Ge$chlecht der gemeinen Ge- Die Ge- bäude zur gemeinen Commo- dität $ind 6erley, als: bäude, $o man zur Gemächlichkeit und zum Gebrauch des ganzen Volks erbauet i$t $echserley, als die Märkte, die Ba$iliquen, oder Gerichtshäuβer, die Meerhäfen, die Bäder und die Academien.

Die Märkte oder gemeine pläβe der Die Märkte der Grie- chen und derRömer. Griechen waren mit Säulen, $o hart an- einander $tunden, umgeben. Bey den Römern aber $tunden an die$en Märkten die Säulen weiter auseinander, daβ $ie 1. Ihre Peri$tyles Peri$tyles formirten, worunter denn auch Läden, $o zur Handel$chafft bequem, ange- bracht waren. 2. Ihre. Propor- tion.

Die Proportion der Märkte oder gemei- nen plätzen war al$o: Man theilte die Länge in drey Theile, und gab der Breite II. Die Ba$iliquen oder Ge- richtshäu- $er. zween davon.

Die Gerichts-Häu$er waren niemahls $chmähler, als der dritte Theil ihrer Län- ge, auch nicht über die Hel$te breit. I. Thre Proport.

[0141]Architectur.

Die Säulen maren $o hoch, als 2. Ibre Säulen. Seiten breit maren, und die$e Seiten hatten den dritten Theil des Mittlern gro$$en Gemölbs.

Sie hatte auch eine zmente Reihen 3. Ihre Gallerien, mo zmo un tereinan, dermaren. Säulen auf den Seiten, melche hohe Gallerien ausmachten, und die$e zmeyte Säulen $tunden auf Piede$talen in Form eines Schlu$z $o hoch, da$z diejenigen, $o in der obern Gallerie von den un- tern nicbt tunten ge$ehen merden.

Aim jeden Cnde der gro$$en Ba$iliquen 4. Ihre Chalcidi- quen ober drächtise Speitz$äle oder Gei richts Zimmer. oder gro$$en Gerichtshäutzer, gab es hohe Säle, Chalcidiquen genannt, melche durch hohe Gallerien zu$ammen ge$to$$en. Sie maren gemacht, Darinn Audienz zu ertheilen und die Gerechtigteit zu beför- dern.

Die Theatra be$tunden aus dren Thei- III. Die Theatra, $o 3. Theil batten, als: len, aus Treppen, aus der Scena oder Auszierung des Theatri und aus dem Am- bulacro oder Spatziergang.

Die Treppen maren den Zu$chauern I. Die Treppen $o begreif fen. zum Siβ und mie ein halber Cirtel for- miret, $ie be$chlo$$en einen leeren Platx in$o Der Mitte, $o mohl als unten, in dem ganzen Theatro, Orche$ter genannt.

Der Orche$ter mare in den griechi$chen Der Or- che$ter. Theatris, mo man Ballet oder derfleidet [0142]Vitruvii danzte, die Senatores oder Rathsherren $eβten $ich in die Römi$che, meil die Bal- lets in der Scena gedanzet murden.

Oben ringsum die Treppe mare eine Die Gal- lerie oben. Gallerie mit Säulen, die$e Treppen ma- ren durch diele runde Ruhe-Plätze $epa- rirt; von einem Rube-Platz zum andern tunte man durch einen geraden Meg hin- au$ fommen, al$o da$z die Mege, $o vom zmenten biβ zum dritten Ruhe-Platz führ- ten, zmi$chen den er$ten ausgieng, und $ich zmi$chen den des dritten endigten. Die$e Meg maren enge. Die Treppen maren bierzehen biβ funfzehen Zoll hoch, und acht und zmanzig bi$z dren$ig breit.

Unter den Treppen und au$ jedem Ru- Die eher- ne Ba$en oder Ge- $chirr. he-Platz, gab es in den Theatris dreyze- ben fleine Rammern, in melchen cherne Ba$en oder Ge$äβ von der$chiedenen Thonen au$bebalten murden. Die durch ihren Rlang die Gtimme der Comedianten dermehrten.

Die Scena be$tunde aus dem Pulpitum, 2. Die Scena bat- te drener- len Theile, als: Pulpitum, Das Pro- $cenium, melches batte. dem Pro$cenium und in dem Para$cenium, Das Pulpitum mar ein fünf Schuh hoch erhabener Drt, über Dem Orche$ter, mo die Actores $pieleten.

Das Pro$cenium mar das Face oder die vordere Seite der Scenæ, $o mit Säulen dieler Drdnungen aufein-oder über einan- [0143]Architectur. der ausgezieret mar: die$e Drden murden al$o proportionirt, daβ der zmente um ein Biertel geringer als der er$te mar; der dritte derjüngerte $ich gleicherge$talten.

Die Faciata hatte ihre Defnung durch Zhre dred dorten oder Zhü- ren. dren Pforten oder Zhüren, die mittlere mar die grö$te, und Daupt-P$orte ge- nannt, die zmo andern murden P$orten der Fremden oder Rei$enden genannt.

Die$e drey pforten murden durcb drey- Zhre dre hende Ma- chinen, die der Berände rung me gen macht, daβ die Scena mar. Tragoedi. Comi$che. Satnri- $che. ectigte Machinen ge$chlo$$en, $o au$ dren Seiten gemahlet maren; und die$e Mah- leren $tellte per$pectivi$che Gebäude vor, mudurch die Beränderung der Scenæ durch ihre Drehung vorge$tellt und repræ$entirt murde, als nemlich die Tragoedie oder Trau- er$piel durch herrliche Pallä$te: die Comi- $che durch be$ondere Häu$er; und die Sa- tnri$che oder Pa$torali$che, durch Feld-und Mald-Bur$tellungen.

Das Para$cenium oder Po$t$cenium, $o Das Para- $cenium. der hintere Zheil des Theatri mare, und ein Drt, mo die Actores $ich ankleideten, um die Zänze zu repetiren, mo auch die Machinen vermahret murden.

Nahe an denen Theatris hatte man all- 3. Die Spazier Gänge. gemeine Spaziergänge, einer Stade lang, melches ohngefebr 550. Schuhe mar. Sie maren mit Bäumen be$bet, und ganz um mit doppelten Gallerien be$chlo$$en, [0144]Vitruvii und iede $o breit, als die äu$$ere Säulen hoch maren. Denn die innmendige ma- ren ein Fünftheil höher als die äu$$ere, $ie maren auch nicht einerlen Drdens, denn die äu$$ere maren Dori$ch, und die inn- mendige Ioni$ch oder Corinthi$ch.

Die Alten baueten die Meerhäfen auf IV. Die Meerhäfen maren ent- meder na- türlich zmenerlen Art. An den natürlichen mach- ten $ie Portiquen oder rings herum Gal- lerien, mit Magazinen und Zhürnen an den äu$$er$ten Zheilen, damit man den Ha$en mit einer Rette be$chleiβen $unte. ober

Die tun$tliche murden au$ drenerlen tün$tlich, melche au$ Zerlen Art erbauet murden. Der er$te. Manieren erbauet, die er$ten be$tunden darinn, daβ man Bartardeaux oder einen llmfang don Holz dahin machte, ohne daβ man das Wa$$er in die$em Ein$chluβ genöthiget mare auszu$chöp$en, $ondern man murf den Stein und den Mörtel mit Pozolan angemacht nur $o, bund über Cct hinein, melches denn das Ma$$er aus die$er Umzäunung allgemach $o, mie es hinein gemor$en mar, heraus trieb, und hatten die Ber$icherung daben, daβ die$er Mörtel in dem Ma$$er hart und trocten murde.

[0145]Achitectur.

Ben der zmenten Manier baueten $ie Die lmente. Bâtardeau mit ordinari laimen, und baue- ten al$o in den Grund des Meers, nach deme das Ma$$er ausgepumpet mar.

Die dritte Art mare die$e, daβ $ie ei- Die dritte. nen Mole oder Dicten Zhurn an dem Uf- fer des Meers erbaueten, und $elbigen, nachdeme das Mauermerf trocfen mar, melches etma nur zmeen Monath Zeit er$orderte, in das Meer $türzten: die$e Moles denn in das Meer zu $türzen, baue- ten $ie $elbigen halben theils auf dem U$- fer Des Meers und halb auf einen Hü- gel - Sand, $o $ie am Uffer zu$ammen gebracht, die$er Sand murde durch Mauern $o expre$$e darzu gemacht, den Sand nur $o lang zu erbalten, biβ der Mole trocten, mornach $ie denn die$e Mauern mieder megri$$en, morau$ denn das Ma$$er auch den Sand hinmeg mu- $che, und der mehr gemeldte Mole fiel von $ich $elb$ten in das Meer hinein.

Die Bäder der Alten be$tunden aus V. die Bäder, $o diele ders $chiedene Theile hats ten. bielen Rammern, einige maren für Manns Per$onen, andere aber für das meibliche Ge$chlecht.

Einige die$er Zimmer oder Stuben Den Leib $achte zu ermarmen. maren $o eingericht, daβ $ie eine gelinde [0146]Vitruvii Märme hielten, um den Leib ganz $achte zu ermärmen, und $olchen dadurch zu grö$$erer Hiβc zu præpariren, und den SchmeiB zu treiben.

