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Version vom 2009-02-14
author Klaus Thoden <kthoden@mpiwg-berlin.mpg.de>
date Thu, 02 May 2013 11:08:12 +0200
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<!--l. 7--><p class="noindent"><pb/></p>
<div class="center" >

<!--l. 8--><p class="noindent">
</p><!--l. 9--><p class="noindent"><span 
class="cmr-12x-x-120">15. </span><span 
class="cmbxti-10x-x-144">Bemerliun gen </span> <br/><span 
class="cmbxti-10x-x-144">zu der Notiz von Hrn. Paul</span>
<span 
class="cmbxti-10x-x-144">Ehrenfest: </span> <br/><span 
class="cmbxti-10x-x-144">,,Die Translation deformierbarer</span>
<span 
class="cmbxti-10x-x-144">Elektronen </span> <br/><span 
class="cmbxti-10x-x-144">und der Fl</span><span 
class="cmbxti-10x-x-144">ächensatz&#8220;; </span> <br/><span 
class="cmbxti-10x-x-144">von A. Einstein.</span></p></div>
<div class="center" >

<!--l. 15--><p class="noindent">
</p><!--l. 16--><p class="noindent">--------</p></div>
<!--l. 19--><p class="indent">   In der genannten Abhandlung sind folgende Bemerkungen <br/>enthalten:
</p><!--l. 22--><p class="indent">   ,,Die Lorentzsche Relativitätselektrodynamik wird in der <br/>Formulierung, in der sie Hr. Einstein publiziert hat, ziemlich <br/>allgemein als abgeschlossenes System angesehen. Dement-<br/>sprechend muß sich aus ihr rein deduktiv eine Antwort auf <br/>die Frage ergeben, die man durch Übertragung des A braham-<br/>schen Problems vom starren auf das deformierbare Elektron
 <br/>erhält: Angenommen, es existiere ein deformierbares Elektron, <br/>das in der Ruhe irgend eine nicht-kugelförmige und nicht <br/>ellipsoidische Gestalt besitzt. Bei gleichförmiger Translation <br/>erfährt dieses Elektron nach Hrn. Einstein die bekannte <br/>Lorentz-Kontraktion. Ist nun für dieses Elektron gleich-<br/>förmige Translation nach jeder Richtung hin kräftefrei möglich <br/>oder nicht?&#8220;
</p><!--l. 38--><p class="indent">   Hierzu habe ich folgendes zu bemerken:
</p><!--l. 40--><p class="indent">   1. Das Relativitätsprinzip oder -- genauer ausgedrückt --<br/>das Relativitätsprinzip zusammen mit dem Prinzip von der <br/>Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist nicht als ein ,,ab-<br/>geschlossenes System&#8220;, ja überhaupt nicht als System auf-<br/>zufassen, sondern lediglich als ein heuristisches Prinzip, <br/>welches für sich allein betrachtet nur Aussagen über starre <br/>Körper, Uhren und Lichtsignale enthält. Weiteres liefert die <br/>Relativitätstheorie nur dadurch, daß sie Beziehungen zwischen
 <br/><pb/>
</p><!--l. 51--><p class="indent">

</p><!--l. 52--><p class="noindent">sonst voneinander unabhängig erscheinenden Gesetzmäßigkeiten <br/>fordert.
</p><!--l. 55--><p class="indent">   Die Theorie der Bewegung des Elektrons beispielsweise <br/>kommt folgendermaßen zustande. Man setzt die Maxwell-<br/>schen Gleichungen für das Vakuum für ein Koordinatenzeit-<br/>system voraus. Durch Anwendung der vermittelst des Rela-<br/>tivitätssystems hergeleiten Ort-Zeit-Transformation findet man <br/>die Transformationsgleichungen für die elektrischen und magne-<br/>tischen Kräfte. Unter Benutzung der letzteren findet man <br/>durch abermalige Anwendung der Ort-Zeit-Transformation aus <br/>dem Gesetz für die Beschleunigung des langsam bewegten <br/>Elektrons (welches angenommen bez. der Erfahrung ent-<br/>nommen wurde) das Gesetz für die Beschleunigung des be-<br/>liebig rasch bewegten Elektrons. Es handelt sich hier also <br/>keineswegs um ein ,,System&#8220;, in welchem implizite die einzelnen <br/>Gesetze enthalten wären, und nur durch Deduktion daraus <br/>gefunden werden könnten, sondern nur um ein Prinzip, das <br/>(ähnlich wie der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie) gewisse <br/>Gesetze auf andere zurückzuführen gestattet.
</p><!--l. 76--><p class="indent">   2. Als man sich noch nicht auf das Relativitätsprinzip <br/>stützte, sondern die Bewegungsgesetze des Elektrons auf <br/>elektrodynamischem Wege zu ermitteln strebte, sah man sich <br/>genötigt, über die Verteilung der Elektrizität bestimmtere
 <br/>Annahmen zu machen, damit das Problem kein unbestimmtes <br/>sei. Man dachte sich dabei die Elektrizität auf einem <br/>(starren) Gerüst verteilt. Es ist wohl zu beachten, daß die <br/>Gesetze, nach welchen ein solches Gebilde sich bewegt, nicht <br/>aus der Elektrodynamik allein hergeleitet werden können. <br/>Das Gerüst ist ja nichts anderes als die Einführung von <br/>Kräften, welche den elektrodynamischen das Gleichgewicht <br/>leisten. Wenn wir das Gerüst als einen starren (d. h. durch <br/>äußere Kräfte nicht deformierbaren) Körper ansehen, so <br/>kann das Problem der Bewegung des Elektrons dann und <br/>nur dann auf deduktivem Wege ohne Willkür gelöst werden, <br/>wenn die Dynamik des starren Körpers hinreichend genau be-<br/>kannt ist.
</p><!--l. 96--><p class="indent">   Falls die Relativitätstheorie zutrifft, sind wir von letz-<br/>terem Ziele noch weit entfernt. Wir besitzen erst eine Kine-<br/>matik der Paralleltranslation und einen Ausdruck für die <br/><pb/>
</p><!--l. 102--><p class="indent">

</p><!--l. 103--><p class="noindent">kinetische Energie eines in Paralleltranslation begriffenen <br/>Körpers, falls letzterer mit anderen Körpern nicht in Wechsel-<br/>wirkung steht<sup ><span 
class="cmr-8">1</span></sup>); im übrigen ist sowohl die Dynamik als auch <br/>die Kinematik des starren Körpers für den vorliegenden Fall
 <br/>noch als unbekannt zu betrachten.
</p><!--l. 110--><p class="indent">   Bern, den 14. April 1907.
</p><!--l. 112--><p class="noindent">----------
</p><!--l. 115--><p class="indent">   1) Daß letztere Einschränkung wesentlich ist, werde ich demnächst <br/>in einer Arbeit zeigen.
</p>
<div class="center" >

<!--l. 118--><p class="noindent">
</p><!--l. 119--><p class="noindent">(Eingegangen 16. April 1907.)</p></div>
<div class="center" >

<!--l. 122--><p class="noindent">
</p><!--l. 123--><p class="noindent">----------</p></div>
    
</body></html>