Das Schmib Limmer, $o lie Laco- Den Schmeib zu trciben. nicum genennet haben, mar gemölbet und rund, in Form eines Hintertheils des Bactofens, mit einer runden De$nung oben, $o durch einen ehernen Schild ge- dfnet und auch mieder ge$chlo$$en mur- de, die$er Schilo hieng an einer Rette, modurch die Hiβe dermehret oder der- ringert murde, und das nachoeme der Schilo au$ oder abgela$$en murde.

Ein einziger Dfen erhibte die Lufft, dab das Ma$$er durch die Di$po$icion der Drte, $o mehr oder meniger nahe daben maren, und durch den Boden unter $ich, die Zimmer unten her, meil der Boden hohl mar, heiβte.

Das Ma$$er murde auch auf ver- DabMa$- $er zu märmen. $chiedene Mei$e temperirt, und das durch die der$chiedene Situation der dren Ge- fäβ don Erβ, mo dann das Ma$$er don Sich zu ma$chen. einem zu dem andern gebracht murde, und die$e dren Gattungen Ma$$er mur- den durch der$chiedene Köhre in die Bä- der geleitet.

[0147]Architectur.

Die Academien der Alten haben $ie VI. Die Pale$tres, oder Rits ter$chulen hatten dies le der$chies dene Theis le, als: Pale$tres gehei$$en. Diβ maren Drt, mo die Lugend $tudirte und die Exerci- tia erlernete; und be$tunde aus dren Theilen, als aus dem Peri$tyl, dem Xy$te und der Stade.

Der Peri$tyl mare ein Ho$, $o mit I. Der Pe- ri$tyl hat- tezweyer- ley Art Gallerien. Gallerien oder bedectten Gangen umge- ben mar, und deren maren zmenerlen, als dren $imple und ein doppelter.

Die $implen $tie$$en an dren Corps Dren $imple. de Logis oder Haupt-Gebäude, $o mit vielen gro$$en Sälen ver$ehen, allmo die Meltmei$en ihre Di$putation und ihre Con- ferenz hielten.

Das Corps de Logis gieng längs der Eine doppelte. doppelten Gallerie fort, und ein Theil der Corps de Logis $chluge Hacten, be- $tunde auch in vielen Stücten für die $tudirende Lugend, und die Exercitia junger Leute, dann es maren Schulen, Bäder, Bad$tuben und Ballen$piele dar- innen angeordnet.

Der Xy$tus mar ein Drt mit Bäu- 2. Der Xy$tus hatte zmenerlen Gallerien. men be$eβet, und ringsum mit Galle- rien gezieret, der Gallerien maren zmen- erlen.

[0148]Vitruvii

Gs hatte eine doppelte, $o an das Einedop- pelte. Corps de Logis an$tie$$e, an melches die doppelte Gallerie des Peri$tyls angehängt mar.

Die Simple hatten lmo Seiten lin- Zwen $impie. ter die$en $implen Portiquen oder Bo- genmert fande $ich ein in etmas einge- grabener Weg $icb da zu exerciren, das übrige die$er Bügen mar Rechts und Lints erhoben, damit in der Zeit, da man $ich in den tieffen Megen exercirte, andere oben $paβeren gehen tunten.

Der Plab $o mit die$en drenen Bo- Ein Plan mit Bäus- men be- $eβt. genmert be$chlo$$en, mar mit Bäumen be$eβt, gleich den Alléen mo die Ringer in Minterszeit, mann es $chön Metter mar, $ich exercirten.

Das Studium mar neben an dem 3. Die staden oderRenns babn hat- te zmen Theile, nemlich die Trep- pen der Zu$chauer. Der Plaβ für das Exerci- tlum im Zau$$en. Peri$tyl und dem Xy$tus. Gs mare eine Allée von 550. Gchuhen, auf einer Sei- te mit dielen Treppen ver$ehen, die mie ein Theatrum formirten, lang, und an beeden Enden bengebogen; die$e Trep- pen maren $ür diejenige, $o den Athleten oder Ringern zu$chaueten, gebauet.

[0149]Architectur. Das 2. Capitel. Bon den be$ondern Gebäuden. Gr$ter Artitel. Bon den Hö$en ben den Häu- $ern.

Der Alten ihre Häu$er hatten fünf Gat- Die Nö$e ben den Näu$ern maren $ünferlen, als: Bier mit auslau$- fendem Dache, Zo$cana genannt. tungen Höfe, mo die mein$ten rings- um mit einem auslauffenden Dach, mo- ran Rinnen, um alles Ma$$er von den Dächern zu $ammlen, bedectr maren.

Die$er Höfe mit auslauffenden Da- chen, maren viererlen; die er$te Gattung hie$$e To$cana, die$er Hof mar mie mit einem auslauffenden Bordach umgeben, fo auf vier Hölzer $tunde, mit Stuβban- den in den Ccten, und die Balten ben dem Zu$ammenlauffen erhielten.

Die zmente Gattung murde Corin- Die Cos rinthi$che. thi$ch genannt, hatte eben $olche Balten, $ie maren aber etmas entfernter von der Mauer als die in den To$cani$chen Hö- fen. Cs murden auch die Balten von Säulen getragen und unter$tütuet.

Die dritte Manier hie$e Tera$tyl, Der Te- tra$tyl. meil die Balten nur durch dier Säulen getragen murden, melche an $tatt der [0150]Vitruvii Stuβbande, $o an dem To$cani$chen ma- ren, dieneten.

Die oierte Vlrt hie$$e, gemolbt, meil der Det ges mölbte. ganze Auslauf (Saillie) ringsum durch das Gemölb getragen murde.

Die fünfte Gattung Höfe hattelteinen Auch ein offener. Bor$prung oder Bordach, und i$t ein offener Hof genennet morden: die$e hat- ten Rinnen auf der Mauer das Ma$$er zu $ammlen, über melcher das ganze Ge$imms, $o die Rinne bedectte, hergienge.

Zmenter Artitel. Von den Ve$tibules oder Vor- plaβ.

Der Vlten H{ao}u$er hatten gro$$e uno Die Pro- portion der Ve$ti- bulen murde au$ drenerlen Art ge- nommen. I. Thre Länge ge- gen der Breite mar dren- erlen. Die er$te. Die zmen- te. magni$ique Borpläβe; $o jezumeilen zu hundert Schub lang und $echzig Schuh breit maren, und murden durch zmo Rei- hen Säulen getragen und gehalten, $o zmo Seiten oder Flügel ausmachten.

Die Proportion ihrer Breite gegen der Länge mar drenerlen. Die er$te mar, daβ mann die Länge in fünf Theile ge- theilet morden, die Breite dren dabon be- tame. Die zmente mar, daβ man die länge in dren Theilte und zmeen davon der Breite gab. Die dritte aber mar die$e, daβ man ein Quadrat formirte, [0151]Architectur. und die Diagonal zur Länge nahm, Die Seite Des Quadrats aber zur Breite.

Die Hdhe mar Der Länge gleich, unb II. Ihre Länge ges gen Der Hdhe. Das von Pfla$ter an, bi{$s} zur Decte, mel- che über Die Balcten ein Siebentheil Der ganzen Hdhe binauf gienge.

Die Proportion, $o Die Allée, melche in III. Die Mitte Der Allée ges gen Den Seiten. Der Mitte zmi$chen Den Sàulen mar, mit Den Flùgeln hatte, mar nach Grö$$e Der Borplabe unter$chieden; Dann je grö$$er Die Ve$tibules maren, je $chmähler maren Die Seiten Des Gebäudes, und das nach Proportion Der mittlern Allée; al$o Daβ, wann Das Ve$tibule hundert Schuhe lang war, $o hatten Die Fiügel nur das fünfte Theil Davon zur Breite; und mann $ie drey{$s}ig maren, $o hatten $ite den dritten Theil davon.

Dritter Artifel. Bon den Sälen.

Die Allten hatten drey Gattungen Es maren dreverlen Säle, alb: Die Eorin- thi$cbe. Säle, als Die Eorinthi$che, Die Egnpti- $che, und die Enziceni$che.

Die Eorinthi$cbe hatten ringsum Säu- len an Der Mauer, und Die$e Säulen tru- gen Die Decf, die wie ein derdrucftes Se- wẅlb formirt ware.

[0152]Vitruvii

Die Egypti$che Säle hatten ihre Säu- Die Egn- pti$che. len von Der Mauer entfernet, und Das auf die Art eines Peri$tyls, worauf nuc ein Architrave vhne Fri$e und Corniche ge$e{$s}tmar. Auf Die$em Architrave $tunde ein andere Reihe Säulen, zmi$chen mel- chen Die Fen$ter - Defnungen maren. Der Plancher oder Die Decte, $o von den Säulen bi{$s} zur Mauer reichte, diente äu$- lich an $tatt des Terra$$e,

Die Fcziceni$che Säle hatten die$es Die Ens ziceni$che. be$onder, da{$s} $ie gegen Norven gedrebet waren, und funte man von da aus in die Särten feben: $ie waren $onderlich bey Den Sriechen im Sebrauch.

Die Proportion der Säle war die$e, Die Pro- portion der Sàle. die Länge hatte zweymahl die Breite; mas die Hdhe betrifft, $o wurde die$e Regel beobachtet, da{$s} um die Hdhe aller Zimmer, $o länger als breit waren, zu ha- ben, man die Lànge und Breite zu$am- men nahm, davon die Helffte zur Hdhe gegeben murde.

Die Zimmer, $v dierectigt waren, hat- ten zur Hdhe die Breite ein und ein halb mahl.

[0153]Architectur. Bierter Artitel. Bon der Austheilung der Zimmer bey den Alten.

Die Römer und, Griechen hatten nicht Die Aust theilung der Zim- mer mar nicht einer len ben bert Griechen und Rd- mern. einerley Eintheilung, mas die Zimmer und Appartemens belanget. Dann die Römer hatten, wie $chon ge$agt Höfe und Ve$tibules, welches $ich aber an den Grie- chi$chen Häu$ern nicht fand, $ie hatten nur einen Sang oder Allée, fo eng und $chmahl genug mar, modurch man in ei- nen Peri$tyl fam; die$e Allée hatte auf einer Seiten des Pförtners Stúblein, auf der andern aber maren die Pferd- Stálle.

Die Wohnungen die$er beeden Ratio- Die Gries chen bats ten drert erlen Ap- parte- mens, als Der Mán- ner und Der Meis ber. nen mar annoch in die$em unter$chieden, da{$s} die Zimmer oder Wohnungen der Weiber ovn denen der Männer abge$on- dert maren, $o da{$s} $ie auch be$ondere Dr- te zum $pei$en hatten. Dabey es auch noch Zimmer $u re$erve $ür die Fremde gab, Welche $ie dahin logirten, und auch den er$ten Tag ihrer Antunft $pei$eten.

[0154]Vitruvii Daβ 3. Capitel. Handelt von Sachen, Die $o $oohl zu gemeinen als Privat-Gebäu- den gehören. Er$ter Arti$el. Bon Wa$$erleitung zu den Brunnen.

Gs i$t eine michtige Sach, die Ma$$er Der Alten Manier das Wa$- $er abzu- mägen. zu leiten und abzuwägen, wodurch man er$abren fan ob das Wa$$er an den Drt, wohin man es berlangt, zu bringen $eye. Die Alten gebrauchten ein In$tru- ment darzu, $o $ie Chorobat nannten, wel- ches durch Wa$$er und durch Bley diri- girt wurde, wo allenfalls wegen des Win- des das Bley nicht zu gebrauchen war.

Sie leiteten das Wa$$er auf dreyerley Sie leite- ten $ol- ches durch drenerley Eanäle. Art, durch Eanäle oder bleyerne Rohr, oder auch Robr von Ha$ners Erden.

Sie gaben die$er Wa$$erleitung auf hundert Schuhe Länge, und einen balben als: Schuhe Fall; und wann Berge darzwi- $chen $tunden, $o baben $ie $elbige durch- miniret und Di$tanz - wei{$s} Zöcher, gleich den Bronnen durch den Berg hinauf oder be$$er zu $agen von oben herat gegraben, um Zufft zu betommen.

[0155]Architectur.

Die bleyerne Rohr waren wenig$tens neun Schuhe lang, und wurden von zu- $ammen gebogenen Platten von ver$chie- dener Dicte gemacht, und zwar nach Pro- portion der Dicte des Robrs: Man gab auch die$en Röhren den benöthigten Fall, und $o $ich unter Wegs einiges Thal ereignete, ebneten $ie $olches Durch Mauer- wert. Wann aber allenfalls di{$s} Thal zu breit war, lie$$en $ie die Rohre Berg ab- und dann wieder Berg auf$teigen, $ie machten auch Di$tanz - wei{$s} Lufftlöcher, damit die Lufft heraus funte, dann auch Spünte, um nach den Rohren $ehen zu $ön- nen, wann etwa was daran mangelte und an welchen Drt es $eyn möchte.

Die Hafners - Robr waren zween Fin- Durch Hafners- Rohr. ger Dict: und murden durch Ralch mit Del angemachtes, zu$ammen ge$ügt: wann $ie aber einen Hac$en formiren mu- $ten, nahmen $ie einen rothen Fel$en$tein, $o $ie durchbohrten, damit die zwey Fn- de der Röhre dahinein funten gebracht werden.

[0156]Vitruvii Zweyter Artifel. Bon den Bronnen und Ci- $ternen.

Man hat wahrgenommen, Da{$s} die un- Die Bor- $tchtigtelt, $o die Al- ten ge- brauch- ten, im Bronuen- graben. terirdi$che Gewä$$er ö$ters bö$e Eigen- $chaften an $ich haben, und Dün$te von $ich geben, die capable $ind diejenige, $o da arbeiten, zu er$ticfen. Die Alten aber hatten die Bor$ichtigfeit, da{$s} $ie eine bren- nende Ampel hinunter lie$$en; erlö$chte dann die Ampel, $o war es ein Zeichen, da{$s} das Wa$$er bö$e Eigen$cha$ten an $ich hatte.

In dem Ci$terne machen wurde das Im Ci- $tern ma- chen. Wa$$er unter dem Boden in Sammel- fä$ten re$ervirt, woran die Seiten-Mau- ern und der Boden mit $ehr $tar$em Mör- tel don rauhem Sand mittelmä{$s}iger Rie- $el$teinen, da alles wohl ge$tv$$en war, und recht$chaffen unter einander gearbei- tel worden, erbauet. Sie machten da- bey diele Sammelfö$ten, aus welchen das Wa$$er aus einem zum andern fort- gehen funte, damit der Schleim ganz und gar in den er$ten derbliebe. In die- $es Ci$terne-Wa$$er thaten $ie Salz, da- mit $elbiges $ubtiler wurde.

[0157]Architectur. Dritter Artifel. Bon den Machinen, womit Steine und andere La$t in die Höhe ge- bracht wurde.

Cte$iphon und Matagenes $ein Sohn, BauiMa- ehinen zu- zwenerley Ziel und Ende, nemlich; I. Die Steine mit beyzu- bringen, die waren formirt. I. Cn- lindri$ch. beede Baumei$tere, des Tempels zu Ephe- $en, haben Machinen erfunden, womit $ie Säulen und Architraven beybrachten, die$e, $o die Säule mit beyzubringen ge- macht war, war, eine Gattung. Rab- men, nach der Säulen Länge eingericht, in deren Fnde man gro$$e ei$erne Rägel eingela$$en, welche in die zwey Ende der Rahmen eingemacht, und als Are ibre Würtung thaten, die Säule aber $elb- $ten dertratte die Stell der Räder: und thate die$e Sach ihre Würtung $ehr wohl, und das weil die Gelegenheit des Drts gar zu bequem darzu war, indeme pur chen Feld $ich da fand.

Die zweyte Machine die Architraves 2. Langes Quadrat. mit herbey zu bringen, war eben die$e Rahme, $v zwey Räder an jedem Ende hatte, $o den Architrave hielten, und als Aren ihre Function thaten.

[0158]Vitruvii

Man erfande auch eine dritte Machine 3. Die Eubi$che. einen gro$$en Stein der die Ba$is oder den Fu{$s} der Collo$$ali$chen Statua Apollons abgeben $ollte, wit beyzubringen. Die$er Stein war zwölff Schuhe lang, $üuf und ein halben dicf, auch $ieben und ein Drit- tel breit, und durch zwey gro$$e Räder, $o Durch Schindeln zu$ammen gemacht, befe$tiget, und, da $ie wie eine Laterne ausmachten, don ihnen gehalten wurde. Um die Schindeln $chluge man gro$$e Sailer; woran Dch$en zum Ziehen ge- $pannet wurden. Derjenige aber $o $ich unter$tanden durch die$e Machine den grö$ten Stein beyzubringen, hat nicht reu$$irt, denn, weil die Och$en die$e gro$$e Cailer nicht wit gleicher Force anzlehen kunten, $o gieng die Machine nimmer gerad für $ich.

Was nun die gro$$e La$ten betrifft $ie II. Ma- chinen, die gro$$e Stei- ne in die Höbe zu bringen. und zu $e- βen, waren drenerlen, als: aufzuheben, $o waren darzu dreyerley Machines; die er$te be$tunde aus drey Stucf Holz, die oben mit einem Za- pfen oder Ragel zu$ammen gehalten wa- ren; Die$e Hölzer wurden unten aus- einander ge$tellt, zwey $tunden an einer Seiten, und das dritte gerad über. Die- I. Die $o $ich $pann- ten oder anzogen. mit einer Walze. $e zwey hatten eine Walze mit einem Drehe-Sreu{$s}, welche ein gro$$es Sail, $o in einen Fla$chen-Zug mit drey Rer- [0159]Architectur. ben eingela$$en; der Theil denn mit zwo Rerben ware oben an der Machine fe$t ge- wacht, derjenige Theil aber mit einer Rer- be, wurde an der au$zuhebenden La$t an- gemacht.

Die zwente Machine ware $tärter als 2. Die $o durch ein Rad und eine Wino- ge$pannet wurden. die er$te, indeme die Rerben des Fla- $chen-Zugs dermehret wurden, und an $tatt der Walzen und Stern, hatte $elbi- ge ein gro$$es Rad, woran der Welt- baum war, der das gro$$o Sail, $o durch die Rerben gienge, zuge; ein anders gro$- $es Sail war um das Rad ge$chlungen, und durch eine Winde angezugen. Und man machte auch zuweilen das gro$$e Rad hohl, damit Men$chen darinn ge- hen funten.

Die dritte hatte ein langes und $tar- 3. Die $o durch Men- $chen ange- zogen und ge$pannet wurden. fes Holz, welches durch gro$$e Sailer, als wie der Ma$thaum eines Schiffs, gehalten wurde. Durch die$e Sailer funte man das bemeldte Holz hinneigen, wo man mollte, indeme man die Sai- ler einer Seiten nachlie{$s}e und auf der andern anzohe. Der Fla$chen-Zug, $o wohl der, $o an dem Holz, als der $o an dem La$t fe$t gemacht ware, hatte je- der drey Reihen Rerben, es waren drey [0160]Vitruvii an jeder Reihe, damit drey Sai$er durch gebracht wurden, welche nicht durch Walzen, oder Räder gedrehet wurden, $ondern durch die Men$chen, wo eine ganze Reihe an einem Sail zugen: da- mit aber die$es commode ge$chehe, $o mu$ten die drey Sailer, $o durch die le{$s}- te Rerbe des Fla$chenzugs giengen, $o an der Machine oben angemacht, jedes wie- der herunter in eine Rerbe gehen, $o in der Men$chen-Höhe war. Die$e Ma- chine hobe in der Ge$chwinde gro$$e La- $ten.

Bierter Arti$el. Bon den Machinen, womit das Wa$$er in die Höhe zu bringen.

Die$e Machinen waren diererley Gat- Es gab fünferley Machinen. das Wa$$er zu heben- als: tungen. Die er$te ware das hohle Rad, $o zweyerley ware. Das er$te eryob diel Wa$$er, aber nicht hoch, $ondern I. Des dohle Rab. $tieg nur bi{$s} an den Wellbaum, welches ein gro$$es Rad von Bollen gemacht wa- re, woran denn zween Gründe (Böden) von dem Centro bi{$s} an die Circumferenz in acht Theile getheilet war. Iede Se- peration hatte eine Deffnung einen hal- [0161]Architectur. ben Schuhe von der Circumferenz das Wa$$er zu $chöpfen, melches über den Wellbaum erhoben, durch Höhlungen, $o darein, gerad unter jeder Seperation ge- macht maren, abflo$$e.

Die zmeyte Machine mar ein Rad $o II. Ein Rad mit Rä$ten. das Wa$$er eben $o hoch hob als $ein Cirkel, und $olches durch Rä$ten, $o rings herum an das Rad fe$t gemacht maren, und das Wa$$er in eine allda $tehende Ruffe ausgo$$e, menn es mieder anfinge zu $inken.

Die dritte Machine mar eine Rette, III. Die Becher Retten, over Ret- ten, moran Becher ma- ren. moran Häfen fe$t gemacht maren; $ie mare doppelt, um die Häfen oder Be- cher zu heben und in die Höhe zu bringen, die mie ein Ro$enkranz aus$ahen, und auf den Wellbaum des Rads ge$etzt maren, $o im Auf$teigen $chöpfte, und im Rie- dergehen in die Ruffen $ich mieder aus- leerete.

Die vierte Machine mar eine Schrau- IV. Des Archi- medis Schraube. be, $o dem Archimedi zugeignet morden, obmohl Vitruvius den Erfinder nicht nen- net. Die$e Schraube be$tund aus ei- nem Stuck Holz $o in die Länge den Dia- meter $echszehenmal hielte; um die$es Stuck Holz machte man ein Stänglein vom Weiden-Holz krum herum, und $o [0162]Vitruvii mit Schiffdörr gepicht mar. Im Dre- ben murde $olches von einem Ende Die- $es Stuck Holzes biβ zum andern ge- leitet: au$ die$em Stänglein murden $o viele andere fort gemacht, biβ daβ $olches mie eine Stiegen Mu$chel heraus kame, mo die Lähne im Aufgehen $ich herum ziehet. Rach die$ren denn murde die$e Schraube mit dicken Brettern, $o inn- mendig gepicht ringsum zugemacht, und mit ei$ernen Reifen mohl angezogen. An die beede Ende die$er Machine niachte man $tarke Ei$en, $o in einer Pfanne giengen, um die Machine in Bemegung zu bringen, $o viel Wa$$er $chöp$te, aber nicht hoch in die Höhe brachte. Die Machine murde nach der grö$ten Seiten des Pythagoras Triangel recktangel $chreg ge$tellt, movon hie vornen bey Treppen- Wangen oder Rampes ge$prochen mor- den.

Die vierte Machine mar Cte$ibii Pum- V. Des Cte$ibius Pumpe. pe: und be$tunde aus zmen Stuck Pum- pen in melchen, menn man die Stempfel aufzoge, das Wa$$er mit gehoben murde, und trucktens denn im Riedergehen in ein Rohr, $o unten an die Pumpe gelöthet mar: denn das Wa$$er murde durch das Anziehen des Stempfels gezmungen $ich in das Rohr einzuziehrn, und durch die Oefnung, mo es eingienge, kun@e es nicht [0163]Architectur. mieder hinaus, meil $ich im abtrucknen das Ventil $chlo$$e und das Wa$$er $perr- te; die$e zmen Rohr giengen in ein anders hohles Rohr, $o auch Ventil hatte, damit das Wa$$er nicht mieder zurnck in die Pumpe gehen kunte, und die$es hohle Ding, $o die Franzu$en Tambour oder Trommel nenneten, hatte mieder ein Rohr, das Wa$$er $o hoch zu treiben, als man verlangte.

Alle die$e Machinen das Wa$$er in die Höhe zu bringen, murden durch Men$chen- Arm oder durch Räder an einem Fluβ ge- trieben.

Fünfter Artikel. Von den Getrand-Mühlen.

Die Wa$$er-Mühlen für das Ge- Der Alten Wa$$er- Mühlen maren den un$erigen gleich. trayd hatten ein gro$$es Rad, $o mit vie- len Schauffeln ver$ehen, und durch. die Gemalt des Wa$$ers umgetrieben mur- den. Der Wellbaum die$es Rads hatte mieder ein anders Rad $o ein Rammrad, und mit vielen Zacken ver$ehen mar, mel- ches den Trilles, $o eine ei$erne Stangen in der Mitte aufgehend hatte, auch oben mie eine Zimmer-Art formirt und an dem Mühl$tein ve$t gemacht i$t; morauf dann der Ra$ten, der mie ein Trichter formirt i$t, $tehet.

[0164]Vitruvii Sech$ter Artikel. Von andern Wa$$er-Machinen.

Man hatte noch viele andere Machi- Die Wa$- $er-Ma- chinen maren zmeners le@, als: nen, $o durch das Wa$$er getrieben mur- den, als da mar die Clep$y dre, die Or- gel und diejenigen modurch der Weg auf dem Wa$$er, $o die Schiff machten, ge- me$$en murde.

Die Clep$ydres zeigten die Stunden I. Die Clep$y- dres. durch das Wa$$er an, und das durch ein Ge$chirr, $o voll Wa$$er mar, und am Boden ein klein Löchlein hatte, dadurch das Wa$$er in ein anderes Ge$chirr ab- tropffete, $ich anfüllete und ein Stück- lein Pantoffel-Holz, $o darinnen an ei- nem Ende eines Rettleins fe$t gemacht und um einen Wellbaum gemickelt mar, $ich allgemach in die Höhe hobe, mie dann an dem andern Ende ein Säcklein mit Sand, etmas leichter als das Pantof- fel-Holz angemacht mar: indeme nun die$es Rettlein den Wellbaum umdrehete, $o zeigete eine Radel, die daran gemacht mar, die Stunden auf einem Zeiger.

Die Orgeln murden durch zmeen II. Die Orgeln. Stcmpffel, $o man iu Stiffeln auf-und abgehen lie$$e, getrieben; die Stempffel [0165]Architectur. druckten die Lufft mit Gemalt in einen umgekehrten Trichter, der in einer kupf- fernen Ri$ten, $o halb voll Wa$$er mar, $tunde; $ie druckten das Wa$$er und zmun- gens ringsum in der Ri$ten vder Ra$ten über$ich zu $teigen; melches dann mach- te, daβ $eine Schmehre, indeme $olches gezmungen murde in den Trichter einzu- gehen, und die Lufft in die Rohr ein- triebe, und das Springen des Wa$$ers verur$achte, indeme $olches eben die Wür- kung hatte, mie die Blaβbälge an un- $ern Orgeln.

Sie pflegten ihre Weg, $o die Schiff II. Machi- nen die Weg zu Wa$$er und zu Lande zu me$$en. I. zu Wa$$er. zu Wa$$er machten, durch Mühlen, $o am Schiff beve$tiget maren, zu me$$en, und das durch die Schauffeln, die den Wi- der$tand des Wa$$ers fanden, und $o bald die Schiff fort $egelten, gedrehet murden. Der Wellbaum die$er Mühl hatte einen Zacken, der im umgehen des Rads, eine Ramme eines gro$$en Rads ergriffe und fort ruckte, und die$es ein anders, und die$es mieder ein anderes, melches durch einen Zeiger andeutete mie oft die Mühl oder das Rad umgangen, modurch man dann gar leicht berechnen kunte, mie viel Ruthen oder Meilen man gerei$et $eye.

[0166]Vitruvii

Sie gebrauchten eben die$e Machine 2. Zu Lande auch zu Lande, indem $ie die$elbe an die Rabe eines Rut$chen Rads anmachten, und durch einen Zacken, modurch viele andere Räder, eben als mie ben der vo- rigen Machine, getrieben murden, An dem letzten aber mar ein Zeiger, $o die Ruthen und Meilen bemerkte. An die- $er Machine mar auch eine Gattung von Zehlrad, $o zu jeder Meile, $o die Rut- $che fortgegangen einen Rie$el$tein in ein ehernes oder metallenes Ge$chirr fallen lie$$e, damit man mu$te, daβ man ein@ Meile gerei$et.

Siebender Artikel. Von denen Rriegs-Machinen.

Die Rriegs-Machinen der Alten die- Es gabe drenerlen Rrieges- Machi- nen, als: neten zu dren Haupt-Sachen, $ie maren zu Bogen $chie$$en, als da maren die Scorpionen, oder Pfeile, die Catapulten, oder Stein zu Merffen, die Bali$ter, oder auch glüende Dolchen, die Brand$chiff, oder auch Mauerbrecher; oder auch ver- deckter zu denen Mauern zu kommen und auf den Wall zu $teigen, dazu maren die $ogenannte Schildkröte und die hölzerne Thürne zu gebrauchen.

[0167]Architectur.

Die Scurpionen maren gro$$e Bö- I. Abzus $chie$$en. gen, derer man $ich die Mauer zu ver- mahren und zu defendiren gebrauchte, de- ren auch die Belagerer $ich bedienten, mann $ie aus den hölzernen Thürnen au$ I. Die Pfeile. die Belagerte, $o den Wall be$chützten, $cho$$en.

Die Catapulten $cho$$en Wurf$pieβ, 2. Murff- $pieβ. $o zmölf bitz funfzehen Schuhe lang ma- ren: $ie be$tunden aus zmeen zu$ammen gefügten Bäumen, gleichmie zmeen Ma$t- Bäume eines Schiffs, melche, mann $ie durch cinen Ha$pel angezogen murden, $ich bogen, Die$e Bäume al$o ge$pannet, $chlugen Zu$ammen, und $cho$$en den Wurff$pieβ hinaus. Sie murden beede durch eine Corde oder Sail, einer aber nach dem andern ge$pannet. Die$e Sai- ler aber maren, mie die Saiten von Därmen gemacht; damit aber derjenige, $o die$e Machine dirigirte, ver$ichert mar, daβ die zmeen Bäume, $o einer, mie der ander ge$pannet und angezogen mar, $o erkannte er es aus dem Rlang der Saiten oder Schnur, und mann das obere Ende biβ zum Capitäl der Machine beygezogen mar, mo dann $elbige mit einem ei$ernen Ragel ve$t ge$tellt murden, die man aber, mann man abdrucken molte, mit einem Hammer mieder aus$chluge, moran eine [0168]Vitruvii Walze $o durch ein excentri$ches Stück gienge, durch de$$en Mittel man das ei- ne Ende der Bäume auf und ablie$$e, dadurch die Spannung zu ver$tärken oder zu verringern, nachdeme der Machinen- Mei$ter $olches für gut oder nothmendig befande, und die$es durch die Saiten, modurch die Bäume ge$pannet maren, melche einen gleichen Rlang haben mu- $ten, mann die Bäume $olten gleich ge- $pannet $eyn. Siehe Fig. II.

Die Ballä$ter murden eben $o mie 3. Steine. die Catapulten ge$pannet, an $tatt der Wurff$pi$$en aber murden Steine dar- aus gemorffen.

Die Brand-Machinen maren Spieβe, 4. Glüen- de Dol- chen. moran man eine brennende Materie be- ve$tigte, melche, $o man $ie ab$chie$$en molte, angezüdt murde, um die Rriegs- Machinen oder Schiff damit zu verbren- nen.

Der Wieder diente die Thürne und II. Zum Mauern ruiniren, dieneten I. Die Mied@r. Mauern damit durchzubrechen und Breche zu machen. Die$es nun mare ein gro$$er be$chlagener Balken, $o am Ende recht $tark mar; die$er Balke murde in der Mitte frey aufgehangen und mit gro$$er Gemalt an die Mauern ge$to$$en.

[0169]Architectur.

Der Mauerbohrer mar dem Wieder 2. Die Mauer- bobrer. nicht viel ungleich, es mar ein am Ende mit Ei$en be$chlagener Balke, das Ei$en aber mar $pitzig, damit de$to behender einen Stein aus der Mauer zu $to$$en, und in viel Stücker zu zertrümmern, auf daβ, mann der Wieder hernach käme, und auf die andere Steine $tie$$e, $o um die$es Loch herum maren, $ie al$obald durch des Wieders An$toβ abfielen.

Die Schildkröten maren gro$$e, mei- III. Ber deckt an die Mauer zu kom- men. te und niedrige hölzerne Thürne, melche auf $echs over acht Rädern fortgeführet murden: $ie maren mit fri$chen Och$en- Häuten bedeckt, damit ihnen das Feuer I. Die Schild- kröten. nicht $chaden kunte. Ihr Gebrauch gieng dahin, diejenige, $o $ich der Mauer nä- herten, um $elbige zu ruiniren, oder durch den Wieder durchzubrechen, zu be- decken.

Die hölzerne Thürne dieneten, die 2. Die hölzerne Thürne. Belagerer $o hoch, als die Stadt-Mau- ern, in die Höhe zu bringen, um die Belagerte durch Pfeile, und mit denen Scorpionen zu verjagen, und dann auf Ablaβ-Brückten hinüber zu pa$$iren, die- $e Thürne maren jezumeilen hundert und achtzig Schuhe hoch, und mit acht Stock- [0170]Vitruvii Architectur. merken ver$ehen, murden eben als mie die Schildkrotten-Machinen mit fri$chen Och$en-Häuten bedeckt; und mit hun- dert Mann ver$ehen, die $o mohl die Machine in Bemegung zu bringen, als auch auf die Belagerte zu $chie$$en beordert maren.

[0171] Erinnerung.

Man hat nachge$etzte Figuren als die noth- mendig$ten um den Vitruvium de$to be$$er zu be- greiffen, beyge$etzt. Nemlich diejenige, $o zum Begriff der Regeln, morzu die Baukun$t für die Gebäude anmei$et und zu un$erm Gebrauch die dienlich$te $ind. Die Figuren, $o zu andern Sa- chen gehóren, und Vitruvius dannoch behandelt, zur Architectur aber nicht gehóren, $ind hier aus- gela$$en. Man hat nur von jedem Ge$chlecht ei- nes $o zum Erempel dienen kan, angeführet, als eines für alle Tempeln, eines für die Theatra, und eines für alle Machinen.

NB. Ob auch $chon nicht alles, $o in die$em Tractat enthalten, heutiges Tages mehr bräuchlich i$t, $o geben $elbige dannoch ein Licht und eine Erinnerung der Sa- chen.

[0172] )o( Explication des er$ten Kupffers.

Die$es Kupffer enthält die $iebenerley Mauermerk der Alten. A. i$t die er$te, melche $ie R eticulatum gehei$$en, und mill $o viel $agen, als Netz oder Schleiffen, und murde megen der Zu$ammenfügung der Steine al$o benennet, melche eine Figur aus- machten mie ein Netz. BB. I$t die zmeyte In$ertum genannt, und will $o viel $agen, als bund, weil die Steine, einer in den andern eingebunden waren, als zween unten und zween oben. CC. i$t die dritte, $o die Griechen be$onder oder allein hatten. Mankönnte $ie doppelte Verbindung nennen, weil die Verbindung nicht allein an einem Haupt, $ondern an zwey Häu- ptern $ich bindet, vermittel$t der Binden. III. D. die vierte I$odomum genannt, weil die Steine oder Ouader eine Höhe haben. E. i$t die fünfte P$eudi- $odomum genannt, weil die Steine oder Ouader nicht in einer Höhe waren. FF, GG, H, i$t die $ech- $te Art, Emplecton genannt, die$e i$t auswendig mit Ouader oder $on$t gro$$en Steinen ange$etzt, in der Mitte aber ordentlich mit kleinen Steinen ausge- mauert. FF. $ind die Stein $elb$ten, $o das Haupt machen. GG. i$t in der Mitte mit kleinen Steinen ausgemauret. H. i$t der Bewurff zum Haupt. K. i$t die $iebende, $o man componirte oder ver- klammerte nennen kunte, weil die Häupter von Ouader, das Mittlere aber mit ordinari Steinen ausgemauret, und die Häupter $ind verklammert. Die$es Blat hat $einen Verhalt mit pag. 42.

[0173] )o( Explication des Zweyten Kupfers.

Die$es Kupfer mit dem folgenden, enthält die fünf Ge$chlechter des Gebäudes AA. i$t der Pyeno$tyl, nemlich wo die Säulen $ehr nahe an einander $tehen, indeme die Zwi$chen-Säulung nur ein und ein halb Diameter der Säulen i$t. BB. i$t der Sy$tylus, und will $o viel $agen, wo die Säulen $cheinen an einander zu $tehen, und die Zwi$chen. Säulung nur zween Diameter hat. CC. i$t der Dia$tylus, wo die Säulen entfernet $ind, und die Zwi$chen-Säulung drey Diameter hat. DD i$t der Areo$tyl, wo die Säulen rar $ind. Er hat keine gewie$e Proportion: Man hat in der Figur der Zwi$chen-Säulung vier Dia- meter gegeben, und kan mehrers haben. Die Art hei$t Eu$tylus, i$t in dem dritten Riβ. Die- $es verhält $ich mit pag. 70.

[0174] )o( Explication des Dritten Kupfer-Blats.

Die$es Kupferblat enthält den (Plan) Grund- riβ und Auftrag der fünften Art oder Ge- $chlechts zu bauen, Eu$tyl genannt, wo die Säu- len einer commoden Proportion ausge$tellt $ind, als wie in vorgehenden. Die Zwi$chen-Säu- lung hat allenthalben zwey und ein Viertels Dia- meter, ausgenommen hinten und vornen, wo $ie drey Diameter haben. Die$es hat $einen Ver- halt mit Pag. 72.

Man bedienet $ich die$es Grundriβ deβwegen, damit man die ver$chiedene Theil, woraus der Alten Tempeln be$tunden, zeige. AA. $ind die lange Seiten, $o aus Gallerien be$tehen, und die Säulen einer Seiten und die Tempel-Mauer an- derer Seiten haben. B, die$er Theil Pronaos ge- nannt, das i$t Vor$chopf, Vorhof etc. C, hei$t Po$ticum, das i$t $o viel, als der hintere Theil des Tempels, D, hie$e Cella, das i$t, das inwendige des Tempels. Die$er Plan erhält $einen Bericht pag. 102.

[0175] )o( Explication des vierten Kupfers.

Die$er Riβ enthält den Grundriβ (Plan) und den per$pectivi$chen Auftrag eines Tempels, Hexa$tyl und P$eudodipter, das i$t, daβ er $echs Säulen an der vordern und an der hintern Fa- ciata habe, und hat nur eine einfache Laube oder Vor$chöpf, die aber $o breit $ind, als die zwey Portiquen an den Tempeln, $o $ie doppelt haben. Die$er Grundriβ und Auftrag kan zum Erem- pel anderer Tempeln dienen, welche, was die Haupttheile betrifft, in vorigem Riβ $chon expli- cirt $ind, und $ind die$em gleich, als wie da $ind der Peripter, der Dipter und Hyperthre, $o in nichtts als an der Säulen Zahl differiren, oder andern die$er Natur Um$tänden.

[0176] )o( Explication des fünften Kupfers.

Die$er Riβ enthält die Proportion des To$cani- $chen Ordens. AA, i$t die Ba$is der Säule, hat einen halben Diameter der Säule an der Hö- he; $ie i$t in zwey gleiche Theile getheilet; der un- tere Theil i$t für die Platte oder Tafel I; der obe- re Theil K, i$t für den Rund$tab und das Plätt- lein. BB, i$t das Capitäl, de$$en Höhe der Ba$is gleich i$t. Man theilts in drey Theil, der er$te Theil L. i$t zum Halβ $amt Plättlein und Stab. Der zweyte M. i$t für den Halbrund$tab. Der dritte N. i$t für die Platte. C. i$t einer von den Balken, $o den Architrave ausmacht. EE, $ind das was unter dem Balken oder Architrave i$t, welche $ich nach dem Diameter der Säule richten, $o mit D. angemerket. F, i$t eine Schlie$$e mit dem Schwalben-Schwanz, $o die zween Balken zu$ammen hält. G. i$t die kleine Mauer, $o an $tatt des Fries angemerkt. H, die Corni$ch. Die- $er Riβ hat $einen Verhalt pag. 82.

[0177] )o( Explication des $ech$ten Riβ.

Die$er Riβ enthält die Ptoportion des Dori- $chen Ordens. AB, i$t der Durch$chnitt des Schaffts der Säule: Die$er Durch$chnitt $tellt zweyerley Aushöhlungen $o den Dori$chen Orden gemein $ind, vor. Die Helfte hat die Aushöh- lung nur in gerader Linie, ohne Ausgrabung. B, i$t die andere Helfte, $o die Aushöhlung ganz $eicht hat, und nur ein Viertel Zirkel ausmachen, $ie werden durch ein Quadrat Lit. C. formirt, da- ran die Seiten einander gleich find. D. E. F. i$t das Capitäl in drey gleiche Theile getheilet. D. i$t der Halβ. E, der Halbrund$tab und Plättlein. F, i$t die Platte. G, i$t der Architrave. H. die Triglyphen oder Drey$chlitz. l, die Metopen. K, die halb Metopen. L, die Corniche. M, die $echs Tropfen, $o unter den Triglyphen $eyn. NO. $ind die Tropfen, $o unter der hangenden Platten gerad über den Triglyphen $tehen. Die$es i$t er- klärt pag. 84.

[0178] )o( Explication des $icbenden Riβ oder Kupfers.

Die$es Kupfer enthält die Proportion des Ioni- $chen Orden@ und der Atti$chen Ba$is. A i$t die Platte der Atti$chen Ba$is welches der dritte Theil der ganzen Ba$is i$t, BB $ind die zween Rund- $täbe die$er Ba$is, der obere i$t der vierte Theil des übrigen, wenn die Platte hinweg i$t. Der unter i$t die Helfte de$$en, was noch übrig, und die ander Hel$te i$t der Scotie oder hohle Einziehung C. D, i$t die Platte der Joui$chen Ba$is, $o den drit- ten Theil der ganzen Ba$is hat. E, i$t der gro$$e Rund$tab, $o drey Theil von $ieben hält, wenn man theilet, was noch re$tirt: Die vier andern $ind für zween Scotie und die Stäblein, $o zwi- $chen dem Rund$tab und der Platten $eyn. F. i$t das Capitäl, de$$en Proportion in dem 8ten Kupfer $att$am explicirt GHIK, i$t der Architrave, $o vier Theil hat, als die er$te Platte mit G, die zweyte mit H, die dritte I, und das Carnis K. L. i$t das Fri$e. M. N. O. P. Q, i$t die Corniche. M, i$t das er$te Carnis. N, die Zahn$chlitze, O, das zweyte Carnis. P, i$t die hangende Platte mit dem kleinen Carnis. Q, i$t das gro$$e Carnis. Die$er Riβ zeigt $ich pag. 89.

[0179] )o( Explication des achten Kupfers.

Die$es Kupfer enthält die Proportion des Io- ni$chenCapitäls, de$$en man hier nur die Helfte $iehet. AB. i$t die Helfte der obern Platte, welche $ich nach dem untern Theil der Säule richtet, wo die Helfte B. 18. bemerket. Dann wann die Säule unten in achtzehen Theile getheilet, gibt man den obern Platten neunzehen. AC i$t der Einzug, den man an dem Eck A. zu machen hat, um die Linie CD. zu ziehen, durch welche das Aug der Volute deter- minirt wird. Die$en Einzug zu machen, nimmt man ein und ein halben Theil den zwölf Theilen der Linie EF. des ganzen Capitäls; die$e Höhe i$t gleich der Helfte der obern Platte des Capitäls. Die$e ange- merkte Höhe CD. in neun und ein halben Theil ge- theilet, ein und ein halben davon dem Carniβ und Plättlein auf dem Capitäl, und vier und einen hal- ben von dem Carniβ an biβ an das Mittel des Augs, $o mit der Linie GH, durch$chnitten gegeben. Die Zahlen 1. 2. 3. 4. $ind die Centra der vier er$ten Viertel der Schnecken; die vier zweyte und die vier dritte (dann die Volute hat zwölf) werden an den Diagonalen 1. 3. und 2. 4. genommen, HI. i$t der Stabe oben an der Säule, $o dem Aug der Schnecken gerad übergehet. KK. $ind die Oven oder halbrund Stab. L. i$t die Are der Schnecken. MM. der Gurt, des Seiten-Theils der Schnecken. Die$es Kupfer berufft $ich auf pag. 90.

[0180] )o( Explication des neunten Kupfers.

Die$es Kupfer enthält die Proportion des Co- rinthi$chen Capitäls, welches auch den gan- zen Unter$cheid $o unter dem Ioni$chen und Co- rinthi$chen Orden i$t, an Tag leget, welcher nach Vitruvio keine andere Ba$in, keinen andern Schafft, und keinen andern Architrave, Fri$e und Corniche hat, als der Ioni$che Orden. A. i$t das Corinthi- $che Capitäl, welches nach Vitruvio den Diame- ter der Säule unten, zur Höhe hat. B. i$t das Capitäl des Pantheons, $o ein Siebentheil höher i$t, nemlich der Dicke oder Höhe des Ge$immsleins au$ dem Capitäl. CD. i$t die Höhe des Capitäls in $ieben Theile getheilet, davon das ober$te des Capitäls, einen Theil hat, die Schnirkel und Stengel zween: die Blätter der obern Reihen zween, und die in der untern Reihen eben $o viel. Die Breite des obern Ge$imms des Capitäls, i$t die Diagonal EF. das doppelte der höhe CD. Den Bogen H. zu bekommen, muβ man benanntes oberes Ge$imms EG, in neun Theile theilen, und ihme einen davon geben.

Man hat unten das Bärenklau-Blat, welches den Korb, $o mit einem Ziegel bedeckt, umgibt, woher, wie Vitruvius $agt, der Bildhauer Calli- machus $ein er$tes Modell zum Corinthi$chen Ca- pitäl genommen. I$t pag. 95. nachzu$ehen.

[0181] )o( Explication des zehenden Kupfers.

Die$er Riβ enthält den Grundriβ und Auftrag des Römi$chen Theatri. AA, i$t die Galle- rie oder Laube, $o unten ganz herum gehet. BB, die Eingänge, durch welche man von der Gallerie zu dem Orche$ter C kommt. KDEDK, der Pult genannt, i$t ein Ort worauf die Actores $piel- ten. MM, der Platz (Pallier) $o die obere und untere Treppen $eparirt, PM, die Stiege $o zwi- $che n den Treppen NN, i$t, die Gallerie $o oben am Theatro. PP, der Gang unter der Stiegen. TT. die Stiege durch welche man zur Gallerie hinauf kommt. KIHIK, die Scena oder Schau- $piel. H, die Haupt-Pforte. II, Pforte für die Fremde. KK, die Retour oder umgehende Pforten. OOO, die Machinen, $o die Scena zu verändern dienten. GG, der hintere Theil des Theatri. Von die$em Kupffer i$t pag. 112. nach- zu$ehen.

[0182] )o( Explication des eilften Kupfers.

Die$es Kupfer enthält die Explication der Cata- pulten welches eine Machine, wormit die Alten Pfeile einer ungemeinen Grö$$e $cho$$en. A, $ind zween Bäume neben einander angefügt, welche, nachdeme $ie angezogen, im abdrucken den Pfeil mit gro$$em Gewalt hinauf $cho$$en. Einer die$er Bäu- me wird als wann er an dem Capitäl der Machine angezogen, und mit einem ei$ernen Riegel beve$tiget war, vorge$tellet; der andere aber, der aben auch $oll ge$pannet werden, als der Machinen-Mei$ter B, mit der rechten Hand die Corde oder Saiten $o den Baum anziehet, den Klang gibt, und das Ende C auf oder abla$t, und das $o lang und viel biβ daβ ei- ne Corde den Klang, wie die andere habe. Die$es ge$chiehet durch ein excentri$ches Stuck, üher wel- ches eine Walze gehet, $o der Mei$ter durch Hülf ei- nes Hebels, welchen er in der linken Hand hält, dre- het. DEE, i$t das Capitäl der Catapulta im gro$$en vorge$tellt. EE. $ind die Löcher, durch welche die Sai- ler gehen, mit welchen die Bäume angezogen wer- den. F, i$t ein Ende eines der Bå;umen im Gro$$en vorge$tellt. G. i$t ein Zapffen der durch den Na- gel gehet, wodurch der Baum an das Capitäl beve- $tiget wird. H, i$t die Rolle oder Walze $o durch das excentri$che Stuck gehet. I$t pag. 138. be- handelt.

[0183] )o( Explication Ver$chiedener $chweren Wörter, $o $ich in dem Vitruvio finden. A. Abacus, bedeutete bey den Alten gemeiniglich ei- # nen kleinen Ti$ch, $o auch ein Schenkti$ch # war. Es war auch ein viereckigtes dickes # Stuck Bret, worauf die Arithmeti$che Zah- # len ge$chrieben wurden. In der Archite- # ctur aber i$t $olches der ober$te Theil des Ca- # pitäls: die$es Wort bedeutete vor Zeiten ei- # nen Deller, weil man dazumahl $ich der vier- # eckigten hölzern Deller bedienet # pag. 90 Acantbus, Bärenklau, i$t eine Pflanze, $o breite # und $ehr ge$paltene Blätter hat, die Alten # haben $olche an die Capitäle der Säulen ge- # macht, und zieheten damit die mein$ten Glie- # der der Architectur # 19. 98 Acroterium, bedeutete bey den Alten alle Extre- # mitäten eines ganzen Cörpers, als wie an # den Thieren, die Na$e, die Ohren, die Fin- # ger. An dem Gebäude das äu$$er$te des # Dachs, an dem Schiff der Rö$ter oder # Schnabel; $onderlich $ind an dem Gebäude # die Acroteria diejenigen Piede$tal, die $o [0184] )o( # wohl auf der Mitte als an die Seiten der # Frontons oder Verdachungen, um Statuen # oder andre Dinge darauf zu $tellen, ge$etzt # werden # pag. 69. 82 Amphipro$tylus, war eine Gattung Tempel, wel- # che vier Säulen vornen, und auch $o viel # hinten hatte # 109 Alburnum, das Holz, $o gleich nach der Rinden # kommt Architrave Epi$tilium, Unterbalken, bedeutet den # Haupt-Balken. Die$er Theil des Gebäudes # wird immediate auf das Capitäl ge$etzt, deβ- # wegen haben ihn die Griechen Epi$tylum ge- # nannt, und will $o viel $agen als auf Säu- # len # 169 Antæ, waren Pfeiler $o die Alten an die Ecke der # Tempeln machten # 107 A$tragalus, i$t ein Rund$täblein # 83 Athleta, i$t ein Fechter. Die Athletæ der Alten # waren die, $o $ich im Lauffen und Ringen ex- # ercirten # 120 Attica, bedeutet das, $o von der Stadt Athenæ # oder ihrem Territorio i$t. In dem Vitru- # vio i$t $olches die Ba$is, $o die neue Bau- # mei$ter der Dori$chen Säule gegeben haben. # Es i$t auch Meldung von Atti$chen Pforten # oder Thüren gethan, weil die$e Sachen von # den Athenien$ern erfunden worden. Wir [0185] )o( # nennen Attique einen kleinen Orden, $o über # einen viel grö$$eren zu $tehen kommt, dann # an $tatt der Säulen hat die$er kleine Orden # nur Pila$ter oder Le$enen gerad aus, aus # einer be$ondern Art, und einem Orden, $o # man Attique nennet # 85 Axis, hei$t eine Are oder Achs, Vitruvius nen- # net den Rand der Schnecken al$o, $o auf # den Seiten die Dicke vor$tellet, und i$t das # äu$$er$te, $o die Franzo$en Balu$tre nennen, # Schwung an der Seite der Schnecke # 92 # B. Ba$ilicus, bedeutet Königlich. Diβ war bey den # Alten ein gro$$er Saal, $o zwey Reihen # Säulen hatte, uud war formirt wie das # Langhaus einer Kirch, hatte auf beeden Sei- # ten Gallerien. Die$e Säle, $o anfänglich # für Königliche Pallä$te angegeben waren, # wurden endlich zu Ju$tiz - Sachen gebraucht, # und endlich gar Chri$tliche Kirchen, welche # auch Zeithero die Form $o behalten haben # # 100. 112 Balu$ter, i$t die Neben - Seite einer Schnecke # oder Volutæ, und durch die Handwerks- # Leute al$o benam$et worden, weil $ie einer # Balun$ter gleich $iehet. # 92 [0186] )o( # C. Canal, zu Teut$ch Umzug, i$t was an der Schne- # cken-Linie am Ioni$chen Orden mit umlauffe # und etwas vertieft i$t # 92, 98 Caryatïdes, $ind Statuen von Weibsbildern, die # an $tatt der Säulen dienen # 22 Cella, bedeutet gemeiniglich ein kleines Stuck # eines Gebäudes; es i$t $onderlich bey den # Alten @as Mittel eines Tempels mit Mau- # ren umgeben: wahr$cheinlich i$t es al$o # recht tituliret, weil die Gallerien $o au$$en # herum gegangen den grö$ten Plaz ausmach- # ten # 103 Chalcidique war ein gro$$er hoher Saal, und # wird wegen der Stadt Chalcis ai$o benam- # $et, weil allda die er$ten al$o erbauet wur- # den # 113 Chorobatum, bedeutet das, was zur Be$chrei- # bung eines Landes dienet, um die Situation # davon zu haben. Es i$t propriè das was # wir $ätzwägig nennen, wann es dem Bley # nach genommen wird # 126 Con$ole, i$t ein Franzö$i$ch Wort und brauchen # $olches auch die Teut$chen, i$t ein Stuck der # Architectur, $o man an die Seite der Fen- # $ter, Thüre oder Thor des Ioni$chen Or- [0187] )o( # dens macht, die Corniche oder das Haupt- # Ge$imms gleich$am zu tragen Cui$$e, Schenkel, i$t das Plättlein zwi$chen dem # Drey$chlitzen oder Tryglyphen. # D. Dia$tylus, i$t eine Art Gebäude, wo die Säulen # drey Diameter von einander ab$tehen # 71 Dipter, bedeutet das, $o doppels lange Seiten # oder Flügel hat. Die Alten hie$$en die Tem- # pel al$o, $o zwo Reihen Säulen ringsum # hatten, weil die$e zwo Reihen, zwey Por- # tiquen oder Gallerien ausmachten, $o $ie # Flügel (Alas) genennet # 109 # E. Echinos, i$t ein Halbrund - Stab, wo auch die # Oven eingezeichnet $ind # 20. 83 Entablement, Tabulatum i$t das ganze Ge$ims 84 Epi$tylum. vide Architrave. Eurythmie, bedeutet Proportion, wird in $einer # gemeinen Bedeutung in Architectur - Sachen # genommen; bedeutet $onderlich die Propor- # tion der Bewegung des Tanzens und der # Mu$ic # 26 Eu$tylus, bedeutet ein Gebäude, woran die Säu- # len wohl placirt oder ge$tellt $ind, die Pro- [0188] )o( # portion i$t die$e, daβ die Zwi$chen-Säulung # zwey und einen viertels Diameter hat # 72 # F. Fresco, i$t eine Mahlerey auf Mörtel ehe er tro- # cken worden # 53 # G. Gnomonique, i$t eine Wi$$en$chaft Sonnen-Uh- # ren zu machen; kommt von dem Griechi$chen # Wort Gnomon, bedeutet etwas, $o was zu # erkennen gibt; dann Gnomon i$t der Stylus # oder die Nadel, welche die Höhe der Son- # ne anzeiget, die Zeichen in welcher $ie # Iauft, und die Stunden, und das vermit- # tels des Schattens # 13 # H. Hydraulic, bedeutet eine Machine, die durch das # Wa$$er getrieben wird, $o man durch Röhren # weiter leitet. # 136 Hypethre, i$t ein Gebäude $o kein Dach hat, und # da es hinein regnen kan, die Alten hatten # $olche Tempel # 190 Hyperthyron, über einer Thüre; i$t eine breite # Tafel, $o $ich an den Dori$chen Pforten, # und über den Sturz auf die Art eines Fries # findet # 105 [0189] )o( # I. Ichnographia, hei$t ein Fuβtritte, das i$t, wie # die Fuβ$ohlen auf dem Erdboden ein Zei- # chen zuruck la$$en. Al$o hei$t man den Plan # eines Gebäudes. # 25 # L. Lacunar, oder Plat - fond, Deck # 104 Laconicum, welches eine trockene Bad$tube zum # $chwitzen. I$t al$o benam$et, weil $ie bey # den Lacedemoniern $tark im Gebrauch war # # 117. $q. # M. Monopter, bedeutet an der Architectur das, was # nur den Flügel hatte; es war eine Gattung # runder Tempel mit einer Kupel, $o nur auf # Säulen $tunde # 110 Metope, i$t bekannt, und findet $ich zwi$chen den # Triglyphen. # 87 # O. Orche$ter, bedeutet den Ort, wo man danzete, # war der tieffe$te Ort des Theatri, zwi$chen [0190] )o( # der Scena, hoc e$t, wo die Comœdianten # $pielten, und die Staffeln, wo die Zu$chauer # $a$$en # 113 Ordnung, als die fünf Ordnungen der Säulen. # # 74 Orthographia, bedeutet eine Wi$$en$chaft recht # und ju$t zu $chreiben, auch den Auftrag eines # Gebäudes # 21 P. Pale$ter, war eigentlich der Ort, wo die Ringer # $ich exercirten; es er$trecket $ich aber die$es # Wort auf alle Exercitien # 118 Para$cenium, i$t das Hinter-Theil des Theatri oder # der Scenæ # 116 Peripter, i$t das, was einen Flügel ringsum hat. # War eine Art Tempel, $o an vier Seiten # Säulen hatte, und von dem Pro$tyl zu un- # ter$cheiden, $o nur vornen Säulen hatte, # auch von dem Amphipro$tyl, der nur hinten # und vornen Säulen hatte, und keine auf den # Seiten. # 109 Peri$tyl, i$t $o um und um Säulen hatte, i$t # von dem Peripter zu unter$cheiden, indeme # die Säulen in dem Peri$tyl inwendig rings [0191] )o( # umgehen, gleichwie um einen Hof; und # die am Peripter $ind auswendig, wie an # den Tempeln der Alten # 60. 112. 118 Po$ticum, i$t die hintere Thür eines Gebäudes # # 103 Pro$cenium, i$t das vordere Theil der Scenæ, # war ein Gebäude eben $o hoch, als die letzte # Gallerie des Theatri, daran die Faciata mit # vielen Reihen Säulen gezieret war # 114 Pro$tyl, i$t das, was nur an der Faciata Säu- # len hatte. Es wurde eine Art Tempel der # Alten al$o genennet # 109 P$eudodipter, i$t der fal$che Dipter; i$t eine Gat- # tung Tempel, $o ringsum Gallerien hatte # und jede $o breit als die doppelte Gallerie # des Dipters # 109 P$eudoperipter, oder fal$cher Peripter, i$t eine # Gattung Tempel, wo die Säulen an den # Seiten inwendig, und in die Mauer einge- # la$$en waren, welche erweitert, al$o daβ er # inwendig die Weite der Gallerie des Peripters # ein$chlo$$e # 110 Pulpitum, Pult, der Ort auf welchem die Co- [0192] )o( # mœdianten $pielten, welches eigentlich das # i$t, $o wir Theatrum nennen # 114 Picno$tyl, i$t ein Gebäude, wo die Säulen # $ehr nahe an einander $tunden, al$o daβ die # Zwi$chen$äulung nur einen und einen halben # Diameter betrug # 70 # R. Rudus, war ein grober Mörtel, den man # gebrauchte die Mauer damit zu bewerffen # und eben zu machen, ehe man den feinen # Wurf darauf machre. Es wurde bey den # Decken eben auch al$o gehalten. # 48 # S. Scena, bedeutet Tabernackel, Zelt, Pavillion, # war in den Theatris der Alten eine gro$$e # Faciata des Gebäudes mit Säulen und # Statuen gezieret, $o drey gro$$e Oefnun- # gen hatte, in welchen in drey Per$pecti- # vi$chen Gemählden die Wohnungen derje- # nigen, $o die Tragœdie und Comœdie $piel- # ten, vorge$tellet wurden # 114 Scenographia, i$t die dritte Manier ein Gebäude # zu zeichnen, wenn $olches im Per$pective [0193] )o( # oder aber in einem Modell vorge$tellet # wird. Stadium, die$es Wort bedeutet den Ort wo man # $till $tehet, ob es gleich wohl der i$t, wo # man laufft. Die Alten haben das Spa- # tium von 125. Schritten al$o genennet, # weil man $agt, daβ Hercules $o weit ge- # loffen ohne $till zu $tehen, und ohne Athem # zu $chöpffen. In der Architectur aber i$t # es ein Gebäude, $o wie ein Theatrum mit # vielen Staffeln und Trcppen, $o $ehr lang # und an den Enden gebogen i$t, dahin kun- # ten $ich die Zu$chauer, $o den Lauf der # Athleten betrachteten, begeben # 115. 120 Statumen, bedeutet alles dasjenige $o zum $tü- # tzen dienet. In Architectur - Sachen i$t es # ein Mörtel mit Kie$el$teinen vermi$cht, wo- # mit man die er$te Auflage der Böden # machte # 48 Stuc, eine Gattung Mörtel aus ge$to$$enem Mar- # bel und Kalch gemacht # 53 Sy$tylus, i$t ein Gebäude, wo man vermeinet, # die Säulen $eyen aneinander oder ganz bey- # $ammen, die Zwi$chen$äulung i$t zween Dia- # meter der Säule # 71 [0194] )o( Symmetrie, i$t bey den Griechen und Lateinern # die gute Berhältnuβ des ganzen mit $ei- # nen Theilen. Al$o daβ die rechte, wie die # linke Seite, das obere mit dem untern # $ich verhalte # 27. 65 Stylobat, i$t ein Piede$tal. # 76 # T. Theoria, bedeutet eine Betrachtung, i$t die # Wi$$en$chafft eines Dings, als da der Ver- # $tand die Ur$ach begreiffen kan, ohne daβ # die Praxis und die Erfahrung $olches an # Tag leget # 20. $q. Torus, bedeutet ein Bette, Matratz @c. I$t der # Rund$tab an der Ba$i # 83 # V. Ve$tibul, bedeutet alles das, was bey dem Ein- # gang in das Hauβ $ich zeiget, von wel- # chem man in die andere Zimmer kommt # 60 Voluta, hei$t verwickelt, i$t ein Theil des Io- # ni$chen, Corinthi$chen und Compo$ita Ca- # pitäls, $tellet eine verwickelte und eine $pi- # rale gedrehte Linie vor # 96 [0195] )o( # X. Xy$tus, bedeutet gekratzt oder ge$chabet. War # der Ort wo die Athleten $ich exercirten, # i$t al$o genannt, weil die Althleten $ich # die Haut allda mit einem Spiegel $chabe- # ten oder kratzten, damit der Schweiβ ab- # fiele, um die Haut dadurch glatt und $chlüpf- # rig zu machen, auf daβ der Ringer nicht # haften kunte # 119 FINIS. [0196] [0197] Tab: I. # pag. 65. G C F H E D D K K C C K H A [0198] [0199] Tab: II. B A B A 2 2 2 J{1/2} j{1/2} j{1/2} D C D C 4 4 4 3 3 3 [0200] [0201] Tab: 3. 2{1/4} 3 2{1/4} A C A D A B A [0202] [0203] Tab. IIII. [0204] [0205] Tab: V H G C B N M B L E D F E A K A I [0206] [0207] Tab: VI. L O N I H K C M G F E D C B A [0208] [0209] Tab: VII. Q P O N M L K I H G F E D B C B A [0210] [0211] Tab: VIII. E G F A C B K H I 9 8 7 6 5 4 3 2 j D M K L H M L C [0212] [0213] Tab: IX. [0214] [0215] [0215a] Tab X. A P B B B B P I A A A A T A T A N L N L N L P P B B B B B B D C E D O G G A G I G H A [0216] [0217] Tab: XI. B C F G D E F H [0218] [0219] Errata.

E@ kommt oft das Wort Pozolon, hei$t aber Pozolan.

Im Regi$ttr nach Chalcidiquen oder hohe gro$$e Säulen, le$et Säle.

Pag. 6 lin. 23. $tatt er, le$et es. # 28 lin. 20. zur@ick, le$et zur Ruhe. # 30 lin. 4. der La$t, le$et den La$t. # 32 lin. 3. le$et wegen ihrer Feuchtigkeit $o # # bitter i$t. # 34 lin. 14. Ballen, le$et Bollen. # 50 lin. 15. Ballen, le$et Bollen. # 50 lin. 25. voll le$et Fall. # 61 lin. 15. le$et Breite nicht haben. # 73 lin. 9. wann, le$et woran. # 80 lin. ultima, zömen, le$et zauben. # 81 lin. penult, untere, le$et mittlere. # 110 lin. 20. fe$ten, le$et er$ten. # 126 lin. 21 und. die$es Wort bleibt hinweg. # 131 kommt mehrmahlen Rerben, le$et Ror- # # ben. # 132 lin. 8. Rreben, le$et Rorben. # 145 lin. 16. le$et die @te Art. # 155 lin. 17. zieheten, le$et ziereten. # 167 lin. 4. Spiegel, le$et Striegel. [0220] [0221] [0222] [0223] [0224]